Es gibt auch vernünftige Professoren und Prüfer
Normalerweise wenden sich nur Prüflinge an mich, meist wegen Adele oder den Prüfungsrechtswebseiten. Die Vorgänge, die sie schildern, sind meist haarsträubend, die Professoren und Fakultäten auf der Gegenseite meist so inkompetent wie stur und willkürsüchtig. Sie nehmen lieber die Kollateralschäden einer Auseinandersetzung hin als von Willkür und eingefahrenen Verhaltensweisen abzulassen.
Es gibt aber auch andere.
Inzwischen hat mich schon der vierte Professor gefragt, wie man eigentlich Prüfungsrechtsstreitigkeiten vermeidet. Es gibt Professoren, die da vernünftig sind und die lieber ordentlich arbeiten als Macht durchzusetzen. Auch für eine Fakultät ist es vernünftiger, eine sachliche Lösung zu finden als die Konfrontation heraufzubeschwören. Dem Prüfling bleibt nämlich keine Alternative zur Klage, sonst ist der Prüfungsbescheid rechtswirksam und kann nicht mehr geändert werden. Die Initiative muß daher grundlegend von der Fakultät ausgehen.
Es gibt tatsächlich sehr gute Methoden, Streit von vornherein zu vermeiden oder jedenfalls nicht eskalieren zu lassen, und dabei als Fakultät erheblich an Seriosität, wissenschaftlicher Qualität und Charakter zu gewinnen. Der Schlüssel dazu liegt in der Neuordnung des Prüfungsrechts durch das Bundesverfassungsgericht von 1991, der einerseits ein verwaltungsinternes Kontrollverfahren vorschreibt, es nun aber auch ermöglicht.
Im wesentlichen muß man eigentlich nur das umsetzen, was man ohnehin seit 1991 hätte umsetzen müssen (was sich nur nicht herumgesprochen hat). Im wesentlichen muß man die durchzuführenden Schritte in der Prüfungsordnung als Teil des Prüfungsablaufs festschreiben. Es erfordert natürlich eine Überarbeitung (und Ausmistung) der Prüfungsordnungen, aber man kann dadurch zu sehr viel interessanteren und anspruchsvolleren Prüfungen kommen.
Es setzt natürlich voraus, daß man überhaupt willens ist, ernsthafte Prüfungen durchzuführen, und daß man erkennt, daß einem Prüfer auch kein Zacken aus der Krone bricht, wenn er seine Bewertung begründet oder sie auch mal korrigiert.
Wer interessiert ist, kann mich gerne ansprechen. Vielleicht werde ich zusammen mit einer Fakultät mal einen Vorschlag für eine ordentliche Promotionsordnung ausarbeiten.