Einflussnahme auf Professoren und Studenten

Der SPIEGEL schreibt über eine ebenso ungewöhnliche wie dubiose Einflußnahme auf die Berufung von Professoren: Die katholische Kirche mischt sich ein. Die haben gerade noch gefehlt.

Wissenschaft ist die Suche nach Wahrheit. Die katholische Kirche steht dem diametral – oder bestenfalls orthogonal – gegenüber. Es ist bekannt, daß die Kirche bisher nicht gerade ein Förderer der Wissenschaft und Wahrheit war (zwar waren die Jesuiten angeblich ziemlich gut in Wissenschaft, aber publiziert haben die das auch nicht gerade). Die Kirche hatte schon immer ein natürliches Interesse daran, die Leute unwissend zu halten und zu verlangen, daß man glaubt, was sie auftischt. Und die mischen sich in Professuren ein.

Mag sein, daß es dabei um Theologen geht. Aber auch ein Theologieprofessor soll lehren und nicht predigen. Und daß die Kirche hintenrum Einfluß auf Lehrkräfte in anderen Fächern damit inhaltlichen Einfluß auf Gesellschaftswissenschaften, Pädagogik und Philosophie nimmt, halte ich auch für inakzeptabel – und verfassungswidrig. Denn erstens verletzt es die Freiheit von Forschung und Lehre, wenn der Vatikan da reinredet, zweitens den freien Zugang zum öffentlichen Amt nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung nach Art. 33 II GG.

Bemerkenswert ist, daß der Einfluß der Kirche laut SPIEGEL auf einem Vertrag beruhen soll, den der Freistaat Bayern 1924 mit der katholischen Kirche geschlossen hat. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Einführung des Grundgesetzes hätte dieser Vertrag hinfällig sein müssen. Fragt sich, was in Bayern wichtiger ist – die katholische Kirche oder die Verfassung.