Pornos an Unis: Hatte Alice Schwarzer vielleicht doch Recht?
Da bringt mich gerade was ins Grübeln.
Die Bundesregierung setzt gerade die Kinderpornosperre mit der Begründung durch, daß – nach Hochrechnung der Zahlen aus Norwegen mit 15.000 bis 18.000 auf unsere Verhältnisse – bei uns jeden Tag 300.000 bis 450.000 Zugriffe stattfinden werden. Sie multiplizieren also einfach die norwegischen Zahlen mit 20 bis 25, weil Norwegen knapp 5 Millionen Einwohner hat und wir 80 Millionen, also 16-mal so viel wie Norwegen. (Da wurde natürlich aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage noch die Inflation mit eingerechnet.) So gesehen müßten wir in Deutschland etwa 20 bis 25 Könige haben, weil die Norweger einen haben. Was ohne jeden Zweifel zutreffend ist, wenn man unsere Politiker und Milliardäre betrachtet. Die Rechnung stimmt also ziemlich genau.
Der interessante Punkt ist nun, daß über die Kinderpornosperren nicht nur unbedingt Statistiken erhoben werden, sondern auch, daß Behörden- und Hochschulnetze von der Sperrpflicht ausgenommen werden.
Da ich an dem von unserer Regierung vorgegebenen Planziel von täglich 450.000 Zugriffen auf Kinderpornos natürlich keinerlei Zweifel hege, aber damit zu rechnen ist, daß die Statistiken der Stopp-Server deutlich darunter liegen könnten, heißt das ja zwangsläufig, daß für die Differenz die Universitäten und Behörden zuständig sind.
Diese Erkenntnis bringt mich dazu, einen 17 Jahre zurückliegenden Irrtum meinerseits einzugestehen. Ich möchte mich hiermit in aller Form bei Alice Schwarzer entschuldigen.
So um das Jahr 1992 herum, ich war damals Admin am Institut für Algorithmen und Kognitive Systeme IAKS und am Europäischen Institut für Systemsicherheit E.I.S.S. an der Uni Karlsruhe, habe ich mich fürchterlich aufgeregt. Damals behauptete nämlich Alice Schwarzer im Rahmen ihrer PorNo-Kampagne in ihrem Propagandabatt Emma, daß das von ihr bekämpfte Internet und dessen Einführung an den Universitäten überhaupt nur dem einzigen Zweck diene, die männlichen Professoren auf Steuerzahlerkosten den ganzen Tag über mit Pornographie zu versorgen, und man das Internet deshalb nicht einführen dürfe. Unterstützt wurde sie dabei vom Fachblatt für Internet-Technologie, der TAZ mit dem Artikel “Hardcore-Pornos im Computerraum”, TAZ v. 3.1.1992. Und die müssen es ja besser wissen als ich als damaliger Internet-Admin – was ich damals jedoch nicht einsehen wollte.
Betrachtet man aber nun die von der Regierung geplanten täglichen 450.000 Kinderpornozugriffe, die sich dann ja wohl auf die Provider konzentrieren werden, die nicht sperren, also die Behörden und Hochschulen, könnte Alice Schwarzer ja vielleicht doch Recht gehabt haben. Ich bin schon richtig gespannt, wie die Statistiken ausfallen werden.