Mehr zum “Lock-Keeper” des Hasso-Plattner-Instituts
Gestern habe ich was zur “Hochsicherheitsschleuse Lock-Keeper” geschrieben. Hier noch ein Update.
Manchmal ist es wirklich nützlich, etwas in ein Blog zu schreiben. Einige Leute haben mir geantwortet und mir noch ein paar Informationen zukommen lassen (Danke!).
Ein wesentlicher Punkt war die Restaurierung meiner Gedächtnisinhalte. Ich war mir doch so sicher, daß das Produkt nicht neu ist, weil mir das mindestens schon zweimal zuvor untergekommen war, nämlich einmal so um 1997 herum von einer Firma in Belgien oder Luxemburg, die mich damals im E.I.S.S. fragte, was von diesem Produkt zu halten sei, und dann einmal irgendwo im Fraunhofer-Umfeld. Hatte mich schon gewundert, warum so viele Leute auf die Idee kommen, so ein Murks-Produkt zu bauen.
Im Prinzip habe ich mich genau richtig erinnert, nur daß es wohl dreimal dasselbe Produkt war. Wie auf den Webseiten des Hasso-Plattner-Institutes zu lesen ist, wird das Produkt von einer Luxemburger Firma vermarktet, und war um 1998 herum entwickelt worden. Das muß diese Firma gewesen sein, die 1997 (oder war es doch schon Anfang 1998?) bei mir angefragt hatte.
Entwickelt wurde das Produkt eben seit 1998 am Trierer Institut für Telematik unter Leitung eben jenes Professor Christoph Meinel, der jetzt so für die Kinderpornosperre eintritt und dabei für Sachlichkeit trommelt, tatsächlich aber wohl eher seine eigenen Instituts- und Drittmittelinteressen verfolgt. Und außerdem der CDU wohl ziemlich nahe steht, wenn man Kommentaren im Heise-Newsticker Glauben schenken darf. Dieses Institut gehörte durchaus zum Fraunhofer-Verband und stellte sich in einem Tätigkeitsbericht selbst noch als erfolgreich und beeindruckend hin. Weit her war es damit aber wohl nicht, denn laut Wikipedia wurde das Institut mangels Erfolg dichtgemacht. Nicht mal Fraunhofer scheint sich noch für den Lock-Keeper interessiert zu haben (oder?), und die nehmen angeblich doch alles, was sie kriegen können.
Danach ist Meinel wohl samt Lock-Keeper zum Hasso-Plattner-Institut gewechselt. Nach Zorn schon mindestens der zweite, der zum HPI wechselte, nachdem sie ihm an der eigenen Uni den Laden dicht gemacht haben (Zorn hatten sie an der Uni Karlsruhe wegen Unfähigkeit die Informatik-Rechner-Abteilung IRA abgenommen und ihm eine Bewährungsaufgabe gegeben, die er aber auch nicht gelöst hat.)
Es drängt sich so ein Eindruck auf, daß sich das Hasso-Plattner-Institut, das bei seiner Gründung den Anspruch erhob, die “künftige Weltklasse der Branche” heranzubilden, doch eher aus Leuten rekrutiert, die woanders nichts geworden sind und denen man an deren ursprünglichen Universitäten die Institute wegnahm. Von wegen Weltklasse. Heldentaten hat man vom HPI bisher nicht gesehen.
Fragwürdig ist aber diese neue Masche, daß sich reiche Leute mit genügend Geld selbst Denkmäler setzen, wie eben Hasso Plattner mit dem Hasso-Plattner-Institut, Hans Werner Hector mit der Hector School of Engineering and Management oder Horst Görtz mit dem Horst-Görtz-Institut. Dazu dann natürlich die passende Ausstattung an Doktor-, Professor- und Ehrensenatortiteln, obwohl doch die Prüfungsordnungen immer vorsehen, daß solche Ehrentitel für besondere wissenschaftliche Leistungen und nicht für Geld zu vergeben sind. Und damit sind die Universitäten ja genau auf der CDU-Linie, Korruption für Professoren freizugeben, weil der Staat die Universitäten nicht mehr finanzieren kann. Im Gegenzug stehen solche politisch gefälligen Institute dann auch zur Verfügung, wenn man mal wissenschaftlichen Beistand braucht. Und das Wissenschaftler für Geld alles als wissenschaftlich behaupten, was man von ihnen will, darüber gab es in meinem Blog ja schon genug zu lesen.
3 Kommentare (RSS-Feed)
Es gab eine Zeit, da war es mir nicht unangenehm zu sagen, dass ich am HPI studiere. Was hier allerdings sehr negativ auffällt ist die offensichtliche Pressegeilheit des Instituts, die oft auf Kosten der Fachschaft und des (existierenden?) Rufs geht.
Die Aeusserungen von Christoph Meinel werden hier durchweg sehr negativ empfangen, von der Fachschaft, wie auch von u.a. seinem Lehrstuhl.
Was man von aussen vom HPI wahrnimmt ist nicht das, was intern zu spüren ist. Im Bereich der Softwareentwicklung und des Softwareentwurfs haben wir sehr gute Professoren und engagierte Lehrstühle. Raphael hat es schon angesprochen, der Lehrstuhl von Patrick Baudisch ist sehr neu und auch im Bereich der Lehre und Forschung sehr aktiv – und sympatisch. Dass sich ein so schlechtes Bild bildet, ist leider verständlich, trifft aber ganz und gar nicht auf alle Fachbereiche zu.
Zum Lockkeeper kann ich nichts sagen, aber was hier davon zu hören ist klingt auch nur nach heisser Luft.
Naja, also meine Meinung vom HPI ist, wie ja sicherlich zu bemerken war, nicht gut. Einmal die Diskrepanz zwischen Anspruch/weit aufgerissener Klappe und der doch eher dürftigen Realität.
Und wenn dann Leute wie ein Professor Zorn mit dessen fragwürdigem Hintergrund, zweifelhafter Befähigung und dubiosem Gebaren (vgl. Adele und die Fledermaus) dort Professor werden können, dann kann das eigentlich von vornherein kein seriöser Laden sein, sondern eine Klitsche von zweifelhafter Zusammensetzung. Und was mir dann über deren Vorlesungen so erzählt wurde, warf auch kein gutes Licht.
Sich selbst zu Lebzeiten ein eigenes Denkmal zu setzen und sich letztlich qua Geld selbst zum Professor zu ernennen, ist ja schon peinlich. Wenn dann aber auch noch ein so dubioser Haufen dabei rauskommt…
Zumindest Patrick Baudisch (http://www.hpi.uni-potsdam.de/baudisch/home.html) ist wohl eher nicht aus Mangel an Alternativen ans HPI gewechselt, sondern ist schon eine gewisse Größe auf seinem Gebiet. Der macht aber auch Human-Computer-Interaction und nicht IT-Security.