Doktor-Hehlerei in Dresden
29.10.2010 15:46
Der SPIEGEL schreibt über ein Aninstitut der TU Dresden,
das jahrelang Osteuropäische halbseidene Doktorgrade gegen Schmiergeld verkauft haben soll. Für um die 28.000 Euro. So als ob man irgendwo billiges Fernost-Zeugs unter der Ladentheke verkauft hat.
Überraschend ist eigentlich nur, daß ihnen das jetzt peinlich wird und sie aufhören wollen. Gibt’s eigentlich noch irgendeine Stelle im deutschen Universitätssystem, in dem der Dreck nicht bis zur Oberkante steht?
Über die Preise kann man sich Gedanken machen. In Karlsruhe hat man viel mehr Schmiergeld von mir verlangt, dafür wär’s aber dann auch ein echte deutscher Grad gewesen…
Ich kann nicht erkennen, dass die im Artikel erwähnten Doktorgrade
der betreffenden mittel- und osteuropäischen Universitäten irgendwie
“halbseiden” oder “billig” waren, oder etwa keine “echten” Doktorgrade
gewesen wären. Offenbar haben die Doktoranden eine Arbeit geschrieben
und sich den Prüfungen unterzogen — also die Leistungen erbracht, die
auch für einen deutschen Doktortitel erforderlich sind.
Dass es, je nach Fach und Universität, deutliche Qualitätsunterschiede bei
den Anforderungen gibt, ist schon klar. Aber das ist keine Frage des Landes
oder der jeweiligen Titelbezeichnung.
Natürlich ist mein Mitleid mit “Türschilddoktoren” begrenzt; wer so erpicht
darauf ist, sich den “Ph.D.” unbedingt in einen “Dr.” umbenennen und in
den Ausweis eintragen zu lassen, ist meiner Ansicht nach sowieso schon
leicht debil und offenbar an der Wissenschaft nicht weiter interessiert.
Der Artikel weist aber auch noch auf eine anderes Problem hin: die
(praktisch weltweit) verbreitete Unsitte, von einem externen Bewerber
für eine Promotion neben den durch Zeugnisse etc. nachgewiesenen
Qualifikationen auch noch Empfehlungsschreiben zu verlangen.
Für jemanden, der frisch von der Uni kommt, ist dies meist kein
großes Hindernis. Aber wenn man bereits längere Zeit außerhalb der Uni
im Beruf tätig war, ist dies nun mal eine Hürde; und es ist dann schon
etwas halbseiden, wenn ein An-Institut einer Uni aus dieser Schwierigkeit
noch Kapital zu schlagen versucht.