Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Korruptes Deutschland: Gekaufte Doktortitel darf man behalten

Hadmut Danisch
31.5.2010 19:46

Es wird immer schlimmer.

Ich habe ja schon viel darüber geschrieben, daß in Deutschland der Titelhandel an den Universitäten um sich greift und immer mehr Doktorgrade gegen Geld vergeben werden. Und nach meinen Beobachtungen ist es die bessere Variante, sich einen Doktorgrad zu kaufen statt regulär zu promovieren, weil der Aufwand viel geringer und die Erfolgsaussichten viel besser sind. Ein bestochener Professor wird sich Mühe geben, während normale Doktoranden wie Sklaven behandelt werden.

Wenn da nicht die Gefahr wäre, damit aufzufliegen. Doch die ist jetzt keine Gefahr mehr. Das Verwaltungsgericht Hannover hat entschieden, daß 9 Jurastudenten ihre gekauften Doktorgrade behalten dürfen. Könnte mir gut vorstellen, daß da so mancher Richter um seinen Doktor bangen müßte, wenn gekaufte Doktorgrade zurückgegeben werden müßten.

Bei der Menge ge-/verkaufter Hochschulgrade müßte Deutschland eigentlich bald wieder Exportweltmeister sein.

12 Kommentare (RSS-Feed)

Lauscher
1.6.2010 10:54
Kommentarlink

Ob die Uni Rechtsmittel einlegen wird? Begrüßenswert wäre es ja. Dann kann man wenigstens noch hoffen, dass die Richter am OVG ihr Amt etwas ernster nehmen.


Rhydel
1.6.2010 17:44
Kommentarlink

Exportweltmeister an Studenten eventuell, wenn die alle in andere Länder gehen. Werde ich mir als Option dann mal offen halten …


moni
2.6.2010 15:01
Kommentarlink

Da reißen sich ehrliche Menschen die Hintern auf und so wird deren Wertschöpfung (“Doktoren haben hart gearbeitet”) dann verhunzt. Und das auch noch von Juristen! Sehr krudes Rechtssystem, wenn das so operationalisierbar ist. Müssen Juristen eigentlich irgend welche Moralphilosophiekenntnisse nachweisen?


Fabian
2.6.2010 17:41
Kommentarlink

In einen Büchlein mit Zitaten/Aphorismen von Kurt Tucholsky, das ich vor kurzem las, fand ich folgenden Gedanken:

“Die Titelsucht ist heute in Deutschland genau so groß und so gefährlich, wie sie es im Mittelalter gewesen ist. Der Titel erstickt jeden Widerspruch und erspart dem Titelträger jede Tüchtigkeit. Er steckt sich hinter den Titel, und das Übrige besorgt dann schon die Dummheit derer, die den Titel anstaunen und ihn um des Titels willen, den sie nicht haben, aber gern hätten, beneiden.”


Hadmut Danisch
2.6.2010 18:22
Kommentarlink

Toll gesagt. 🙂


Melanie Gatzke
3.6.2010 18:07
Kommentarlink

Nicht zu fassen.
Dekadent vom Scheitel bis zur Sohle.
Zumindest weis man jetzt, wo die viele Dummheit herkommt.
Dr. und Diplom- alles ist möglich, man muß nur wissen wie.
der eine durch lernen Fleiß und Wissen, der andere durch Geld und Macht.
Heute kann man alles kaufen – alles ist käuflich -Ansehen- Positionen- Karriere – Liebe -passende Kleidung und dazu den Doktorhut.

Gratuliere!


“Die Unibiliothek Köln führt eine elektronische Diebstahlkontrolle ein.
Bei den Juristen wird am meisten geklaut, bzw. es werden Seiten
herausgeschnitten.”
Deutschlandfunk am 31.1.2004 9.10Uhr

Carsten

Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe das erste Schwein.


moni
4.6.2010 21:09
Kommentarlink

Bei den Jura-Studenten der Uni Mainz gibt es diese sehr schöne Methode:
weil alle Hausarbeiten in einer Art öffentlichen Briefkasten geworfen werden müssen, der einen Recht grossen Schlitz oben haben muss, weil man ja immer mehr Schreiben muss, um immer weniger gesagt zu haben, kann man recht einfache Vorrichtungen benutzen, um eine der Arbeiten rauszufischen, das Deckblatt mit dem zu vertauschen, auf dem der eigene Name steht und das Ding wieder einwerfen und schon hat man eine Hausarbeit geschrieben.
Kann man sicher nicht nur den Studenten zur Last legen, wichtige Fallbearbeitungen in großer Maße und Zahl erfordert eben einen Tribut und wer am Ende am meisten beschissen hat, hat halt gewonnen. So ist das in Konkurrenzland.


Hadmut Danisch
8.6.2010 20:11
Kommentarlink

Jemandem wie mir, dem der Doktor kaputt gemacht wurde, weil die Prüfer das verlangte Schmiergeld nicht bekommen haben, und der großangelegte Schmiergeldwirtschaft im Promotionsbereich aufgedeckt hat, ins Blog zu kommentieren, daß das ziemliche Scheiße wäre, sowas zu behaupten, ist entweder ziemlich dumm oder ziemlich dreist.

Dem Tonfall nach vermutlich sogar beides.


Melanie hoeflich
11.6.2010 11:58
Kommentarlink

Der rechtlichen Klarheit willen: Ralph Heiermann, einer der Kläger-Anwälte, originalzitiert: Meine Mandanten sind ja selbst die Betrogene. Die Verträge, die sie mit der Wissenschaftsberatungsgesellschaft geschlossen haben, bezogen sich ja nur darauf, dass wie bei einer Maklertätigkeit eine Hochschule gesucht wird, bei der man ordentlich promovieren kann, was natürlich keiner von den Betroffenen wusste, ist, dass da intern Absprachen zwischen dieser Wissenschaftsberatungsgesellschaft und dem späteren Doktorvater bestanden, dass da offensichtlich Gelder geflossen sind. Davon wussten die natürlich nichts. Haben auch Ordnungsgemäß nach der Promotionsordnung die Auflagen erfüllt, also Scheine gemacht beziehungsweise an Seminaren teilgenommen, die Arbeit selbstverständlich selbst verfasst. Von daher können sich die Kläger überhaupt keinen Vorwurf machen.


Hadmut Danisch
11.6.2010 12:50
Kommentarlink

@Melanie Gierath:
Strafanzeige schon alles probiert, ist längst verjährt und der Doktorvater verstorben.

Gucken Sie erst mal https://www.danisch.de/Adele.pdf , damit Sie wissen, was da alles gelaufen ist. Und wie Juristen (Richter und Staatsanwälte) die Sache manipuliert haben.

Ich glaube Ihnen durchaus, daß Sie das nicht zynisch meinen. Sorry, wenn ich das so direkt sage, aber das liest sich für mich vor allem naiv.


Hadmut Danisch
11.6.2010 12:52
Kommentarlink

@ Melanie Hoeflich: Das halte ich für Unfug. Korruptionszahlungen als “Maklerzahlungen” auszugeben. Wer sowas ernsthaft glaubt, dem sollte man noch die Staatsexamen entziehen, weil der als Jurist völlig ungeeignet ist.

Schon ein solches (vorgeschobenes) Maklerzahlen halte ich für korrupt.

(Wobei die Juristen sich ja schon während des Studiums dran gewöhnen, für Repetitorien usw. zu zahlen…)