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Hochschulranking als Quatsch geoutet

Hadmut Danisch
11.6.2010 0:15

…wie hätte es auch anders sein sollen.

Der SPIEGEL berichtet darüber, daß ein Mitarbeiter der Times zugegeben hat, daß deren ach so geschätzte, gefürchtete und hochbeachtete Hochschulrankings nur Quatsch waren und der belastbaren Grundlage entbehrten. All die Universitäten und Professoren, die über Jahre hinweg dieses Hochschulranking für sooo wichtig oder einen ach so unwiderleglichen Beweis ihrer Qualität hielten, sind einem unbelastbaren Geschreibsel aufgesessen.

Was aber hätte man auch anderes erwarten können? Schließlich entspricht diese Arbeitsweise der der meisten „Wissenschaftler”. Wie sollten die solche Fehler bemerken können, wenn sie sowas selbst für völlig normal halten? Und warum sollten die paar, die es bemerken können, bemerken wollen, solange sie auf den oberen Rängen stehen.

Daß diese Rankings nichts taugen können, war eigentlich schon lange klar. Wenn eine ETH Zürich trotz ihrer eklatanten Mängel, der Korruption und der Pfuscherei immer so hoch kommt, muß was faul sein.

Und auch die Hochschulrankings deutscher Zeitschriften wie Focus oder Spiegel werden ja auch immer ach so hoch bewertet und nie nachgeprüft.

Vor ein paar Jahren war wieder mal die Karlsruher Fakultät auf Platz 1 der Informatikfakultäten, ich weiß nicht mehr ob es Spiegel oder Focus war. Eines beiden, ich glaub fast, es war Spiegel. In Karlsruhe haben sie sich mal wieder einen neuen Stern ans Revers und auf die Webseite gepappt. Hurra, wir sind so toll, schon wieder auf Platz 1.

Seltsam nur, daß im Text dafür etwas als Grund dafür genannt war (ich weiß es nicht mehr, irgendeine Sonderausbildung), wovon ich genau wußte, daß es das in Karlsruhe gar nicht gibt. Ich habe mal nachgefragt, wie sie darauf gekommen seien. Ja, meinten die, das hätte ihnen der Dekan gesagt. Wie, und das haben Sie nicht nachgeprüft? Nöh, wieso? Wenn der uns das am Telefon so sagt, glauben wir das halt. Alles andere wäre zu zeitaufwendig, hieß es.

So lief das also. Die haben einfach mal ein paar Dekane antelefoniert, hallo, hier ist Spiegel/Focus, wir machen ein Ranking und wollten mal anfragen, wie gut Sie sich eigentlich selbst finden. Und dann hat ihnen der Dekan einfach einen vom Pferd erzählt. Und wer vom schönsten Pferd erzählt – man könnte auch sagen der frechste Schwindler – gewinnt. So wird nicht die Wissenschaftliche Qualität, sondern die Bereitwilligkeit zum Schwindeln ausgezeichnet.

Als ich dann noch weiter nachfragte hieß es, daß der Dekan ja gar nicht behauptet habe, das zu haben, sondern es zu wollen. Ah ja. Und bei den olympischen Spielen bekommt die Goldmedallie künftig nicht mehr der, der am schnellsten läuft, sondern der, sich die kürzeste 100-Meter-Zeit wünscht.

So ungefähr lief es ja auch bei der Exzellenzinitiative. Da wurde auch nicht ausgewählt, wer die beste Forschung und Lehre hat, sondern die tolldreistesten Planungen.

Andererseits muß man sagen: Die einzige der Universitätsforschung angemessene Methode des Rankings muß ja auf Murks und Schwindel beruhen. Sonst wär’s ja nicht stilecht. Und warum auch mehr Arbeit machen? Merkt ja sowieso keiner, das es faul ist.

3 Kommentare (RSS-Feed)

nullplan
11.6.2010 11:08
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“Und bei den olympischen Spielen bekommt die Goldmedallie künftig nicht mehr der, der am schnellsten läuft, sondern der, sich die kürzeste 100-Meter-Zeit wünscht.”

Fast. Zumindest dann, wenn das IOC die Kampfrichter wegspart und jedem Läufer die Stoppuhr selbst in die Hand drückt. Erst dann funktioniert deine Analogie. Ich kann mir den Monolog schon lebhaft vorstellen: “Ups, bin ich kurz vor der Ziellinie auf ‘Löschen’ gekommen. So ein Mist aber auch…”


quarc
11.6.2010 19:26
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Es ist schon lustig, dass ausgerechnet Spiegel-Online, die mit solchen
Rankings hausieren gegangen sind, nun darüber berichten, dass das alles
nichts ist. Aber gut. Neu ist es nicht, siehe etwa hier


Stefan W.
16.6.2010 12:38
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Dann würde ich die Dokumente zur Exzellenzinitiative auch lieber schreddern, statt sie der Öffentlichkeit zu überlassen.