Professur Nachfolge Beth
Ich habe mir inzwischen mal einige der Akten zur Nachfolge Beth angesehen.
Ich werde hier nicht in die Details gehen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, natürlich auch vertrauliche Dinge drinstehen und ein paar Sachen der Erklärung bedürfen. Man kann sich aber nur wundern, wenn man das liest. Da werden hunderte, vielleicht tausende von professoralen Arbeitsstunden in Berufungsausschusssitzungen verbraten, aber keiner kommt auf die Idee sich mal darüber zu informieren, was er eigentlich zu tun hat. Hauptsache, alle Interessenparteien haben mitgerührt. Und erst wenn’s dann Knatsch gibt fragt man den Rechtsanwalt, wie man das tarnen kann, anstatt es gleich richtig zu machen. Unglaublich, wieviel Arbeitszeit und damit Geld da vergeudet wird. Solange eine Universität sich solche Verschwendung leisten kann, geht’s denen zu gut. Wer hat eigentlich behauptet, daß die Unis knapp an Geld sind und wir deshalb Studiengebühren brauchen?
Erschreckend auch, was externe Professoren für “Gutachten” halten. Wieder einmal zeigt sich, daß viele Professoren den Unterschied zwischen einem objektiven, sachlich nachvollziehbarem Gutachten und einer subjektiven interessenorientierten Meinung nicht kennen oder kennen wollen. Vieles liest sich wie ein Empfehlungsschreiben. Und es gab ja in Deutschland auch schon Professuren, bei denen in der Ausschreibung die Einreichung von Empfehlungsschreiben gefordert wurde.
Hochinteressant war auch eine neue Erkenntnis über die Professur des verstorbenen Professors Beth: Er hat immer behauptet, daß er der Super-Kryptologe sei und dafür wegen besonderer Leistungen eingestellt worden sei (die ich übrigens nie gefunden habe). Bisweilen behauptete er gar, einer der vier besten Kryptologen der Welt zu sein. Jetzt fand ich jedoch, daß seine Professur mit Kryptographie und Security eigentlich gar nichts zu tun hatte, sondern auf “Mensch-Rechner-Kommunikation” lautete. Erst nach seinem Tod wurde sie auf Sicherheit umgewidmet.
Es war geradezu absurd, ausgerechnet Beth auf eine Professur “Mensch-Rechner-Kommunikation” zu setzen, jemanden der mit Rechnern überhaupt nicht umgehen konnte und – jedenfalls während meiner Zeit als Mitarbeiter – nur mit Stift, Papier, Fax und Diktiergerät arbeiten konnte. Schon zum E-Mail-Lesen brauchte er die Sekretärin und brüstete sich eine Zeitlang damit, der erste Professor zu sein, der E-Mail eingeführt und wieder abgeschafft hat. Und ausgerechnet der setzt sich auf eine Mensch-Rechner-Kommunikations-Professur und erklärt sich dann einfach selbst zum Sicherheitsspezialisten.
Schon erstaunlich, wie sich deutsche Professoren ihre Kompetenzen beliebig selbst raussuchen können.