Ein Mißstand, genannt Promotion
In der ZEIT ist ein höchst lesenswerter Artikel darüber erschienen, wie unglaublich schlecht die Promotion an deutschen Universitäten ist, welcher Mißbrauch damit getrieben wird und wie sich die Professorenlobby gegen jede Verbesserung und jede Einschränkung ihrer Willkür und ihrer Erpressungsmöglichkeiten stemmt.
Bemerkenswert ist vor allem, daß man in diesem Land über alles Bescheid weiß, nur überhaupt nichts darüber, was Professoren so mit ihren Doktoranden anstellen, die ihnen im Endeffekt schutzlos ausgeliefert sind. Man weiß nicht einmal, wer Doktorand ist. Da hat sich ein ernsthaft kriminelles System etabliert, und die Nutznießer stemmen sich gegen jede Verbesserung etwa durch den Bologna-Prozeß und betreiben Lobbyarbeit gegen jede Willkürbeschneidung.
An einer Sache geht der Artikel allerdings vorbei: Daß nämlich die meisten deutschen Professoren fachlich, didaktisch und charakterlich nicht in der Lage sind, Promotionen zu betreuen. Eine Verbesserung der Promotionssituation würde voraussetzen, mindestens die Hälfte bis zwei Drittel der Professoren zu ersetzten, und das geht wegen des deutschen Beamtensystems nicht.
Deutschland hat so gesehen wirklich eines der schlechtesten Universitätssysteme der modernen Staaten – und ist auch noch stolz darauf.
Was man allerdings auch sehen muß, und das zeigt sich ja schon daran, daß in dem ZEIT-Artikel erwähnt wird, daß die, die die Mißstände erkannt haben, nicht zitiert werden wollen: Wer versucht, daran etwas zu ändern, legt sich mit einer Mafia an.