Deutschlands Unis sind nicht mehr ganz dicht
Wieder mal ein interessanter Artikel im SPIEGEL, diesmal über die marode Bausubstanz deutscher Universitäten.
An sich zunächst mal zutreffend, ich habe schon einige Universitätsgebäude gesehen, die in jämmerlichem bis verwahrlostem Zustand waren und einfach nicht gepflegt wurden, oftmals nach dem Schema erst Bauen und dann vergammeln lassen. Viele Gebäude, vor allem der sechziger bis achtziger Jahre sind einfach schon wieder am Ende der Lebensdauer, weil einfach schlecht gebaut und von der Substanz schlechter als die 100-200 Jahre alten Gebäude.
Übrigens habe ich auch außerhalb Deutschlands schon marorde Universitätsgebäude gesehen. Beispielsweise war ich am berühmten CERN in Genf überrascht, daß das da in manchen Gebäuden richtig gammelig ist, und die Stühle mitunter älter als ich. Beim Setzen weiß man nicht, ob man sich mehr Sorgen um die spätere Sauberkeit und weitere Verwendbarkeit der Hose oder darum machen soll, ob der Stuhl überhaupt noch das Gewicht halten kann. Auch im gelobten Land, den USA, hab ich schon üble Dinge gesehen, sogar an einer der “Super-Unis”. Wobei ich sagen muß, daß die Unis in den USA und Australien bisher auf mich einen sehr viel gepflegteren und saubereren Eindruck machen. (Was nicht unbedingt universitär bedingt sein muß, denn auch was die allgemeinen Straßen und Städte angeht, machen Australien auf mich insgesamt und die USA zumindest teilweise einen gepflegteren Eindruck).
Allerdings läuft das wieder auf das alte Thema hinaus: Die Unis brauchen dringend Geld. Der Staat hat’s nicht. Also wieder Geld von der Industrie holen. Das alte Lied von der akademischen Prostitution: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Immer mehr Forscher begeben sich in finanzielle Abhängigkeiten, die ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit nicht nur in Frage stellen, sondern ausschließen. Im gemäßigteren, und vielleicht gerade noch hinnehmbaren Fall ist das der Aldi-Hörsaal, der auch den Studenten zugute kommt und nicht an eine bestimmte Fakultät geknüpft ist. Anders sieht es dann aus, wenn z. B. (wie im vorhergehenden Blog-Artikel) eine Fachhochschule von der Computerspieleindustrie bezahlt wird und dann verkündet, daß Computerspiele nicht gefährlich seien.
Da könnte ein undichtes Dach selbst bei denen den Widerstand erweichen, die sowas eigentlich nicht wollen. Weil ihnen letztlich gar nichts anderes mehr übrig bleibt.