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Absurde Phantasie-Promotion an der LMU München

Hadmut Danisch
27.6.2010 18:40

Hinrissig, aber symptomatisch für das deutsche Promotionswesen.

Die FAZ berichtet über einen absurden Promotionsstreit an der LMU München (hab ich gefunden über das Copy, Shake, and Paste-Blog).

Da haben sie so einen Phantasie-Promotion eingeführt. Der Dr. med. ist ja schon geschenkt und im Niveau unter der Diplomarbeit in anderen Fächern. Drei Mäuse ersäufen und auf die Stoppuhr gucken. Irgendwo habe ich mal gelesen, es hätte einer den Dr. med. dafür bekommen, daß er für ein großes Krankenhaus eine günstigere Beschaffungsquelle für Klopapier und Papierhandtücher gefunden hat. Und wenn’s nicht mal dafür reicht, vergeben die jetzt einen Dr. hum. oder Dr. biol. oder Dr. hum.biol. oder irgendsowas. Die denken sich nun einfach irgendwelche Doktorgrade aus.

Und da hatte wohl einer sehr dünn über Bildverarbeitung (unheimlich medizinisch…) promoviert und das auch noch aus der Betriebsanleitung abgeschrieben und dafür seinen Ulk-Doktor bekommen. Der Autor der Betriebsanleitung hat’s mitbekommen und war damit nicht einverstanden.

Kurios daran ist, daß – selbst nach Auffassung der FAZ – die Prüfer die Dissertation nicht mal gelesen haben. Da stünden nämlich solche Grammatikstilblüten wie „der Schaltfläche” und „den Schaltfläche” drin. Im der Betriebsanleitung stand „der Button” und „den Button”, und das hat mal wohl per search-and-replace mal schnell eingedeutscht. Daß Promotionsprüfer die Dissertation nicht lesen, ist kein Einzelfall, das ist in Deutschland und der Schweiz eher die Regel.

Bemerkenswert, daß sich endlich mal die Erkenntnis herumspricht, daß ein Prüfer immer nur in dem Fach Leute promovieren kann, in dem er selbst bestanden hat. Eine ganze Menge Leute dürften also in der Informatik nicht als Prüfer agieren, weil sie nie Informatik studiert haben, und es in der Informatik zwischen Dr. Ing. und Dr. rer.nat. bunt durcheinander geht. Überhaupt hat noch nie einer erklärt, was ein Dr. Ing. oder Dr. rer.nat. überhaupt umfaßt, das vergibt jeder, der Lust hat.

Wenn sich diese Auffassung durchsetzt, wären eine Menge Promotionen in der Informatik nichtig.

Man merkt aber, daß sich inzwischen so langsam auch in der Presse die Erkenntnis ausbreitet, daß das deutsche Promotionswesen ein großangelegtes Betrugssystem und die Professorenschaft korrupt durchsetzt ist.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Marko
28.6.2010 11:42
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Das wirklich Traurige an dieser Schwemme von Phantasiepromotionen: Verwässerung des Pools wissenschaftlicher Arbeiten, die noch Qualität besitzen (man muss sich durch ganze Dschungel wühlen, um was qualitativ hochwertiges zu finden. Kostet enorm viel Zeit und frustriert)
und natürlich Ablehnung/Nicht-Anerkennung von wirklich guten Arbeiten oder Projekten (“Ach! In BWL über Korruption zu promovieren macht doch heute wirklich keinen Sinn mehr!”)