“Es gibt kein gerechteres Kriterium als Leistung”
30.1.2010 9:27
Unsere Bundesbildungsministerin Schavan klopft wieder Sprüche.
Stipendienprogramme sollen allein auf Leistung setzen. Das wäre das Gerechteste.
Das ist eine Binsenwahrheit. Wie so vieles sind das mal wieder platteste Sprüche, über die man nicht nachgedacht hat.
- Was ist denn, wenn einer nicht so gut ist? Die Prüfungsordnungen sehen meist vor, daß man bis Note 4 noch bestanden hat. Fördert man die einen, aber nicht die anderen, könnte man das als Eingriff in die Berufsfreiheit sehen.
- Das stinkt nach „Self-fulfilling prophecy”, weil der, der Geld bekommt, nicht arbeiten muß und mehr Zeit hat, und dadurch noch mehr lernen kann. Man könnte genauso argumentieren, daß man nur den Schlechtesten Stipendien gibt, weil die offensichtlich mehr Zeit zum Lernen brauchen. Reine Dialektik.
- Wie sollen denn die Leistungsbewertungen aussehen? Noten werden in Deutschland völlig willkürlich vergeben. Zu Dissertationen hat beispielsweise das VG Karlsruhe entschieden, daß sie nicht vergleichbar sind, und man deshalb hinzunehmen hat, daß eine Dissertation abgelehnt wird, während nachweislich schlechtere Bestnoten bekommen. Es gibt in Deutschland keinen Maßstab, nach dem man Leistung an den Universitäten beurteilen könnte.
- Wäre Leistung der gerechteste Maßstab, dann dürfte man Professoren nicht verbeamten sondern müßte jedes Jahr die 10% schlechtesten rausschmeißen.
- Es fördert die Korruption. Wenn man die neoliberale Denkweise von deutschen Universitäten zugrundelegt, dann ist deren Logik, daß der Student durch die bessere Note ja Geld bekommt und die Universität davon was abhaben will. Das ist immer die moralische Rechtfertigung dafür, daß man für die Annahme von Diplomarbeiten usw. Geld haben will. Weil der Betreffende ja dann für den Rest des Lebens auch mehr verdient.
Geht aber in die gleiche Windrichtung wie die Dissertation der Kristina Köhler. Da wird auch mit haarsträubender Rhetorik zu rechtfertigen versucht, daß manche Margarine und manche Kaviar aufs Brot bekommen.
Frau Schavan hat Theologie, Erziehungswissenschaften und Philosophie studiert. Daß man Theologie überhaupt zwischen den Wissenschaften toleriert und betreibt ist ja schon schlimm genug – mit so einer Vita dann Ministerin für Wissenschaft zu werden … hoffentlich müssen wir ihre Arbeit nicht auch noch lesen!