Inflation der Universitäts-Ehrentitel
Der SPIEGEL hat’s mal wieder:
Eine schöne Bilderstrecke über Leute, die von Universitäten mit Ehrendoktortiteln beworfen wurden (etwas seltsam, weil es keinen Artikel gibt, sondern nur ein redirect auf die Startseite mit Popup).
Das bestätigt aber mal wieder, daß diese Ehrendoktoren-Unsitte ein ganz unsägliches und unwürdiges Geschacher ist, das überhaupt nichts mit einer Ehrenverleihung zu tun hat, sondern eine üble Trittbrettfahrerei auf dem Ansehen prominenter Personen ist. Ist der Prominente X mal in der Gegend, bevorzugt Politiker wie Clinton oder Mandela, Gottheiten wie Papst oder Dalai Lama, oder auch mal irgendein dahergelaufener Milliardär, dann bewirft ihn sofort die – meist völlig unbekannte und unbeachtliche – Universität Y mit einem Ehrendoktor. Der Prominente X kann sich dagegen nicht wehren, denn das wäre ja ein Eklat, ein diplomatischer Affront, eine Blamage und was sonst noch. Also bleibt X nichts anderes übrig, als an der Universität Y aufzutauchen, irgendeine schräge Dankesrede ohne Honorar zu halten, und sich fürderhin damit demütigen (oder gar beleidigen) zu lassen, daß er ständig auf der Ehrendoktorenliste der Universität Y auftaucht, die sich damit ohne jede Bezahlung an seinem Ruhm bereichert. Für die Uni Y eine Marketing-Aktion, man eignet sich den Namen des Prominenten quasi an. Kostenpunkt: Null (von einem Papp-Hut und einem Kittel vielleicht mal abgesehen).
Schönes Zitat:
Irgendein Grund für einen Ehrentitel findet sich eben immer, wenn der Gast nur prominent genug ist.
In den allermeisten Fällen wird damit also nicht der Ernannte geehrte, sondern die Universität ehrt sich einfach ohne zu fragen selbst. Besonders fragwürdig sind vor allem die Fälle, in denen der Ehrendoktor (bei größeren Beträgen auch mal ein Ehrensenator) eigentlich oder sogar ganz unverhohlen für Geldzahlungen vergeben wird.
Widerlich. Unwürdig. Niveaulos.