Titelbetrug: Vor allem Mediziner
Ach herrje, es wird immer erbärmlicher.
Nun ist die Promotion der Mediziner schon unterste Schublade. Der Wissenschaftsrat stuft sie schon auf das Niveau einer normalen Diplomarbeit herab und schlägt gar vor, den Medizinern ihren “Türschild-Doktor” mit dem Studium mitzugeben. Bekanntlich gilt in der Medizin schon das Ersäufen dreier Mäuse unter Blick auf die Stopuhr als promotionswürdig. Irgendein Arzt hat mir mal erzählt, daß jemand dafür in Medizin promoviert wurde, daß er für ein Krankenhaus die billigste Beschaffungsmöglichkeit für Klopapier ausgekundschaftet hat.
Nun schreibt der Spiegel, daß etwa die Hälfte der Korruptionsfälle ausgerechnet die Medizin betrifft.
Nun kriegen die ihren Doktor schon hinterhergeworfen, und zahlen trotzdem noch 12.000 bis 36.000 Euro für die krumme Tour.
4 Kommentare (RSS-Feed)
Eigentlich macht das sehr wenig Sinn für mich.
Um nen Dr. med. zu kriegen muss man soweit ich informiert bin ein abgeschlossenes Medizinstudium haben. Und ja, die Promotion entspricht irgendwas zwischer einer Haus- und einer Diplomarbeit, je nach Lehrstuhl. Das ist aber soweit ich weiss überall in Deutschland so. Wieso sollte also jemand so nen Haufen Geld dafür hinlegen? Oder wurde damit obige Beschränkung umgangen?
@quarc: Ja, das Studium ist weniger naturwissenschaftlich, die Promotion ebenso (geht aber auch sehr naturwissenschaftlich, wenn man das will). Das ist aber gut so, der Grossteil will schließlich am Schluss Patienten behandeln und das ist “mehr” als Naturwissenschaft.
@Bob: wenn ich meinen oberflächlichen Blicken in Promotionsordnungen
trauen darf, bedarf es neben eines abgeschlossenen Studiums in einem
einschlägigen Fach auch der Annahme durch einen Professor. Mit dem
Geld hofften wohl die Kunden, an einen Professoren vermittelt zu
werden, der sie als Promotionsstudent annimmt; womöglich auch inklusive
großzüger Auslegung der Bedingungen.
Ich vermute auch, dass weniger frische Absolventen auf solche
Vermittlung zurückgreifen (die brauchen das nicht), als vielmehr
Leute, die schon einige Zeit in einem außeruniversitären Beruf
arbeiten und keinen Kontakt mehr zu Universitäten haben.
Wenn so jemand sich von einem zusätzlichen “Dr.” bessere Karrierechancen
inklusive Einkommenssteigerung erhofft, verbucht er derlei Zahlungen
unter Investition. Andererseits wird er neben der Berufstätigkeit
nicht unbedingt noch viel Zeit auf Wissenschaft verwenden können,
daher die Präferenz für bestimmte Fächer ohne solche Anforderungen.
Übrigens sehe ich es auch so, dass praktizierende Mediziner in
erster Linie Patienten behandeln und daher die “reine” Wissenschaft
nicht der Maßstab aller Dinge für ihr Studium ist. Aber aus eben diesem
Grunde frage ich mich, warum man dann die Promotion für Mediziner
für unerlässlich hält.
Naja, der Mediziner hält sie für unerlässlich da er
a) Angst hat, ein Patient könnte nicht zu ihm kommen, weil er ja keinen Dr. vor dem Namen hat
und b) wie bei jedem anderen Dr. auch: prahlen und “dazugehören” will.
Ja, das mit den “schon länger aus Uni-Umfeld raus” könnte passen…
Mir hat eine befreundete Medizinerin auch schon erzählt, dass
das Medizinstudium nicht an das wissenschaftliche Niveau der
Naturwissenschaften heranreicht.
Aber es ist nur logisch, dass ein Großteil der Fälle die Medizin
betrifft: diese “Promotionsvermittlung” sollte wohl nur die _Zulassung_
zur Promotion ermöglichen. Jemand der gerne einen “Trophäendoktortitel”
haben will, aber nicht sonderlich an Wissenschaft interessiert ist,
wird dann sinnvollerweise ein Fach suchen, bei dem die Zulassung bereits
die entscheidende Hürde ist (die er per $$ überwinden kann) und die
Arbeit selber auch ohne wissenschaftlichen Eifer mit Erbsenzählen
angefertigt werden kann.