Die Affen rasen durch den Wald?
Nein, viel schlimmer: Die Wissenschaftler von der Max-Planck-Gesellschaft.
Das ist so einer von diesen Fällen, wo man sich beim Lesen nicht so richtig sicher ist, wer genau sich da eigentlich blöd angestellt hat und wer nicht. Erhebliche Zweifel, ob man die Leute selbstverantwortlich in der Pampa herumlaufen lassen kann, muß man aber schon haben. Das riecht so richtig unprofessionell.
Es ist mir schleierhaft, wie man so, wie es in diesem Artikel beschrieben wird, im afrikanischen Dschungel herumlaufen kann. Da läuft jemand, anscheinend ohne Erfahrung, nur mit Kompas und schlechter Karte, ganz alleine 5 Kilometer durch den Regenwald. Unglaublich. Wie kann ein Assistent, dem man aufgetragen hat, sich um die Praktikantin zu kümmern, die alleine rumlaufen lassen? Ohne GPS? Ohne Begleitung? Halte ich für verantwortungslos. Und so loszulaufen, halte ich für naiv. Ein gutes GPS mit Tracking für den Rückweg kostet zwischen 100 und 200 Euro, da sollte für jede Person und nicht nur für jede Gruppe eines drin sein, allein schon aus wissenschaftlichen Gründen für das Geotagging. Funkgeräte oder Satellitentelefone sind heute eigentlich auch kein unvertretbarer Luxus mehr. Laut Artikel haben sie ja sogar welche bekommen – aber erst, als es zu spät war. Und haben sie wieder ausgeschaltet.
Wahrscheinlich weicht das, was dort passiert ist, doch erheblich von dem SPIEGEL-Artikel ab, da werden sich viele Fehler eingeschlichen haben. Aber es paßt zu der Hemdsärmeligkeit und der mangelhaften Grundausbildung deutscher Wissenschaftler. Ich kenne jemanden, der Geologie studiert und darin promoviert hat. Zum Studium gehörte es, auf irgendwelchen Inseln herumzurennen und Karten anzufertigen, wo sich welche Gesteins- und Bodenformationen entlangziehen. Trotzdem kam im gesamten Studium nichts von GPS, von Koordinatensystemen, von Navigation dran. Warum die auf ihrer Inseltour kein GPS nehmen um zu bestimmen, wo sie da wären und was sie aufzeichnen, fragte ich. Bräuchte man erst gar nicht zu versuchen, war die Antwort, da gäbe es sicher keine Funkabdeckung, die Insel sei ja kaum entwickelt und nur dünn besiedelt. Unglaublich.
Ich wüßte ja zu gerne, was da wirklich im Urwald auf der Affenjagd passiert ist. Professionell war’s sicher nicht.
2 Kommentare (RSS-Feed)
Addendum:
Habe auf die Schnelle folgendes zu dem Vorfall gefunden:
http://www1.tu-darmstadt.de/pvw/dez_iv/a/arbeitssicherheit/fln.tud
War also 1996 passiert, ziemlich genauso wie ich es noch in Erinnerung hatte. Und der Text schreibt ganz deutlich: “Mit Sicherheit wäre dieser Unfall nicht passiert, wenn die Schutzmaßnahmen getroffen worden wären, die in einer anderen deutschen Hochschule realisiert wurden.”
Ich kann mich grob an einen Fall erinnern, wo durch Schludrigkeit an einem Institut tatsächlich mal ein Student ums Leben gekommen ist (ich glaube es war Göttingen).
Das muß schon mindestens 15 Jahre her sein (es ist passenderweise genau während der Zeit meiner Diplomarbeit passiert). Der Vorfall war an einem Physikinstitut, wo sie eine uralte Stickstoffverflüssigungsanlage im Keller stehen hatten. Für moderne Sicherheitsvorkehrungen wie Zeitabschaltungen o.ä. war entweder kein Geld da, oder es hat keinen interessiert, oder vermutlich beides.
Natürlich sind es die Diplomanten, die immer zum Stickstoffholen in den Keller gescheucht werden. Und es ist irgendwann passiert, was passieren musste: Ein Student hat wohl verdampften Stickstoff eingeatmet, ist umgekippt, der Stickstoff ist munter weiter gesprudelt, und nach ein paar Stunden haben sie eine tiefgefrostete Leiche vorgefunden.
Ich kann mich deshalb noch an den Fall erinnern, weil ich damals meine Diplomarbeit in Karlsruhe eben an der Physik gemacht hatte, und es mit dem Stickstoff dort exakt genauso abgelaufen ist. Mit der Kanne in den Keller, natürlich immer alleine, Ventil auf, und wenn man nicht aufpasst kann man problemlos den ganzen Raum mit Stickstoff fluten.