Die von BMW gekaufte Wissenschaft
Der SPIEGEL berichtete neulich über einen Artikel in der New York Times (“BMW’s Custom-Made University”, inzwischen leider nur noch kostenpflichtig zu haben), in dem berichtet wird, wie BMW die Kontrolle über die Clemson University
für eine relativ kleine Spende übernommen hat. Es war zwar die größte Spende, die diese Hochschule je bekommen hat, aber relativ klein im Vergleich zum Wert der Hochschule.
Dafür bestimmt BMW jetzt die Lehrpläne und gibt Profiles vor, wie die optimalen Studenten sein müssen. BMW gibt vor, welche Professoren einzustellen sind und wie die Universitätsgebäude aussehen sollen. Bewerber müssen sich auf ein zusätzliches Kontrollgespräch mit BMW gefasst machen. Zweifellos laufen Forschung und Benotung dort danach, was BMW genehm ist.
Das ganze hört sich zunächst etwas übertrieben und extrem amerikanisch an.
Ich habe aber vor einiger Zeit die Rektorwahl an einer deutschen Universität untersucht und dabei festgestellt, daß gleich nach Eingang der Bewerbungen die meisten der Bewerbungen durch ein Gremium ohne Angabe von Gründen, mit nachträglich manipuliertem Protokoll und rückstandslos aus den Akten entfernt wurden. Normalerweise müssen auch die Bewerbungen von nicht ausgewählten Bewerbern bis zum Schluß aufgehoben werden, damit man die Sache auf Richtigkeit prüfen kann. Hier nicht. Hier hatte man dafür gesorgt, daß keine unerwünschte Bewerbung mehr auftauchte. Und wer saß in diesem Gremium? Ein Vorstandsmitglied von BMW. Also bestimmt BMW auch an einer deutschen Universität, wer etwas werden darf und wer nicht.
3 Kommentare (RSS-Feed)
Normalerweise bin ich sehr skeptisch bei solchen Kommentaren, vor allem dann, wenn sie mit URL auf eine kommerzielle Webseite (hier: BMW 7 Fan verweist auf http://www.bmw-jahreswagenverkauf.de) verbunden ist. Einträge mit kommerziellen Links betrachte ich normalerweise rigoros als Spam.
Weil hier aber ein Bezug zur Sache ist, hab ich den Kommentar mal zugelassen, denn obwohl der Kommentar als Kritik daherkommt, unterstreicht das meine Sichtweise.
Ich finde die Sache keineswegs super. Es kann nicht angehen, daß da eine kommerzielle Firma durch die Hintertür bei einer einzelnen Universität Einfluß auf Lehrstellenbesetzung und Curicullum nimmt. Selbst wenn es sich um fachlich vertretbare und gute Stoffänderungen handelte, stellt sich die Frage, ob damit Studenten aller anderen Universitäten abgeschnitten sind.
Ein anderer Punkt ist, daß Universitäten auch Prüfungsbehörden sind. Die Nähe einer Prüfungsbehörde zu einer bestimmten Firma, insbesondere finanzielle Nähe, verbietet sich. Wenn die da BMW lehren wollen, sollten sie sich vom allgemeinen Prüfen verabschieden.
Davon abgesehen halte ich die Spende auch nicht für “groß”. Für BMW war das ein kurzer Schnipser aus der Portokasse und viel billiger, als sich eine eigene Ausbildungsstätte zu bauen oder sie zu fördern. Beispielsweise hat Hasso Plattner (SAP) für das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam sehr viel mehr springen lassen, was zumindest die nötigen Dimensionen etwas veranschaulicht. Wobei ich auch den Fall HPI (auch aus anderem Grund) für fragwürdig halte.
Also letztlich hat sich BMW damit für ein Trinkgeld die Gunst und die Mitwirkung an einer Universität eingekauft. Und das halte ich – gerade vor dem Hintergrund eines anderen Falles, in dem eine BMW-nahe Person an einer deutschen Universität auch eine überaus fragwürdige Rolle gespielt hat – für zumindest bedenklich.
Naja, es ist eine große Spende gewesen und dann haben die Studenten eine reele Chance bei BMW anzufangen. BMW würde die Studenten nicht das lehreren, was die nicht brauchen würden, also sehr Praxis Nah. Das finde ich eine super Sache von der Hochschule und BMW.