Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Die Billig-Professoren

Hadmut Danisch
31.5.2010 19:38

Der SPIEGEL berichtet über Lohndumping für Dozenten an der Uni Kaiserslautern.

Im Prinzip ja nichts neues. Mitarbeiter und Privatdozenten sind an deutschen Universitäten erpressbare Sklaven. Und die Universitäten und etablierten Professoren nutzen das meist hemmungs- und skrupellos aus (ging mir ja auch so). Murphy’s Law besagt, daß was schiefgehen kann auch schiefgehen wird. Für unsere Universitäten gilt eher, daß wer erpreßt werden kann auch erpreßt werden wird. Da treiben sich einfach zu viele niedere Charaktere herum, als daß sich nicht im Falle des Falles gleich einer fände.

Was ist aber die Konsequenz daraus?

In Karlsruhe läßt man gerade Professoren als Beamte aus der Hector-Stiftung bezahlen, weil das normale Gehalt von bis zu 100.000 Euro nicht reicht und man an die über 200.000 Euro nach Schweizer- und US-Maßstäben heran will. Die Gier ist grenzenlos. Gleichzeitig erwartet man, daß die, die tatsächlich die Arbeit machen, für Hungerlöhne arbeiten.

Wenn man auf der einen Seite sagt, daß man Professoren um die 200.000 Euro im Jahr zahlen müßte, um ordentliches Personal zu bekommen, was bekommt man dann auf der anderen Seite für Leute für eine Stelle, bei der einer 3 Semesterwochenstunden zu 30 Euro abrechnen kann?

Eben. Man bekommt die Leute, die nun wirklich nichts geworden sind und sich für Kleingeld verdingen müssen. Und aus diesen Dozenten rekrutieren sich später die regulären Professoren. Aus denen, die nichts geworden sind. Und „nichts geworden” liest sich dann noch positiv in einem rein-universitären, an keiner Stelle von Berufstätigkeit getrübtem Lebenslauf.

3 Kommentare (RSS-Feed)

quarc
31.5.2010 20:22
Kommentarlink

Deine Formulierung “Man bekommt die Leute, die nun wirklich
nichts geworden sind und sich für Kleingeld verdingen müssen.”
führt in die Irre, weil sie suggeriert, dass solche Leute
aufgrund fachlicher Defizite keine besser bezahlten Stellen
in Aussicht haben. Oft sind gerade diese Ausgebeuteten durch
die Liebe zum Fach so motiviert, dass sie selbst derlei Hungerlöhne
akzeptieren, weil sie hoffen, hierdurch noch auf eine permanente
Stelle zu rutschen (was aber meist doch nicht klappt).
In “Geldfächern” wie der Informatik kommt dies vielleicht
seltener vor, aber in anderen Wissenschaften gibt es das
noch häufiger. Das Grundproblem im akademischen Bereich besteht
nach wie vor darin, dass es zwar “Karrieren” gibt, aber zuwenig
gewöhnliche Beschäftigung.


jim
5.6.2010 21:30
Kommentarlink

@quarc: Was ist ein “Geldfach”?


quarc
11.6.2010 18:06
Kommentarlink

@jim: mit “Geldfachern” meinte ich solche Disziplinen, in denen der
Anreiz zur Beschäftigung und Arbeit hauptsächlich durch Geld motiviert
ist. Das kann aus ganz verschiedenen Gründen vorkommen, z.B. dadurch,
dass die entsprechende Forschung sehr teuer ist und deshalb Geld in
großen Mengen benötigt, so dass das Einwerben von Forschungsgeldern
den größten Teil der Arbeit Ausmacht. Die Informatik wird in erster
Linie dadurch zum “Geldfach”, dass außerhalb der Universitäten häufig
Arbeitsstellen winken, die unter fachlichen Gesichtspunkten denen an
der Universität ebenbürtig sind, aber besser bezahlt werden.
Man kann also von der Uni in die Industrie abwandern, ohne das eigene
Fach aufgeben zu müssen.

In vielen anderen Fächern kann aber das Auswandern aus der Uni oft
nur mittels Aufgabe des eigenen Faches erreicht werden. Fachliche und
finanzielle Präferenz sind also gegenläufig, und so gibt es nicht
wenige Wissenschaftler, die trotz finanziellem Elend an der Uni zu
verbleiben versuchen.