Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Wie der Betrug in der Wissenschaft gefördert wird

Hadmut Danisch
19.8.2010 23:10

Schöner Artikel in der ZEIT von Hermann Horstkotte darüber, daß Professoren, die betrügen, in Deutschland einfach nichts passiert.

Die Situation in Deutschland ist klar:

  1. Wissenschaftsbetrug ist nur für die unteren Dienstgrade (Student bis Doktorand/Mitarbeiter) gefährlich. Danach passiert einem nichts mehr, es ist risikolos.
  2. Betrügen bringt mehr Vorteile als Nachteile.
  3. Betrügen bringt mehr Vorteile als ehrliche Wissenschaft, jedenfalls wenn man nicht zu den Top 3% eines Faches gehört.

Und damit werden Wissenschaftler regelrecht auf Betrug konditioniert. Man könnte auch sagen, durch selektive Auslese besteht ein enormer Evolutionsdruck hin zum Wissenschaftsbetrüger.

Ich hab mal in einem Berufungsverfahren erlebt, daß ein Bewerber in seiner Veröffentlichungsliste ein Werk stehen hatte, das nicht er, sondern ein anderer Bewerber geschrieben hatte. Hat dem nicht geschadet. Im Gegenteil: Es hat der Uni gefallen, sie haben ihn berufen. Nach dem Motto Der betrügt so schön, der paßt zu uns. Das ist genau das, was wir hier brauchen.

5 Kommentare (RSS-Feed)

Matias
20.8.2010 10:31
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Das mit dem Bewerber der ein fremdes Werk für sein eigenes ausgab würde mich genauer interessieren:
– War das ein Buch(Kapitel), Aufsatz oder Fachartikel?
– Welche Fachrichtung?
– Wie hat der Herr diesen Umstand erklärt?
Ich habe auch schon öfters erlebt, dass (vor allem junge aufstrebende) Professoren gerne ihre Rolle bei Fachartikeln übertreiben. So zum Beispiel wenn sie in der Autorenliste an 9. Stelle stehen von rund 15 (solche langen Autorenlisten kommen heute immer häufiger vor) und dann diese Resultate an einer Konferenz so verkaufen als wären sie die treibende Kraft dahinter gewesen (und nicht dass sie einfach noch eine kleine Routinemessung beigetragen haben weil sie halt zufällig gerade die Messapparatur in ihrer Gruppe haben, die noch benötigt wurde). In dem Rahmen kenne ich es schon auch, dass man sich mit fremden Federn schmückt. Aber gleich die Autorenliste abzuändern!? Das schlägt dem Fass dan wirklich den Boden aus!


Hadmut Danisch
20.8.2010 10:44
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  • Es war ein Gutachten für den Deutschen Bundestag
  • IT-Sicherheit
  • Er hat es damit erklärt, daß das in der Wissenschaft eben so üblich sei, sich sowas auf senie Veröffentlichungsliste zu schreiben. Die Fakultät hatte auch nichts dagegen.

Roman
20.8.2010 11:34
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Ein Gutachten ist keine wissenschaftliche Publikation.


Hadmut Danisch
20.8.2010 11:56
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a) Warum nicht? Es war explizit als wissenschaftlich beauftragt und es war zweitens (auszugsweise) publiziert.

b) Was spielt das für eine Rolle? Er hat etwas als Leistung zur Bewerbung um eine Professur angegeben, was nicht von ihm stammte. Wenn es keine wissenschaftliche Publikation wäre, hätte es darauf noch weniger verloren gehabt.


moni
20.8.2010 13:54
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Ich freue mich schon: die Uni Mainz veranstaltet nächstes Semester ein Studium Generale zum Thema “Das Neue in der Wissenschaft”.

Das wird bestimmt ein Brüller!