Streit um die Professur – Theorie oder nicht?
Aus einem grotesken Streit um eine Informatik-Professur:
Da streiten sich zwei um eine Professur in Informatik. Der eine ist reiner Theoretiker, der andere industrieerfahrener Praktiker. In der Ausschreibung um die Professur heißt es:
Dabei ist sowohl eine theoretische als auch eine technische/systemorientierte Ausrichtung willkommen.
Dazu läßt der Theoretiker nun über seinen Rechtsanwalt mitteilen, daß der andere Bewerber doch einsehen müsse, daß die Professur ausschließlich theoretisch orientiert und damit nicht an ihn sondern nur an den Theoretiker gerichtet sei. Wenn aber der andere, technisch orientierte Bewerber, nicht in der Lage sei, aus eigener Einsicht der Ausschreibung zu entnehmen, daß sie einen Theoretiker und nicht ihn wollten, dann sei er mit der Professur schon deshalb überfordert, weil er nicht begreifen könne, worum es in der Professur geht, und damit gar nicht erst in der Lage sein könne, die Professur auszuüben.
Die Logik des Theoretikers ist also, daß der andere Bewerber nur die Wahl hat, ob er einsieht, daß er ungeeignet ist, weil sich die Professur nur an Theoretiker richtet, oder ob er es nicht einsieht und dann gerade deshalb als Professor ungeeignet ist. Das kommt davon, wenn man (Möchte-gern-)Theoretikern zu oft erlaubt, Behauptungen im Zirkelschluß mit sich selbst zu beweisen.
Manchmal kommt mir der Gedanke, daß die Sache mit dem Campus und der Verbeamtung auf Lebenszeit den positiven Nebeneffekt hat, die Theoretiker einzufangen und nicht mehr so direkt auf die Öffentlichkeit loszulassen.