Titelhandel: Ermittlungen gegen 100 Professoren
Da kommt was in Gang.
Wieder ein Hinweis eines Lesers: Der WDR berichtete im Radioprogramm, daß die Staatsanwaltschaft Köln in Folge des schon vor einiger Zeit aufgedeckten Skandals um die Wissenschaftsberatung in Bergisch Gladbach zu weiteren Erkenntnissen gekommen ist und nun gegen fast 100 Professoren verschiedener Hochschulen.
Endlich wird dieser Berufsgruppe mal die angemessene strafrechtliche Aufmerksamkeit zuteil. Ich glaube, das ist erst der Anfang. Bedenkt man, daß es in Deutschland ungefähr 30.000 Professoren gibt, kann man durchaus mal über Größenordnungen spekulieren. Ein guter Teil dieser 30.000 Professoren wäre sicherlich gerne korrupt, kann aber nicht, weil sie an irgendwelchen Hochschulen oder in irgendwelchen Fächern sitzen, wo ihnen keiner ernsthaft Geld bietet. Also dürfte der Anteil der Professoren, die wirklich Gelegenheit und Möglichkeiten haben, ein gutes Stück darunter liegen. Auch wird ein Professor nicht gleich zu Anfang mit Titelhandel anfangen, die Jungen sind meistens noch – naja, je nach Blickwinkel – idealistisch, unverdorben, nicht so gierig, naiv, jungfräulich, unfrustriert. Es braucht schon ein paar Jahre, bis die Universitäten den Professoren die Skrupel ab- und die Mafiamethoden antrainiert
Schätzen wir mal so ganz grob als Größenordnung vielleicht 10.000 Professoren, die für Titelhandel im weitesten Sinne überhaupt in Betracht kommen.
Geht man andererseits davon aus, daß – wie es in Karlsruhe ans Licht kam – an manchen Hochschulen die Rektorate den Schmiergeldhandel fördern oder sogar verlangen und viele Professoren das für völlig normal halten und kein Unrechtsbewußtsein entwickeln, dürfte unter diesen Professoren der Anteil aber dann relativ hoch sein. Ich denke mal, daß da vielleicht zwischen 3.000 und 7.000 Professoren in strafrechtlich deftiger Weise kriminell geworden sind. Was aus obigen Überlegungen heraus nicht heißt, daß es einach 10-20 % der 30.000 wären, sondern an den Universitäten und in den anfälligen Fächern der Anteil bis fast 100% hoch gehen dürfte.
Das würde auch mit der Größenordnung in Einklang stehen, daß es in 10 Jahren schon etwa 1700 Korruptionsermittlungsverfahren gegen Professoren gab.
Es zeigt aber auch, wie groß die Unterschiede zwischen den Staatsanwaltschaften (genauer gesagt der auf sie ausgeübten politischen Einflüsse) sind. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen, gegen Professoren zu ermitteln, weil in Baden-Württemberg Hochschulkriminalität politisch gewollt ist.
Harren wir mal gespannt der Dinge, die da kommen, und der Handschellen, die da klicken werden.
Aktueller Kommentar dazu auch in der Süddeutschen:
http://www.sueddeutsche.de/,tt5m1/jobkarriere/740/485169/text/
Es scheint wirklich (hoffentlich) was ins Rollen zu kommen. Etliche Stellen in dem Kommentar sagen Dinge, die Du hier schon seit langer Zeit predigst.