Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Mehr Dreck im Göttinger SFB-Forschungs-Skandal

Hadmut Danisch
12.5.2009 22:43

War ja klar, daß da noch mehr Dreck ans Licht kommt. Nun sieht es aus, als ob das Präsidium der Uni auch drinhängt. Und auf die DFG fällt auch kein gutes Licht.

Der SPIEGEL berichtet Neuigkeiten. In diesem Sonderforschungsbereich (SFB) 552 gab es nicht nur Schwindel bei den Veröffentlichungen, sondern auch noch Tricksereien mit Forschungsgeldern. Und jetzt kommt auch noch der Verdacht auf, daß die Uni-Leitung mit drin steckt. “Kreative Mittelverwendung” wurde betrieben, um nichts an die DFG zurückzahlen zu müssen. “Internet Umbuchungslisten”. Gelder für andere Bereiche zweckentfremdet. Riecht nach systematischem Betrug.

Was man in Deutschland eben so unter einer “Exzellenzuniversität” versteht. Da, wo der Filz am größten ist. Und es kommt mir alles so bekannt vor.

Ich war damals an der Uni Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 414, Informatik in der Medizin. Und da gings so ähnlich zu. Es war zum Beispiel so, daß ich manchmal von Karlsruhe in die Kliniken Mannheim und Heidelberg gefahren bin, um dort Arbeiten zu erledigen. Und mußte da schon kämpfen, um die paar Kröten Fahrtkosten erstattet zu bekommen. Seltsam war aber, daß trotzdem im SFB angeblich so hohe Reisekosten angefallen seien. Irgendwann habe ich dann mal herausbekommen, daß da einige andere Leute auf Kosten des SFB zu vielen schönen Konferenzen in der Weltgeschichte herumgereist sind, und das wohl kreativ auf die anderen Teilnehmer verteilt wurde. Und ich habe kaum die tatsächlich angefallenen Fahrtkosten erstattet bekommen. Weil das Geld woanders hingeflossen ist.

Oder die Sache mit den Firewalls: Eine Anforderung, die damals an den SFB insgesamt gestellt wurde, war die, daß Patientendaten hinreichend geschützt würden und deshalb ein Security-Mensch teilnehmen muß. Das war ich. Also wollte ich zwischen den beteiligten Instituten Firewalls mit VPN-Tunneln aufbauen. Damals war das noch ein bischen schwieriger als heute, da war noch richtig Know How nötig. Und so kam ich in diesen SFB. Als für die IT-Sicherheit alleinverantwortlich.

Damals in den Neunziger Jahren waren die zu übertragenden Datenmengen und die Leitungskapazitäten viel niedriger als heute. Auch damals brauchte man keine Super-Maschine, etwas kleines, einfaches, mit relativ wenig Hauptspeicher hat gereicht, Hauptsache mehrere Netzwerkkarten. Und weil man an der Uni war, die PCs noch nicht so richtig hipp und Linux auch noch nicht so der Brüller, nahm man dazu Maschinen von Sun mit Solaris. Und nun fuhr ich da so rum, um mir an allen Instituten die Gegebenheiten anzuschauen und zu bestimmen, was da so gebraucht wird. Das wäre so die übliche, seriöse Vorgehensweise: Anforderungen bestimmen, angemessene Maschine auswählen, bestellen, installieren.

Nun war das so, daß wir am E.I.S.S. ja damals sowieso schon mehrere Firewalls als Forschungsobjekt hatten. Das war damals noch völlig unüblich, und kommerzielle Firewalls gab es auch noch nicht, bzw. nur die ersten Vorläufer der Checkpoint und ein abenteuerliches Firewall-Toolkit von Marcus Ranum. Und dann kam das Klinikum Mannheim und brachte von sich aus aus eigenem Budget eine Sun an, weil die sowieso eine Firewall brauchten, auch außerhalb des SFB. Die ich denen auch sofort aufgebaut und instaliert habe, womit schon das E.I.S.S. und die Mannheimer in der geplanten Struktur waren. Soweit kamen wir, ohne was zu kaufen. Fehlten noch zwei Firewalls, eine in Heidelberg und eine an einem anderen Institut der Uni Karlsruhe. Da wollte ich also klären, was genau die brauchen.

Doch dann bekam ich zufällig mit, daß da zwei Firewall-Rechner bestellt und geliefert worden waren. Weil mich irgendwer fragte, ob die denn wirklich so sündhaft teuer hätten seien müssen. Ich sagte zunächst, daß ich nichts von bestellten Firewalls wüßte. In diesem SFB sei nur ich für Sicherheit zuständig, nur ich würde Firewalls bestellen, und ich hätte noch keine bestellt. Außerdem sei der Preis, der mir da genannt worden sei, viel zu hoch für Firewall-Maschinen. Es kam aber heraus, daß ein Mitarbeiter des anderen Karlsruher Institutes, der mit der Sicherheit gar nichts zu tun hatte, die beiden Sun Workstations eigenmächtig bestellt hatte. Ohne jede Absprache mit mir. Und die seien schon nach Heidelberg geliefert worden.

Ich dachte, ich fress nen Besen. Und dann bekam ich da einen Lieferschein rübergefaxt, und habe gestaunt. Da waren zwei ziemlich ungeeignete Maschinen bestellt worden: Die damals neuesten fettesten Sun Desktop Workstations, höllenteuer, mit saftig Hauptspeicher (für damalige Verhältnisse), dicken Platten und – Trommelwirbel – den damals ganz heißen und modernsten 24-Bit-Graphikkarten mit Beschleunigung, so teuer wie ein Auto. Aber keine zweite Netzwerkkarte. Geile Hobel für auf den Arbeitstisch, aber nichts für eine Firewall. Ich weiß nicht mehr, was die gekostet haben, aber es war absurd. Irgendwie habe ich noch einen Betrag von um die 50.000 DM im Kopf. Wer bestellt denn so einen Scheiß als Firewall? Da hätte eine von den ganz einfachen Maschinen mit einer 1-Bit-Monochrom-Graphikkarte ohne jede Beschleunigung (sowas gabs damals als Normalaustattung) genügt. Ne gewöhnliche Textconsole ohne Graphik reicht für die Firewall. Dafür was mit vielen Steckplätzen für Netzwerkkarten.

Eigentlich wollte ich die Dinger unausgepackt zurückschicken lassen. Da hieß es aus Heidelberg, daß eine von den beiden Maschinen weg sei. Einfach so. Und keiner wüßte warum und wohin. Ich dachte, ich steh im Wald. Und informierte die Leitung des SFB in diesem anderen Karlsruher Institut. Und wollte eigentlich schon die Polizei informieren. Als das andere Institut mich kleinlaut bat, doch mal den Wirbel zu lassen. Der Mitarbeiter, der die Dinger eigenmächtig bestellt hatte, war mit seinem Privatauto einfach so nach Heidelberg gefahren, hatte sich einfach so eine Maschine geschnappt und sie nach Karlsruhe gebracht. Dem wollte ich natürlich aufs Dach steigen und ging zu dem ins Büro. Und staunte. Denn der schöne, teure, schnelle Hobel mit der geilen 24-Bit-Graphik stand schon fertig installiert und in Betrieb auf seinem Schreibtisch als Arbeitsplatzrechner. Breit grinsend klärte er mich auf, was das doch für ein raffinierter Coup sei, daß er so kostenlos an eine richtig teuere neue Maschine gekommen sei. Und als Firewall könnte ich dann doch schließlich seine alte, ausgelutschte Kiste nehmen – ich hätte doch die ganze Zeit behauptet, daß eine bescheidene Maschine als Firewall reicht. Die solle ich doch mal als Firewall installieren, Schild dranhängen und irgendwo hinstellen, wo sie nicht stört, damit man sie zeigen kann, falls mal jemand fragt. Merkt doch keiner, daß das was anderes ist, steht doch auch “SUN” drauf.

Gut, die alte Kiste hätte sogar auch gereicht, aber als ich denen die Firewall in ihr Netzwerk einbauen wollte, lehnten die das ab. Die hatten nämlich nicht begriffen, daß man eine Firewall nicht einfach wie einen Drucker noch ans Netz hängt, sondern daß man das Netz in verschiedene Teile aufspalten muß und der Witz einer Firewall darin besteht, daß sie nicht auf Durchzug steht, sondern so die ein oder andere Sache nicht mehr geht. Und das wollten sie nun wirklich überhaupt nicht. Denn, und darin lag die Crux, ihr Gebäude bestand aus zwei Teilen mit einer Brandschutzmauer dazwischen. Und es war bei höchster Strafe verboten, durch diese Brandmauer ein Loch zu bohren oder durch die Türen ein Kabel zu legen. Es gab überhaupt keine Möglichkeit, von der einen Gebäudehäflte in die andere ein Datenkabel zu legen. Auch Strom, Wasser usw. waren komplett getrennt. Beide Gebäudeteile hingen aber über separate Kabel am Uni-Netzwerk. Und damit lief der gesamte Institutsverkehr volltransparent und ungeschützt über das Uni-Backbone. Da wo alle zuhören und reingucken können. Patientendaten und so. Und weil ich damals der größte Firewall-Fuzzi der Uni Karlsruhe (zugegeben, es gab noch zwei größere am E.I.S.S., aber die waren nicht mehr da) und gerade dabei war, darüber zu promovieren, bot ich denen an, mittels einer weiteren Firewall die beiden Gebäudeteile über ein VPN zu verbinden. Heute Stand der Technik und Normalität, war das damals noch echtes Hexenwerk. Nein, sowas wollten sie gar nicht. Sie legten größten Wert darauf, daß ihr Netzwerk offen und uneingeschränkt zugänglich sei. Und was eine Firewall ist, das hätten sie ja auch nicht geahnt.

Also bin ich nach Heidelberg und wollte denen dort die andere geile Kiste als Firewall installieren. Und die Arbeitsgruppe dort vom restlichen Klinik-LAN trennen. Das gab jede Menge Ärger. Denn es gab dort ein Rechenzentrum, das die Alleinzuständigkeit für sowas für sich beanspruchte, eifersüchtig niemanden sonst an ihr Netzwerk lassen wollte und kategorisch erklärte, daß sie die Abteilung ganz vom Netz abhängen und einen ewig währenden Krieg vom Zaun brechen würde, wenn ich es wagen sollte, dort eine Firewall reinzuhängen. Als ich ihnen anbot, daß sie doch das Ding installieren sollten, winkten sie jedoch ab, weil sie weder Personal noch Zeit oder Sachkunde dafür hätten. Firewalls könnten sie nicht installieren. Ob solchen Vortrags rastete dann einer der Professoren aus und entschied, daß ich die Firewall eben doch installieren sollte. Darauf erklärte das Rechenzentrum, daß sie die Abteilung wie angedroht vom Netz nehmen würden und man sich doch bitte mittels Modem und Haustelefonanlage irgendwo einwählen möge. Dachten die so. Weil sie genau wußten, daß man die doch ansehnlichen Datenmengen von Computertomographien nicht durch ein Modem pumpen kann, wenn man den Patienten noch zu Lebzeiten behandeln will.

Nun ist das aber so, daß die Kopfklinik in Heidelberg eine Ansammlung verschiedener, gleichartiger, gleich hoher Gebäude mit Flachdach und Gras drauf ist. Also sind wir oben auf den Dächern rumgelaufen um auszumessen, wo man am besten eine der damals topmodernen Laser-Strecken aufbauen könnte. Als das RZ das mitbekam, hatten wir dann plötzlich ganz schnell und innerhalb einer halben Stunde einen normalen Netzwerkanschluß am Klinik-LAN für die Firewall. Als es dann aber daran ging, die Firewall-Regeln zu implementieren und zu analysieren, welcher Verkehr da drübergehen mußte und welcher nicht, streikten die Mediziner dort. Das könne ja gar nicht gehen, daß sie nur noch den Netzwerkverkehr hätten, den sie vorher für einen Regelsatz angeben müßten. Sie bräuchten doch bitteschön vollen unbeschränkten Netzwerkverkehr mit freiem Zugang zu allen Maschinen und so. Weil sie immer wieder mal neue Ideen hätten, was man mal tun könnte, und das ginge ja nicht, wenn man da erst was auf der Firewall konfigurieren müßte. Ob man die nicht so konfigurieren könnte, daß sie einfach in beide Richtungen alles durchläßt. Doch, kann man. Aber dann isses keine Firewall mehr. Nöh, dann wollen wir das nicht haben. Anfangen könnten sie mit dem Ding sonst auch nichts, weil sie dort alle auf Silicon Graphics arbeiteten und sich nicht auf Solaris umgewöhnen wollten. Aber ein X-Terminal würde ihnen noch fehlen, so als zusätzlicher Arbeitsplatz für ihre Indigos. Ob ich aus der Kiste ein X-Terminal machen könnte. Seufz, ja. Dürfte wohl eines der teuersten und übermotorisiertesten X-Terminals der Geschichte gewesen sein. Der ganze Schwachsinn nur, weil der aus dem anderen Karlsruher Institut nen scharfen Hobel auf dem Tisch haben wollte ohne Institutsgelder auszugeben.

Wirklich seriös genutzt haben die Firewall nur die Mannheimer. Die waren auch glücklich darüber und konnten damit richtig neue und tolle Sachen machen, weil ich die damit nämlich erstmals per Standleitung ans Internet angeschlossen habe, die konnten vorher nur mühsam über eine Telefonleitung einen Proxy an der Uni Mannheim ansprechen. Die waren richtig happy. Aber die haben sie auch selbst bezahlt und nicht aus SFB-Geldern.

Richtig Krach gab es, als ich mir bestätigen lassen wollte, daß der Firewall-Mist mit den beiden teuren Pseudo-Maschinen nicht in meine Verantwortung fällt, falls mal jemand zur Begehung oder Buchprüfung kommt. Wollten die nicht. Das heißt, mündlich schon, aber eben nicht schriftlich. Also so, daß man im Zweifelsfall alles abstreiten konnte und alles an mir hängen geblieben wäre. Und Beth hat mir damals die strikte Anweisung gegeben, zu der ganzen Sache die Klappe zu halten. Schließlich und letztendlich hat man dann beschlossen, die alte Sun doch irgendwie als Firewall zu verwenden, und irgendwas unwichtiges dahinterzuhängen. Weil sich das Ding dann gar so langweilte und wir andererseits einen Webserver für den SFB brauchten und keine Maschine dafür da war, habe ich damals den Webserver des SFB414 auf der Kiste installiert. Das Ding hat dann noch jahrelang als Webserver und Pseudo-Firewall gearbeitet. Inzwischen scheint man es durch eine Linux-Kiste ersetzt zu haben.

Dieser ganze, hochriskante Mist war einer der Gründe, warum ich damals vor Ende meines Arbeitsvertrages vorzeitig aus der Uni weggegangen bin. Bloß weg von diesen Machenschaften.

Apropos Arbeitsvertrag: Das war ja die nächste Sauerei.

Kurz bevor ich auf diese SFB 414-Stelle kam hatte ich dem Doktorvater Beth schon gedroht, ich würde das Institut verlassen, weil von seinem Versprechen, die Promotion bis 1995 durchzuziehen, nichts übrig geblieben war und er weder nennenswert anwesend noch bereit war, sich auf ein Thema zu einigen. Reine Verschleppungstaktik. Außerdem war Ende 1995 die Finanzierung des E.I.S.S. so ziemlich am Ende. Wie das weitergehen sollte. Beth meinte damals, daß wir die Promotion jetzt voranbringen und beschaffte mir aus Restgeldern einen neuen Vertrag für 1996.

Mitte 1996 hieß es dann, es sei kein Geld für meinen Vertrag mehr da, dafür gebe es aber eine Lösung: Man habe die oben erwähnte Sicherheitsstelle im SFB 414 ergattert, auf die ich jetzt drauf sollte. Die hätte außerdem den Vorteil, daß sie bis Juni 1999 durchfinanziert sei. Ich sagte, daß ich so lange weder bleiben will noch darf, denn das würde die Grenze des Hochschulrahmengesetzes überschreiten. Nöh, hieß es, das sei kein Problem, die Dauer müsse halt im Vertrag stehen, damit die Gelder festbelegt sind, aber ich könnte die Stelle ja jederzeit kündigen und dem nächsten vererben. Außerdem sei ich ja demnächst promoviert, unterläge also nicht mehr der Obergrenze des HRG. Und es stand auch in diesem Vertrag

Die Beschäftigung bietet auch Gelegenheit zur Vorbereitung einer Promotion.

Auch das war ein mehrfacher Schwindel, wie ich aber erst viel später bei der nachträglichen Aufklärung herausgefunden habe:

  • Es war eine PostDok-Stelle, auf die ich eigentlich gar nicht gedurft hätte. Beth hatte die damit beschwatzt, daß ich kurz vor der Promotion stünde und demnächst promoviert sei. Das Ergebnis ist bekannt.
  • Wenn die DFG eine Stelle finanziert, dann erwartet sie, daß man zu 100% für die Sache und nichts anderes arbeitet. Habe ich aber nicht. Beth ließ mich nur etwa 10-20% der Zeit für den SFB arbeiten, den Rest der Zeit war ich in normale Institutsarbeit, Vorlesungen, Vorträge für ihn schreiben, Bundestagsgutachten usw. eingespannt. Da wurde der DFG eine riesige Sicherheitsarbeit vorgegaukelt, tatsächlich aber SFB-fremde Institutsarbeit finanziert. Wie jetzt in Göttingen.
  • Die Zusage der Gelegenheit zur Promotion war auch Schwindel. Denn die DFG bezahlt keine Promotionen und sieht solche Stellen nicht als Stipendium, duldet also nicht, daß man während der bezahlten Arbeitszeit an der Promotion arbeitet. Wozu auch, es war doch eine nur für schon Promovierte vorgesehene Stelle. Hätte ich das gewußt, hätte ich den Arbeitsvertrag nie angenommen. Es gab aber keinen neuen Vertrag, sondern eine Änderungsvereinbarung zum alten Arbeitsvertrag, in der nicht nur die Promotion, sondern auch Beteiligung an Lehraufgaben, Prüfungen, Klausuren, Wissenschaftsverwaltung usw. drinstanden. Sah für mich also aus, als wäre es ein normaler Mitarbeitervertrag, nur eben für drei Jahre statt dem üblichen einen Jahr. Völlig rechtswidrig, denn die DFG duldet das nicht und weiß und will auch nicht, daß sie Leute für die Institutsarbeit bezahlt. Vorlesungen und Prüfungen hat die Uni selbst zu zahlen und nicht aus solchen Drittmitteln. Die Großmannssucht der Professoren verlangt aber immer danach, mehr Sklaven zu halten als sie sich eigentlich leisten können. Also gab man das gegenüber der DFG als PostDok-Forschungsstelle und gegenüber mir als Mitarbeiter als normalen Mitarbeitervertrag aus. Beide Seiten reingelegt.

    Und dann bedeutet eine solche Promotionszusage, daß man mindestens 20% seiner Arbeitszeit für die Promotion aufwenden darf. Wollte mir nicht nur die DFG, sondern auch Beth nicht gestatten.

    Warum schreibt man es dann rein? Na, einmal um den Mitarbeiter reinzulegen, der sonst nicht unterschreiben würde. Warum sollte man für mickriges Gehalt an so einem Scheiß teilnehmen, wenn man dabei nicht promovieren kann?

    Und der andere Grund war das Hochschulrahmengesetz. Unpromovierte dürfen nur maximal 5 Jahre befristet eingestellt werden. Danach können sie sich eine unbefristete Stelle einklagen. Wenn aber im Vertrag (und nicht nur tatsächlich) die Gelegenheit zur Promotion gegeben ist, werden diese Zeiten nicht auf die Obergrenze angerechnet und die Klage scheitert. Und weil ich mit diesem Vertrag insgesamt 5 Jahre und 4 Monate Mitarbeiter gewesen wäre, wäre die Uni mich nicht mehr losgeworden. Um bei einem eventuellen Streit das Gericht täuschen und eine Promotionsmöglichkeit behaupten zu können, hat man das da reingeschrieben (mehr Details siehe Adele und die Fledermaus).

    Also hat man damit alle getäuscht: Den Mitarbeiter, die DFG und bei einem Streit das Gericht. Und sich das Ganze von der DFG finanzieren lassen und den Mitarbeiter ausgebeutet.

  • Und als ich dann da nicht mehr mitgespielt habe und ein Jahr vor Ende gegangen bin, kam es zum großen Krach und man wollte mich erpressen zu bleiben und für einen anderen Professor zu arbeiten – wieder auf Kosten der DFG.

Deshalb kommt mir die Schilderung des SPIEGEL über die Zustände in Göttingen so vertraut vor. Meine Erlebnisse sind über 10 Jahre her, und trotzdem hat sich da gar nichts geändert. Der gleiche verlogene, kriminelle Filz wie damals. Nur jetzt halt alles zur “Exzellenzuniversität” ernannt. Was man bei uns eben so unter Exzellenz versteht.

Verlogen ist aber auch die DFG: Jetzt tun sie im Fall Göttingen so, als wären sie die großen Buchprüfer, die da jetzt alles aufdecken.

Im Fall SFB 414 / Beth hatte ich die DFG über diese und andere Vorgänge mehrfach informiert. Es hat die DFG überhaupt nicht interessiert, es war denen völlig egal. Die fördern es geradezu, betrogen zu werden und schaufeln da milliardenweise Steuergelder zum Vergeuden durch. Und wenn die Politik doch mal fragt, gaukelt die DFG denen vor, es gäbe Mechanismen gegen wissenschaftliches Fehlverhalten. Doch auch die sind nur vorgetäuscht, und die DFG weiß es.

Die Machenschaften, die jetzt in Göttingen ans Licht kommen, sind nicht neu, sondern waren im SFB 414 zu meiner Zeit, also vor über 10 Jahren, schon gang und gäbe und wurden von der DFG stillschweigend geduldet und gebilligt. Wie so oft stinkt der Fisch vom Kopfe her.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

ElenaM
15.5.2009 8:30
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Sehr ernüchternder Bericht, danach bin ich auf “Adele und…” gestoßen und ziemlich viel gelesen. Persönlcih bewundere ich die gute Beobachtung und Mut das aufzuschreiben: so funktioniert es und hatte es funktioniert. Ziemlich änliches kenne ich noch seit meiner Kindheit (mein Vater war auch Wissenschaftler). Ausweg habe ich noch nicht gefunden – sonst hätte ich wahrscheinlich nicht Ihren Blog gelesen