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Der Gesundheitskarten-Sicherheits-Krampf

Hadmut Danisch
10.4.2008 10:49

Wenn man die neuesten Heise-Meldungen über die Gesundheitskarte liest, kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln.

Schon gestern gab es einen Artikel, bei dem man sich gruseln konnte, über den Krampf mit den bis zu drei PINs, die man sich merken können soll, und wie die Gesundheitskarte darüber zum Fiasko wurde.

Heute legen sie nach: Alle vor 1995 geborenen – und damit alle, die älter als 13 sind – sollen angeblich "Digitale Immigranten" sein, die sich nur mit Mühe PINs merken und Computer bedienen können. Erst die "Digitalen Hippies", geboren zwischen 1995 und 2002, also 6-13 Jahre alt, könnten Computer fehlerfrei bedienen und hätten Spaß daran. Und richtig digital wären erst die "Digitalen Natives", die ab 2003 geborenen, also jetzt höchstens 5 Jahre alten Kinder, die richtig digital leben könnten.

Ich habe – sogar im Sicherheitsbereich – nur selten einen solchen Schwachsinn gelesen oder gehört.

Da wird ein völlig verkorkstes System hingestellt, und wenn es Probleme gibt, werden einfach alle Leute, die damit nicht umgehen können, pauschal als unfähig beleidigt. Nicht das System hat Macken, sondern die Menschheit muß erst erneuert und kompatibel gemacht werden. Und wenn man von vornherein erklärt, daß mit der Gesundheitskarte generationenbedingt allenfalls noch die heute 13-jährigen, richtig erst die 5-jährigen umgehen können werden, hat man natürlich eine feine Ausrede für die nächsten 10-15 Jahre Fiasko.

Wie inkompetent muß man eigentlich sein, um etwas wie eine Gesundheitskarte – wir reden hier nicht von interstellarer Raumfahrt oder Cyborg-Hirnimplantaten – so zu bauen, daß erst neue Menschen nachwachsen müssen, um sie zu benutzen? Was müssen die für ein Zeug geraucht haben?

Erhebliche Zweifel an dem ganzen Verfahren muß man schon haben. Wenn man weiß, daß an dem Sicherheitskonzept der Gesundheitskarte eine Professorin maßgeblich mitgewirkt hat, die gleichzeitig behauptet, daß starke, kryptographische Authentifizierungsprotokolle das ein und alles der IT-Sicherheit seien und daß sie sich mit Kryptographie nicht auskenne, und die auf der Lohnliste eines der Profiteure der Gesundheitskarte steht. Da muß man sich dann auch nicht mehr darüber wundern, daß so etwas dabei herauskommt.

Nachtrag: Man sollte auch den Zusammenhang sehen, daß laut Heise-Artikel vom Vortag ein Redner der Gesundheitskarte vorhielt, auf dem Stand der (Sicherheits-)Technik von 1994 zu sein. Bemerkenswert, wenn die Leute, die damit umgehen können sollen, erst seit 2003 geboren werden.

9 Kommentare (RSS-Feed)

[…] Combo – Bonus 200 Supergarv ist von Twitter genervt. Um zu diesem Schluß zu kommen hat er es probiert. Ich bin ja ein alter […]


yasar
10.4.2008 16:34
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Ich tippe eher drauf, daß die o.g. Einteilung eher eine Umschreibung dafür ist, daß man jetzt die Möglichkeit hat, die Jugend rechtzeitig zu erziehen, daß sie unkritisch genug ist, die Sachen als gottgegeben hinzunehmen.

Die “Älteren”, die noch wissem, daß es genausogut mit einem Krankenschein funktioniert (den man sich früher sogar von seinem Arbeitgeber abgeholt hat), ohne daß man die ganze Technik von heute benötigt (und die Kosten sogar niedriger waren!), kann man mit sowas nicht mehr überzeugen. Deswegen, startet man, statt den wahren Grund für die Ablehnung zu nennen, eine Diffamierungskampagne, die die Gegner diffamieren soll.


Hadmut
10.4.2008 16:43
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Stimmt. Die nach 2003 Geborenen sind deshalb “Digital-Kompatibel”, weil die es schon gar nicht mehr anders kennen.

Ich seh mich schon als alten Knacker mit Krückstock auf der Parkbank, der Kindern erzählt, wie es früher, vor der digitalen Zeit, so war. Wenn es bis dahin noch Krückstöcke, Parkbänke, alte Knacker und Kinder gibt…


Hadmut
10.4.2008 16:44
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…muß ich als vor-digital Geborener jetzt eigentlich ins Karussell?
Hadmut’s Run?


yasar
10.4.2008 16:47
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Ich denke, die Thematik von Logans Run wird uns vermutlich viel früher einholen, als uns lieb sein mag, genauso wie 1984 in vielen Bereichen schon überholt ist.


Fühl mich wie ‘n Emigrant……

Da singen Ulla Meinecke und in einer genialen Cover-Version Queen Bee im Song Hafencafé: Und ich lehn an der Brüstung vom Balkon
Überm Hafencafé
Hör die ewige Brandung
Hab im Hals diesen Brand
Fühl mich wie ‘n Emigrant Schöne Stimmung, nach…


Jens
24.6.2008 20:17
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Hast Du auch eine Meinung zu ELENA? 85 Millionen € Bürokratiekosten für die Wirtschaft gegen 1,6 Mrd. € Bürokratiekosten für die Arbeitnehmer einzutauschen, ist schon krass …


Hadmut
24.6.2008 20:22
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Muss ich mir erst genauer ansehen.


Politik, Polemik und eine Agenda….

Es begann als Kommentar in diesem Blog, aber ich mach jetzt einmal einen eigenen Artikel draus. Der URL-Sturm Medien und Politik erzeugte diese Anmerkung: Wie kann “‘Es sind die Fans, die ein Medium am Ende umbringen.’ (Fansub-Diskussion mit der Kat…