Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

“Forschung und mentale Prostitution”

Hadmut Danisch
24.3.2010 19:26

Ein Leser hat mir (Danke!) einen interessanten Link geschickt.

Unter Novo Argumente findet man einen Aufsatz des Professors Günter Ropohl mit durchaus interessanten Ansätzen (die aber wohl auch nicht von ihm selbst, sondern nur wiedergegeben sind). Sein damaliger Deutschlehrer habe vor 50 Jahren gesagt, bzw. Zitat von ihm selbst:

„Warum verachtet man Menschen, die ihren Körper verkaufen? Wo es doch offenbar niemand anstößig findet, dass andere ihren Geist verkaufen!“ Das sagte, vor mehr als 50 Jahren, mein damaliger Deutschlehrer vor versammelter Klasse im christkatholischen Köln. Diese seinerzeit höchst provokante Äußerung habe ich mein Leben lang nicht vergessen. Gewisse Entwicklungen in der Wissenschaft nähren in mir den Gedanken, dass heute immer mehr Forscher ihren Geist verkaufen, also gewerbsmäßig der mentalen Prostitution nachgehen.

Da ist was dran. Mehr denn je. Professoren nehmen heute jeden beliebigen Standpunkt ein und geben alles als Wissenschaft aus, je nachdem, wo sie sich Geld oder andere Vorteile versprechen. Mentale Prostitution beschreibt das ganz gut.

Ich wollte da schon in Begeisterung ausbrechen, als ich gelesen habe, was der dann weiter unten über das Passivrauchen schreibt. Der hat’s dann auch gerade nötig, andere der mentalen Prostitution zu bezichtigen. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie heute noch ein halbwegs aufgeklärter Mensch Passivrauchen als Gesundheitsgefahr und erhebliche Belästigung leugnen kann. Dazu braucht man keine Gutachter, das spürt man doch unmittelbar selbst, wenn der Hals schmerzt, die Augen tränen, die Klamotten widerlich stinken. (Mir wird manchmal schon übel wenn mir im Aufzug einer gegenüber steht, der gerade zum Rauchen draußen war.) Und wie die bei niedrigen Verbrennungstemperaturen aus über tausend chemischen Zusätzen entstehenden Produkte etwas anderes als giftig sein sollten, müßte der auch erklären, was ihm als Philosophen wohl nicht möglich ist. Da hat er die Windrichtung verwechselt, eher hätte man die Wissenschaftler benennen müssen, die unter Bezahlung der Zigarettenindustrie die Giftigkeit leugnen. Wenn ich so einen Schwachsinn lese, habe ich so den Eindruck eines Kettenrauchers, der sich den letzten Verstand rausgequarzt hat, oder einfach eines Interessenschwätzers, den es ärgert, daß er in der Kneipe nicht andere vollqualmen darf.

Das ist insofern ärgerlich, als danach wieder bessere und durchaus gute Absätze kommen.

Da zwickt mich jetzt aber meine eigene Wissenschaftsdrüse. Soll ich nun die eine Richtung einschlagen und sagen, jemand der solchen Blödsinn übers Passivrauchen schreibt, ist unseriös und der ganze Artikel pauschal tendenziös und damit Schrott? Oder soll ich den Artikel doch lieber zerlegen und mir die Stücke, die mir gerade mal gefallen und in den Kram passen herausstellen und loben? Liefe ich damit nicht Gefahr, meine eigenen Interessen als Maßstab zu nehmen und dann das, was mir nicht paßt, als wissenschaftlichen Murks, und das, was mir gefällt, als wissenschaftlich gut hinzustellen? Selbst wenn mir die Absätze unten gut gefallen, einleuchten und süffig runtergehen – warum sollte er da mehr Hirnschmalz und weniger Eigeninteressen verwendet haben als bei der Sache mit dem Nichtrauchen? Könnte ja genauso hinrissig zustandegekommen sein.

Ehrlich gesagt, bin ich mir im Moment nicht ganz sicher, wie man in wissenschaftlich ordentlicher Weise mit so einem Artikel umgehen soll. Der Absatz über das Rauchen ist nun einmal Blödsinn, da geht nichts dran vorbei. Kann man die anderen dann noch empfehlen?

Machen wir es mal so: Der Leser möge sie mit der gebotenen Vorsicht und Zurückhaltung lesen und sich mit Bedacht eine Meinung bilden.

  • Die Aussagen über die Klimaforschung, mmh, da könnte was dran sein. Insbesondere Neuerdings hab ich so meine Meinung über Klimaforscher.
  • Der Abschnitt über den Strukturwandel der Wissenschaft finde ich interessant und er scheint sich mit meinen Beobachtungen zu decken.
  • Der Abschnitt über Betriebssamkeit und Zwang, auch die Sache mit der Konformität und dem alleinigen Wissenschaftszweck, mehr Geld ranzuschaffen, sind nachvollziehbar.
  • Drittmittelwerbung statt Kreativität trifft die Sache wohl ziemlich genau, besonders die Sache mit den Professorenberufungen. Meine Rede, daß das Hochschulsystem durch Berufung der falschen Leute irreparabel kaputt gemacht wurde:

    Nicht länger qualifiziert die ungewöhnliche Kreativität den Hochschullehrer, sondern seine Beflissenheit in mentaler Prostitution. Forschung ist mithin nicht länger selbstbestimmt wie weiland in der akademischen Wissenschaft, sondern weitgehend fremdbestimmt, gesteuert von fremden Interessen und fremden Mehrheitsmeinungen. […] Hier ist nachzutragen, dass die enorme Vermehrung des wissenschaftlichen Nachwuchses einen mörderischen Konkurrenzkampf um die knappen Karrierechancen ausgelöst hat, in dem natürlich diejenigen belohnt werden, die opportunistisch im breiten Strom der herrschenden Meinung mitschwimmen. Der mentalen Prostitution sich zu verweigern, kommt dem wissenschaftlichen Selbstmord gleich, und wer wollte schon ableben, bevor er gelebt hat?

    Sag ich doch schon lang. Korrupte Interessenschwätzer und ein Evolutionsdruck in Richtung korrupte Opportunisten. Und daß die Verweigerung der Korruption (Prostitution) dem wissenschaftlichen Selbstmord gleichkommt, habe ich ja selbst durchexerziert.

  • Krise der Wissenschaft: Ja! Vor allem die Sache mit der abweichenden Theorie und der herrschenden Meinung.

Das wäre ein hervorragender und zitierwürdiger Artikel, der mir gut gefallen hätte – wenn er sich nur den Blödsinn mit dem Passivrauchen verkniffen hätte. Das entwertet Artikel und Autor. Schade. Ansonsten trifft er’s nämlich ziemlich gut.

15 Kommentare (RSS-Feed)

Vorweg: ich bin Nichtraucher, will hier also nicht meine Nikotinsucht verteidigen. Was das Passivrauchen angeht, hat Ropohl aber recht.

Die umfassendste Studie, die jemals zu diesem Thema erstellt wurde, ist “Environmental tobacco smoke and tobacco related mortality in a prospective study of Californians, 1960-98”, BMJ 2003;326:1057, online unter http://www.bmj.com/cgi/content/full/326/7398/1057 .

Diese Studie findet keinen signifikanten Zusammenhang zwischen typischen Rauchererkrankungen und Passivrauchen (wohlgemerkt, es geht um Passivrauchen; dass Aktivrauchen gefährlich ist, wird nicht geleugnet). Und der Sturm der Entrüstung, der darauf losbrach, bestätigt ebenfalls Ropohls These von der Politisierung des Themas und einem „Kreuzzug gegen das Rauchen“. Enstrom wurde wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen, es gab eine Untersuchung, er wurde vom Verdacht freigesprochen (siehe auch http://www.epi-perspectives.com/content/4/1/11 und http://scientificintegrityinstitute.org/HumeUCOP032207.pdf ).

Der Stand der Wissenschaft ist: Aktivrauchen ist gesundheitsschädlich, Passivrauchen nicht. Dosis sola venenum facit, wusste schon Paracelsus.

Nur interessiert sich niemand für den Stand der Wissenschaft, stattdessen werden Raucher einfach zu Massenmördern stilisiert. Solange man den Kreuzzug gegen das Rauchen führen kann, muss man sich nicht mit dringlicheren Problemen beschäftigen.

Ach ja: und die meisten “Wissenschaftler”, die im Feld der Epidemiologie arbeiten, sind mit dem Stand der Wissenschaft ebenfalls nicht vertraut. Wozu auch, man muss nur das herausbekommen, was politisch opportun ist. Insofern hat Ropohl sehr passende Beispiele ausgewählt.


Hadmut Danisch
24.3.2010 21:28
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So ein dummes Zeug. Daß ich von Passivrauchen krank werde, merke ich selbst und unmittelbar, dafür brauche ich keine Wissenschaftler.

Und daß Feinstaub krank macht, ist auch bekannt.

Und daß der Passiv-Rauch einer Zigarette weit gefährlicher ist als der Aktiv-Rauch, dazu reicht Schulwissen, weil nämlich der Passiv-Rauch erstens nicht durch den Filter läuft, zweitens mit weniger Sauerstoff und damit einer viel kälteren “dreckigen” Verbrennung abläuft und drittens man immer wieder beobachten kann, daß Raucher deshalb auch die Zigarette von sich weghalten, damit anderen den Dreck abbekommen.

Ich halte dieses Leugnen der Giftigkeit von Passivrauch für äußerst verlogen. Als ob man kleinen Kindern einreden würde, die Erde wäre flach.

Wieso sollte Aktivrauchen gefährlich sein, Passivrauchen aber nicht?

Wieso sollte überhaupt das Einatmen von Verbrennungsgasen und -rauch etwas anderes als gesundheitsschädlich sein? Da fehlts doch schon am einfachsten Verstand.

Davon abgesehen stinkt’s zum Kotzen.


yasar
24.3.2010 22:52
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Zum Thema Passivrauchen:

mag sein, daß die Studie keine Zusammenhänge zwischen Schäden udn Passivrauchen feststellt, aber meine Lungen und und meine Nase sagen mir, daß dies ungesund ist. Und wie Hadmut schon sagte: warum soll Passivrauchen im Gegensatz zum Aktivrauchen gesünder sein?

Selbst wenn man akzeptieren würde, daß Passivrauchen doch nicht so schädlich sei (was ich aber nicht glaube), so ist die Frage, warum man mir zumuten will, denn Gestank zu akzeptieren. Das ist mindestens genauso schlimm, als ob jemand neben einem dauerfurzen würde.


Hadmut Danisch
24.3.2010 23:10
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Guck auch mal den:

http://www.heise.de/tp/blogs/6/147317

Also wenn mir jemand erzählen will, daß Passivrauchen nicht gesundheitsschädlich ist, dann habe ich den Eindruck, daß mich einer verarschen will.

Das scheint so ne neue Mode zu sein. Kürzlich wollten mir Leute in einer Vielzahl von Mails einreden, daß Fahrradfahren mit Helm gefährlicher wäre als ohne, weil die Helme nur zu Genickbrücken führen und nichts nutzen.


Stefan W.
25.3.2010 3:26
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Als Exraucher erkläre ich, daß man die Zigarette von sich weghält, damit einem der Rauch nicht in die Augen steigt – das beißt!

Ich erinnere mich an Behauptungen, die in einer kl., aber entscheidenden Nuance von dem hier gesagten abwichen. Sie lauteten, daß der Passivraucher ungesünder lebe, als der Aktivraucher, was bemerkenswert ist, weil doch der Passivraucher meist viel seltener dem Rauch ausgesetzt ist, und ein Aktivraucher ja immer auch zugleich Passivraucher ist.

Aber die akuten Reizungen der Passivraucher werden wohl übersehen, weil man nur an Langzeitfolgen wie Lungenkrebs denkt. Wenn man aber bedenkt, wie viel öfter und intensiver die Raucher ihrem eigenen Rauch ausgesetzt sind als die meisten Nichtrauchder – von Barkeepern etc. natürlich abgesehen – dann erscheint es auch wieder unwahrscheinlich, daß die Schäden durch Passivrauchen dramatisch sind.

Versorgt mit Propagandamaterial zur Rauchentwöhnung durfte ich lesen, daß die meisten Schäden, die ich mir durch das Rauchen zugezogen habe, nach 2 Jahren Nichtrauchen wieder regeneriert sind. Das ist bestimmt übertrieben, aber die Nikotinangst ist bei vielen Personen sicher auch übersteigert. Wenn man sieht, was die Leute an probiotischem Wunderzeug einnehmen auf der Suche nach ewiger Wellneß, dann findet nicht jeder das richtige Maß – ich selbst bin auch nicht frei von irrationalen Vitaminwünschen. 🙂


http://www.heise.de/tp/blogs/6/147317
Das ist genauso ein Blödsinn, wir leben in einer Verbotskultur. Merkt denn keiner, daß hier ein allgemeines Verbot wieder mit dem Kinderargument durchgedrückt werden soll? Wenn erwiesen ist, daß Passivrauch ausschließlich für Hamster gefährlich ist kann ich ein Rauchverbot in Autos durchdrücken, weil da ja mal ein Hamster mitfahren könnte. Dann bitte auch diesen Link:
> http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Das-Thema-Rauchen-ist-ein-Spiegel-unserer-Gesellschaft/forum-176776/msg-18290848/read/

Rauch ist Belästigung, sehr viele Raucher sind primitive Typen und so weiter. Aus Belästigung folgt aber noch keine gesundheitliche Gefahr. Das müßte man erst nachweisen. Üblicherweise stellt man eine Behauptung auf und beweist sie. Man sagt nicht, Kohlrabiessen ist schädlich — ätsch, beweist mir mal das Gegenteil.

Jetzt will man an Stränden in Kalifornien Rauchen verbieten. Ich kann die Typen auch nicht leiden, die überall ihre Kippen hinschmeißen, aber die Kirche sollte schon im Dorf bleiben. Man muß dann gegen die Kippenschmeißer vorgehen. Was ist mit Kaugummikauern und Kaugummispuckern?

Übrigens, ich rauche nicht. Ich bin einer von der Sorte, nicht rauchen aber mithusten wollen.

Carsten

http://www.oli-hilbring.de/blog/?p=507


Rahul
25.3.2010 9:10
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Ursprünglich wollte ich mal Wissenschaftler werden
in der Tradition der alten Wissenschaftler.
Als ich aber gemerkt hab, dass man sich heute nur noch
durch massive Prostitution des Geistes in der Wissenschaftsgemeinschaft bewährt und
ich mich in eine Richtung veränderte, die mir nicht gefällt,
bin ich auf Grund innerer Zerrissenheit zwischen Anspruch und Wirklichkeit mittelschwer depressiv geworden.
Ich habe mich dann für einen Abbruch der Promotion entschieden.

Als ich einen ähnlichen Satz wie oben (Ich sagte sowas wie:
“Wenn ich meinen Geist prostitutiere, ist das doch viel intimer als wenn ich meinen Körper prostituiere.”) vor meinen Freunden, die weiterpromovierten, erwähnte, stimmte einer zwar nickend zu, hielt jedoch entgegen, dass mentale Prostitution nicht richtig beweisbar ist und sie deswegen so heftig betrieben wird.

Das wird vermutlich die Krux sein:
Absolute Wahrheit gibt es nicht. Deswegen kann sich jemand mit einer geschickten Lüge herauswinden, wie es ihm beliebt, insbesondere dann, wenn es nur wenige gibt, die die Lügen bewerten können und zusätzlich ein Großteil der Lügner zusammenhält.


Hadmut Danisch
25.3.2010 9:39
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Erstens habe ich durch Passivrauchen schon erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen erlebt.

Zweitens leben wir nicht in einer Verbotskultur, sondern in einer Kultur, in der es nur noch durch Verbote geht. Die Deutschen sind in ihrer Mentalität ignorant und rücksichtslos. Vor dem Rauchverbot in Kneipen war es ja fast unmöglich, einen rauchfreien Platz zum Essen zu finden (außer bei McDonalds). Ich kenne nur sehr wenige Länder (und bin schon viel gereist), in dem man es als Nichtraucher so schwer hat, wie in Deutschland. Weil die Leute hier nur noch auf Egoismus erzogen sind. Woanders nehmen die Leute mehr Rücksicht. In den meisten anderen Ländern ist es gar nicht nötig, Raucher um Rücksicht zu bitten. In Deutschland ist es meist nutzlos, Raucher um Rücksicht zu bitten (und man wird – siehe S-Bahn München – mitunter noch fast totgeprügelt).


yasar
25.3.2010 12:42
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@Carsten:

Wie ich schon oben erwähnte. Auch ohne den für jeden auf Anhieb ersichtlichen Nachweis, daß Passivrauchen gesundheitsschädlich ist, so wird kaum jemand abstreiten, daß Zigartettenrauch eine Belästigung ist. Ansonsten würden sich nämlich auch raucher nicht aufregen, wenn man Ihnen quasi mal den Zigarettenrauch selber ins Gesicht bläst.

Und das allein sollte Grund genug, sein, auf die Umgebung Rücksicht zu nehmen. Wenn Eltern nicht genug eigenen Verstand haben, soweit mitzudenken, was sie Ihren Kindern antun, so muß ggf. ein Verbot her. Ich kenn das aus eigener Erfahrung aus meiner Kindheit, daß mein Vater während der Fahrt uns vollgequalmt hat. Und diese Erfahrung hat ein Großteil der Menschen in meinem Alter auch gemacht (aufgewachsen in den 60er/70er Jahren). Und ganz abgesehen davon, daß ich miterlebt habe, daß Rauchen im Straßenverkehr auch schon öfter zu kritischen Situationen geführt hat. Von daher sollte es, genauso wie das telefonieren (egal ob mit oder ohne Freisprecheinrichtung) beim Fahren generell verboten sein.

Wenn viele Raucher eine Bitte, die Zigarette doch woanders hinzuhalten, oder mit dem Rauchen zu warten, bis man wenigstens mit dem Essen fertig ist als persönlichen Angriff auf sich werten und darauf äußerst heftig reagieren, so ist mit den üblichen Mitteln der gegenseitigen Rücksichtnahme da nichts mehr zu wollen. Dann müssen leider Verbote her.


Auf Dumpffug gibts nur eine Antwort:
http://feuerbringer.com/2010/03/16/deutsche-wollen-totalitares-regime/
Hinterher sinds alles Freiheitskämpfer — nur, wer hatte das Pack gewählt?

Carsten

http://www.nichtlustig.de/toondb/040812.html


quarc
25.3.2010 20:29
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Ich dachte, die physiologischen Effekte des Einatmens von verbranntem
Pflanzenmaterial seine recht gut untersucht, nicht nur aufgrund
statistischer Auswertungen? Wobei das Hauptproblem weniger die
vom Raucher ausgeatmete Luft ist (da hat dessen Lunge ja bereits
vorgearbeitet) als vielmehr die verbrennende Zigarette selbst.

Man sollte halt eingestehen, dass auch Wissenschaftler ihre “blinden Flecke”
haben. Das entwertet nicht Ropohls Beobachtungen des Wissenschaftsbetriebes,
auch wenn seine Beispiel hinken mögen. Ein Problem mag sein, dass er sich
(sofern man es den Publikationen ansehen kann) recht schnell aus
dem “harten” Bereich seiner ursprünglichen Disziplin in die Technikphilosophie
begeben hat. Da sieht er vielleicht manch’ große Zusammenhänge, geht aber
nicht unbedingt ins Detail.

Denjenigen Jammerlappen unter den Rauchern (es sind beileibe nicht alle),
die von ach so schrecklichen Rauchverboten heulen, sei noch ein Hinweis
gegönnt: Rauchen ist nicht verboten — es ist nur nicht mehr _überall_
erlaubt. Das ist wie mit dem Urinieren, das darf man auch nicht mitten
in der Kneipe. Wer den Unterschied nicht begreift, sollte sich versuchsweise
sogenannten illegalen (i.e. kriminalisierten) Drogen zuwenden. Dort kann
er dann erleben, was Prohibition bedeutet.


Christian Zavrtak
27.3.2010 23:44
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Zuerst, “gegen alles als Wissenschaft aus” sollte wohl “geben alles als Wissenschaft aus” sein, nehme ich doch mal stark an, und nun zu Inhalten.

Kann es sein Herr Danisch, dass Sie hier Wasser predigen, aber doch ganz gerne Wein trinken? Passiv Rauchen in normalen Dosen für unbedenklich zu beurteilen ist alles andere als die gewollte politische Meinung.

Wie soll man Sie überhaupt noch ernst nehmen nach, “So ein dummes Zeug. Daß ich von Passivrauchen krank werde, merke ich selbst und unmittelbar, dafür brauche ich keine Wissenschaftler.
Und daß Feinstaub krank macht, ist auch bekannt.”
Spüren sie schon den Krebs im Kopf wachsen, oder warum manchen Sie ihre Erkrankung aufgrund von Passivrauchen fest? Mal Butter bei den Fischen, wenn es so offensichtlich ist, werden Sie es doch auch an Fakten fest machen können und einfache Studien ernsthaft widerlegen können.
Ein Hustenreiz oder ein Unangenehmes Gefühl machen noch keine ernsthafte Gesundheitsgefährdung. Da erscheint mir ein Raucher selbst, als häufigere Überträger von Infektionskrankheiten durch sein schwächeres Immunsystem schon gefährlicher als gelegentlich ein bissel Rauch einatmen. Wenn mir da jemand was anderes erzählen möchte, denk ich doch sofort, der will mich nur verarschen, ganz besonders wo doch eh schon soviel mehr Feinstaub ständig in der Luft ist.

@quarc
Einiges dieses übertriebenen Nicht-Raucherschutzes im Namen der Gesundheit wirkt aber durchaus bedenklich. Generelles Rauchverbot in der Öffentlichkeit oder auch Rauchverbote in der eigenen Wohnung …

@yasar
Sie tun mir leid.
“Da müssen eben Verbote her.”
*kopfschüttel*
Wir sollten tatsächlich Dummheit einfach verbieten, damit wäre uns allen sehr geholfen. Und so bestechend einfach die Lösung. Was möchten wir sonst noch alles verbieten, weil es nicht gefällt?


Hadmut Danisch
28.3.2010 0:08
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[Tippfehler korrigiert, danke für den Hinweis]

Erstens: Der Vergleich mit dem Wein ist ganz dummes Zeug. Aber so richtig dumm. Als würde ich predigen, gegen den Strom zu schwimmen und dann selbst mit dem Strom zu schwimmen. Ich orientiere mich nicht am Strom, sondern an dem, was ich selbst für richtig halte. Das geht manchmal mit, manchmal gegen die Mehrheitsmeinung. Nur ist eine Meinung zu verkünden, die der bekannten Mehrheitsmeinung entspricht, meistens redundant und damit überflüssig.

Zweitens betrachte ich auch Hustenreiz und unangenehmes Gefühl im Hals bereits als gesundheitliche Beeinträchtigung, und vor allem als Belästigung, auch brennende Augen, Übelkeit, Beeinträchtigung des Geschmacks- und Geruchssinns aufgrund von Rauch.

Drittens habe ich durch Passivrauchen (namentlich bei der Bundeswehr) durchaus größere gesundheitliche Beeinträchtigungen als nur Hustenreiz bekommen, die mir damals auch die Bundeswehrärzte bestätigt haben und worauf ich das Zimmer wechseln konnte.

Viertens war ich vor inzwischen 20 Jahren schwer an Krebs erkrankt und bin fast daran gestorben. Daher habe ich mich mit der Thematik durchaus intensiv beschäftigt, und auch sehr viel mit Ärzten darüber gesprochen.

Fünftens spürt man Krebs nicht wachsen. Glauben Sie mir, ich weiß es.

Sechstens ist es tatsächlich so, daß in Deutschland eine erschreckend hohe Zahl von sozialunfähigen Leuten unterwegs sind, die überhaupt keine Rücksicht auf andere nehmen und denen völlig das fehlt, was man früher als “Benehmen” bezeichnete. Und die auf die Bitte, etwas Rücksicht zu nehmen und einem wenigstens nicht direkt in das Gesicht zu qualmen, noch aggressiv werden.

Siebtens geht mir diese Schwafel-Rhetorik auf den Wecker, die Verbote allgemein und schlechthin als falsch hinstellt. Wir hatten vorher jahrzehntelang kein oder weniger Rauchverbote, und die Raucher haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß es anders nicht geht. Ich fühle mich in Ländern, in denen striktere (und vor allem ernsthaft durchgesetzte!) Rauchverbote gelten, sehr viel wohler als hier und gehe dann auch viel lieber abends mal aus. Hier kotzt mich das meistens einfach nur an.

Achtens geht es mir auf den Sack, wie hier manchmal das Rauchen verteidigt wird. Rauchen ist eine ganz ordinäre Drogenabhängigkeit von billigstem Industriedreck, die den freien Willen beeinträchtigt. Rauchen ist eine enorme Charakterschwäche. Und so zu rauchen, daß andere das abbekommen, ist einfach rüpelhaftes Benehmen. Rauchen ist nicht schutzwürdig. Überhaupt nicht.

Neuntens sollte man, wie letztens hier irgendwer schrieb, das mal andersherum formulieren: Rauchen ist nicht an manchen Orten verboten, sondern es ist nicht mehr überall erlaubt. Woher die Raucher überhaupt das Recht nehmen, andere Leute, fremde Räume usw. einzuquarzen und überall ihre Kippen hinzuwerfen, konnte mir noch keiner erklären.

Und zehntens fühle ich mich von solchen Kommentaren angepöbelt. Das ist doch nur ein Beschimpfen und polemisieren. Substanz gleich Null.


Hadmut Danisch
28.3.2010 10:47
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An dieser Stelle habe ich einen Leserkommentar nicht durchgelassen, nur Polemik und Beschimpfung zum Thema Rauchen.

Wie ich in meinen Blogs schon öfters ausgeführt habe: Ich bin rechtlich und redaktionell für diese Webseiten verantwortlich, und deshalb weder verpflichtet noch gewillt, hier auf meine Kosten jedem einen geistigen Müllabladeplatz zu bieten. Ich habe auch weder Grund noch Verpflichtung, zusammen mit meinen Blog-Artikeln eine Latte von Beschimpfungen derer zu veröffentlichen, denen meine Meinung nicht in den Kram paßt. Jeder kann sich heute kostenlos selbst ein Blog aufmachen und seine Meinung kundtun, dazu brauchen die mich nicht, zumal ich hier keine Monopol- oder alles überragende Stellung einnehme. Die Devise lautet Mein Blog, meine Meinung – Dein Blog, deine Meinung. Kritik, auch negative oder abweichende, veröffentliche ich gern, solange sie der Sache zuträglich ist und dem Leser irgendetwas bringt, andere Sichtweisen, Fehlerhinweise, was auch immer. Aber einfach nur rumnölen ist hier nicht. Das Blog muß durch die Kommentare besser, nicht schlechter werden.

Davon ganz abgesehen gehen mir diese Leute auf den Wecker, die im Web herumstreunen und fremde Blogs und Foren Hijacken, indem sie sie mit irgendwelchen Krawallansichten fluten, die teils auch gar nichts mit dem Thema zu tun haben. Man kann das auch als Spam, Trollen oder Propaganda auffassen.

Hier in diesem Artikel ging es nicht um das Rauchen, sondern um den Artikel jenes Professors über Mängel der Wissenschaft, wobei ich seinen Abschnitt über das Rauchen explizit von meiner Leseempfehlung ausgenommen habe. Es ging damit eigentlich um alles außer Rauchen.

Im übrigen zeigen mir solche Reaktionen, daß wir in unseren Kulturraum eine große Menge von Leuten mit einer mentalen Disposition heranzüchten, bei denen es anderes als durch frontale Verbote gar nicht mehr geht (wobei ja auch der Zustand vor dem Rauchverbot drastisch bewiesen hat, daß Raucher strikte Verbote notwendig machen und es ohne einfach nicht geht). Verbote sind nicht per se schlecht und falsch. Manchmal sind einfach die Leute schlecht, derentwegen man die Verbote errichten muß.

Und wenn mir dann noch einer damit kommt, daß es nach Paracelsus bei der Frage der Giftigkeit auf die Dosis ankommt, und weil bekannt sei, daß Aktivrauchen giftig ist, dort die Giftigkeitsschwelle anfange und folglich das Passivrauchen eine ungiftige (oder gar noch heilsame) Dosis sein müsse, ist bei mir das Ende der Diskutabilität erreicht. Irgendwann ist es nur noch dummes Gerede.

Wie gesagt, wer solchen Mist abläßt, möge sich selbst und in eigener Verantwortung ein Blog aufmachen und schauen, wo er Leser findet, und nicht bei anderen trittbrettfahren.


Joseph Kuhn
19.5.2010 18:37
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Geld und Wissenschaft: ein völlig neues Thema ist das ja wirklich nicht. Wer interessante Fallbeispiele zur finanziellen und politischen Einflussnahme auf die Wissenschaft aus früheren Jahrzehnten sucht, dem sei das Buch “Käufliche Wissenschaft” von Bultmann/Schmithals aus dem Jahr 1994 empfohlen. Und was die Motive Ropohls angeht, wird man vielleicht anhand seiner früheren Veröffentlichungen in der gleichen Zeitschrift klüger, kommentiert in: http://www.josephkuhn.de/pdf/Passivrauchen_Buergerorientierung_Evidenz.pdf.