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Professor Schreckenberg und die Love-Parade-Katastrophe

Hadmut Danisch
22.8.2010 23:13

Die Sache wird immer interessanter. Da stellen sich noch Fragen. Und Wikileaks gibt Dokumente raus.

Ich hatte kürzlich schon darüber geschrieben, daß im Zusammenhang mit der Love-Parade-Katastrophe ein gewisser Professor Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg-Essen auftaucht. Und der nach der Katastrophe behauptete, daß er damit ja gar nichts zu tun habe.

Dann hatte ich geschrieben, daß laut der Seite eines – zugegebenermaßen wohl nicht so übermäßig seriösen und glaubwürdigen – Verlags die Behauptung auftauchte, Schreckenberg habe 20.000 Euro für ein Gutachten bekommen. Er selbst habe das dementiert, er sei dafür gar nicht ausgebildet.

Nun weist mich gerade ein Leser (Danke!) darauf hin, daß laut diesem Blog-Eintrag inzwischen einige Dokumente auf Wikileaks aufgetaucht sind. Die veröffentlichen nicht nur Zeugs der Amis, sondern auch der Duisburger.

Und dann guckt mal in die Dokumente 13 und 14. Das sind ein Auftrag an Schreckenberg und ein Aktenvermerk der Polizei über ein Gespräch mit Schreckenberg, in dem er sich zu der Veranstaltung äußert. Also alles das, was er angeblich dementiert hat.

Da ich ja mal mit einem Falschgutachten der Uni Duisburg-Essen zu tun hatte, wo jemand gegen Geld etwas gefälligkeitsbegutachtet hat, wozu er nicht ausgebildet war, und die das damals für normal hielten, überlege ich gerade, ob ich darüber nicht mal die Staatsanwaltschaft informieren sollte, die in der Love-Parade-Sache ermittelt.

5 Kommentare (RSS-Feed)

Matias
23.8.2010 22:54
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Ich bin nicht sicher wie verlässlich diese Wikileaks-Dokumente sind. Die Dinger scheinen dermassen schlecht eingescannt, dass ich den Eindruck kriege, dass da jemand mit Absicht die Dokumente auf ‘alt’ gemacht haben könnte.
Aber nehmen wir mal an diese Doks seien echt:
Dann hätte der Prof. den Auftrag also erst am 21.5. (einem Freitag) offiziell erhalten. Dann kann er frühestens am Montag einem seiner Postdocs den Auftrag gegeben haben das zu rechnen (macht der sicher nicht alles selber). Wenn er 20000Euro in Rechnung stellt wird es sich vom Aufwand her wohl um eine grössere Rechnung handeln, vom Aufwand her muss man da wohl mit mehrerern Wochen Rechnen (wenn er eine Tagespauschale von 1000Euro verrechnet gäbe das 20Arbeitstage als rund einen Monat). Das heisst der Mitarbeiter muss sich dann zuerst einmal die nötigen input-Daten beschaffen (z.B. von der Polizei/Veranstalter), ein Modell aufstellen und dann irgenwann mal den Compi damit füttern. Danach auswerten und einen Bericht schreiben. Unter einem Monat läuft da nix (er könnte natürlich schon am 12.5 losgelegt haben, nach der ersten Besprechung aber wenn er nicht doof ist sollte er schon auf den offiziellen Auftrag warten). Dann wäre das Gutachten also so um den 20.6 fertig gewesen, sprich 1 Monat vor dem Anlass. Das wäre natürlich viel zu spät um bei einer Veranstaltung dieser Grössenordnung das Sicherheitskonzept nochmals grundlegend zu ändern (wenn die Simulationen dazu Anlass gegeben hätten). Deshalb muss man von vornherein von einem positiven Resultat der Simulationen ausgegangen sein, sonst hätte man sie viel früher einplanen müssen!


Der Honigmann
24.8.2010 10:25
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Vom Prinzip her ist es doch (fast) immer wieder das gleiche:

“Wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing” und so funktioniert die heutige Politik – leider.

….und dies ist nur ein “unbedeutender” Fakt in der sog. Globalisierung…
.


Prinz Weisheit
27.8.2010 12:26
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Nur die Unwissenden sind überrascht über korrupte Strukturen an deutschen Hochschule. Es ist reiner Zufall, dass manchmal etwas nach außen dringt. Aber sehr schnell werden die Ermittlungen auch wieder eingestellt und zur Tagesordnung übergegangen. Solche Strukturen basieren nicht auf Einzelfällen, sondern auf ausgefeilten Netzwerken, die bis in Politik, Ministerien und sogar Ermittlungsbehörden hineinreichen können. Diese Strukturen sind mittlerweile zu Selbstläufern geworden, mit dem das eigene Fehlverhalten entschuldigt und für normal erklärt wird. Wer es nicht anders kennt, wird es auch als völlig normal empfinden, wenn er kein Gefühl für Unrecht hat. Und weil gerade im Wissenschaftsbetrieb nichts so sehr zählt wie die eigene Karriere, stellt man besten gar nicht erst kritische Fragen.
Und so läuft das System weiter und immer weiter und hält sich selbst am Leben.


Hadmut Danisch
27.8.2010 12:41
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sehr treffend beschrieben…


ebook leser
3.9.2010 18:13
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Es ist wohl doch so wie ich dachte, es wird keine Verantwortlichen für die vielen Toten bei der Loveparade geben. Die Stadt schiebt es auf den Veranstalter, dieser auf die Polizei und diese ist natürlich an gar nix schuld. Vom Land hört man gar nix mehr und die Kraft ist auf einmal auch ganz still. Ich denke die hoffen alle, dass da jetzt Gras drüber wächst. Wer gedenkt den Opfern, ausser den Angehörigen?