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Uni Karlsruhe: 675.000 Euro aus Studiengebühren für Exchange-Server rausgeworfen?

Hadmut Danisch
24.7.2010 0:12

Noch eine Bitte um Hinweise an Karlsruher Leser.

In den Kommentaren zum Artikel über die Uni Karlsruhe (KIT) wurden angesprochen, daß die Umstellung des alten Mailservers für Studenten am Rechenzentrum auf einen Microsoft Exchange-Server – der deutlich schlechter als der alte sei – 675.000 Euro gekostet habe und diese aus Studiengebühren aufgebracht worden seien. Leider funktioniert der von einem Leser angegebene Link nicht mehr.

Das stinkt aber ganz gewaltig nach strafbarer Untreue.

Daß ein Exchange-Server nicht viel taugt und für so etwas ungeeignet ist, ist bekannt. Exchange wird gemeinhin als Firmenserver verwendet (und taugt meines Erachtens aufgrund erheblicher Konstruktionsmängel nicht mal dafür), und Studenten sind nun mal keine Firmenangehörigen. Zumal es ja vorher ein System gab, das besser funktioniert hat. 675.000 Euro halte ich da auch für völlig überzogen. Da fragt man sich dann schon, was die sich dabei gedacht haben.

Und daß das angeblich aus Mitteln der Studiengebühren kam, ist auch ein Hammer, denn die sollten nicht für Infrastruktur, sondern für die Verbesserung von Forschung und Lehre ausgegeben werden. Davon einen Exchange-Server zu kaufen halte ich für grob und offensichtlich treuwidrig.

Dabei kommt mir gerade etwas in den Sinn: Ich war kürzlich in der Universität in Auckland, Neuseeland. Und die waren massiv mit Microsoft-Werbung zugepflastert. Rabatte für Studenten und so. Ich hatte so den Eindruck, als versuche Microsoft (wohl auch gegen die Linux-Konkurrenz) Boden und Marktanteile zu machen, indem sie systematisch an den Universitäten ansetzen und die Leute auf Microsoft-Software eichen. Ganz schlimme Erscheinung. Läuft den Aufgaben von Forschung und Lehre zuwider. Da werden die eigenen Studenten verkauft.

Welche Absicht könnte also dahinter stecken, daß eine Universität einen Mailserver durch einen schlechteren von Microsoft ersetzt und dafür überhöhte 675.000 Euro aus Studiengebühren einsetzt, die dafür nicht verwendet werden dürfen?

Pech, daß es in Baden-Württemberg kein Informationsfreiheitsgesetz gibt. Die werden wissen, warum…

3 Kommentare (RSS-Feed)

Fabian
24.7.2010 1:45
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Der Link den Matthias angegeben hat funktioniert. Die Blogsoftware hat nur die URL nicht richtig umgewandelt (die schließende Klammer ist nicht Teil der Adresse). Die 675.000 habe ich übrigens hier her: http://fachschaft.etec.uni-karlsruhe.de/images/stories/Funke/funke_152.pdf

In Sachen Infrastrukturmaßnahmen wurde, wie man aus dem Dokument von 2009 noch viel mehr als nur der Exchange-Quatsch aus Studiengebühren bezahlt. Pseudo-detailierte Aufstellungen, nach zentralen Einrichtungen und Fakultäten, kann man sich für die letzten drei Jahre hier zusammensuchen: http://www.zvw.uni-karlsruhe.de/8264.php

Im Übrigen frage ich mich ob man Dinge mit Böswilligkeit erklären sollte, die sich auch mit Dummheit erklären ließen…


Stefan
24.7.2010 19:34
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Es wurde, wenn mich meine Erinnerungen nicht truegen, unter anderem die Groupware-Faehigkeit angepriesen. Mal davon abgesehen dass man sowas nicht bei der uni speichern moechte und dass das warscheinlich sowieso nur mit MS Outlook geht, war das globale Adressbuch mehrere Tage fuer jeden Studenten oder sonst jemanden mit Account einsehbar, bis das geaendert wurde. Moechte nicht wissen, was mit den kopierten Adressen gemacht wurde. Verschwoerungstheorie: Die Spamwelle fusst auf diesen Daten. (wobei ich nicht weiss, ob auch neuere Accounts betroffen sind.
Jedenfalls ist sowas inakzeptabel, egal wie man es versucht zu erklaeren.


Rhydel
2.8.2010 20:40
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Exchange geht auch mit den neusten Macs mit Apple Mail, und schon seit je her mit Microsoft Entourage auf dem Mac. Unter Linux weiß ich nicht, aber das widerspricht ja schon der Linux Idee ganz vorne.

Aber wie viel Server bekommt man bitte für den Betrag? Bei vielleicht 5000€ pro Rack-Server ist man dann immer noch bei über 100 Servern und die haben dann alle fette Xeons und so drin. Für Emails?