Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Professorengehälter

Hadmut Danisch
1.1.2011 12:52

Jammern auf hohem Niveau.

Es wird hier immer gejammert, daß unsere Professorengehälter – neben der lebenslangen Verbeamtung und der Pension – nicht hoch genug wären. Wir könnten uns keine Spitzenwissenschaftler einkaufen, weil unsere Gehälter zu niedrig sind (vielleicht hat das ja auch ganz andere Gründe, vielleicht sind denen unsere Universitäten zu korrupt und verlogen, so daß ihnen das „Schmerzensgeld” dafür nicht reicht).

Jedenfalls wird das ja immer als Vorwand genommen, um die Korruption in Deutschland zu legalisieren und es zu erlauben, daß Private, wie die Hector-Stiftung, den Beamten noch ne ordentliche Schippe oben drauflegen. Eben weil die Professorengehälter bei uns so niedrig wären. In den USA und der Schweiz, zum Beispiel, seien sie doch viel höher, die würden umgerechnet zwischen 200.000 und 500.000 Euro verdienen. (Wobei mir ein deutscher Prof kürzlich im Vertrauen erzählte, daß auch in Deutschland so mancher Prof mit allen Zulagen und Abreden usw. schon über den 200.000 Euro läge. Kann ich mir gerade bei Chefärzten gut vorstellen. Ich hatte mal zu meinen Uni-Zeiten fachlich mit einem zu tun, der lud dann einfach zum Seminar in den ehemaligen Kerker seiner Burg ein, in der er wohnt.)

Nun hat ja kürzlich eine Studie ergeben, daß es mit dem „zum Beispiel” nicht so weit her ist, weil wir mit den Professorengehältern weltweit auf Platz 3 hinter USA und Schweiz lägen. Von über 200 Ländern. Also kann es so schlimm ja nicht sein.

Nun ist es aber auch so, daß in den USA schon viele Wissenschaftler auf der Straße stehen, weil sie keinen Job mehr finden. Gab schon irgendwo so ein (Parodie-?)Foto, wo einer mit dem Pappschild an der Straße stand, Aufschrift (weiß nicht mehr genau, so oder so ähnlich): „Bin promovierter Wissenschaftler, habe x Veröffentlichungen, arbeite für Essen”. Und einige Autoren sehen die USA schon am Ende. Am Ende ist vielleicht etwas übertrieben, aber vor einer größeren Krise stehen sie wohl schon, idelogisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, finanziell. Da zerfallen ganze Stadtteile, weil niemand mehr drin wohnt, weil er es sich nicht mehr leisten kann, während die Bewohner irgendwo im Wald zelten müssen. (Ich frage mich, was die Banken oder die Gesellschaft überhaupt davon haben, wenn Stadtviertel kaputt gehen und durch Plünderung und Vandalismus vernichtet werden, weil sie nicht mehr bewohnt werden, während die Leute in Zelten hausen müssen. Da wäre es wirtschaftlich sinnvoller, auf die Hypothekenzahlungen einfach zu verzichten und wenigstens die Substanz und die gesellschaftliche Konsistenz zu erhalten.) Immer mehr amerikanische Städte können sich die Grundfunktionen wie Polizei, Feuerwehr, Müllabfuhr nicht mehr leisten. Kalifornien scheint noch mehr zu zerbrechen, seit sie ihre städtischen Angestellten mit Schuldscheinen bezahlen müssen. Noch ein Waldbrand oder Erdbeben, und die sind richtig fertig.

Auch die Schweiz hat da so ein finanzielles Problem. Und das scheint nicht klein zu sein. Wenn der Autor Recht hat, könnte es sein, daß die Schweiz im Ganzen an den krummen Geschäften ihrer Banken pleite geht. Was ich jetzt nicht für so einen wahnsinnig großen Verlust hielte. Außer Heidi, Alphorn, Skifahren, Taschenmesser, Sprünglipralinen, Käse (Die Peitsche, die Peitsche…), großer Arroganz, extrem teuer und krummen Bankgeschäften fällt mir zur Schweiz nicht mehr allzu viel ein. Und davon würde mir nichts fehlen.

Wenn aber USA und Schweiz Pleite gehen, dürfte sich das mit den hohen Professorengehältern zumindest so im allgemeinen Mittel und der Breite erst einmal erledigt haben. Die dürften dann vorrangig andere Sorgen haben. Nach meiner Einschätzung dürfte Forschung dann eher in den wenigen verbliebenen reichen Firmen und vermutlich hauptsächlich in China stattfinden.

Fallen USA und Schweiz tatsächlich in die Pleite, würden wir höchstwahrscheinlich auf Platz 1 der Professorengehälterweltrangliste aufsteigen. Wobei man mit Statistiken sehr aufpassen muß, denn die Statistiken betrachten ja die Gehälter der existierenden Professoren, während ich hier vorrangig den Markt der offenen neuzubesetzende Stellen, also den dynamischen und nicht den statischen Teil der Stellen betrachte, was in Krisensituationen ja wegen der bestehenden Verträge usw. zuerst einbricht.

Es könnte also durchaus sein, daß wir in Deutschland bald die weltweit höchsten Professorengehälter haben, zumindest bei offenen Stellen.

Bin mal gespannt, mit welcher Begründung sie dann weiterjammern, um die Schmiergeldzulagen zu rechtfertigen.

6 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
1.1.2011 15:09
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Ich assoziiere ja lieber “in den See! in den See!”.

zumindets bei Bankern.

🙂


Matias
1.1.2011 20:17
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“Ausser (…) grosser Arroganz (…) fällt mir zur Schweiz nicht mehr allzu viel ein.”
Ein Deutscher (!) wirft den Schweizern Arroganz vor?! Das ist der Lacher des Jahres (das kann ich bei dem Spruch sogar bereits so früh im Jahr sagen).
Und nur so nebenbei, wenn dieses Phantasiezenario das da bei heise.de beschrieben wird tatsächlich eintreffen würde so würde nicht nur die Schweiz bankrott gehen sondern Deutschland auch (genauso wie die meisten anderen Länder in die der Exportweltmeister ja seine Produkte verkaufen muss um überleben zu können). Dann hätte sich das mit den Professorengehältern in Deutschland auch erledigt.


pepe
2.1.2011 18:57
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– Korruption in der Wissenschaft sehe ich in den USA mindestens genauso stark vertreten.

– Weniger Geld in Bildung und Forschung zu investieren ist mit das Duemmste, was die Regierung in Deutschland machen kann. Und sie tut es natuerlich auch schon.

– Ein einflussreicher Prof in Australien, der die meiste Zeit bei Microsoft Research arbeitet und nebenbei noch HBLabs und die Regierung beraet, hat mir mal in einem reflektierendem Moment erklaert, dass er das europaeische System (konkret Deutschland,Oesterreich) wesentlich besser findet. Weil hier die Professoren mehr Hoheit ueber die Verwendung von Geldern haben und Doktoranden viel mehr Freiheit haben, ihren Forschungsinteressen nachzugehen und als Teil des Forschungsinstituts zu arbeiten. Das ist auch genau das, was ich aus meinem Aufenthalt dort mitgenommen habe.

– Die Loehne in Deutschland sind fuer eine ganze Menge Berufsgruppen nicht angemessen. Vor allem sind sie seit ueber 10 Jahren in den meisten Bereichen nicht mehr gestiegen, was uns zum Exportweltmeister und unsere Kaufkraft und Binnennachfrage in den Keller getrieben hat. Daher wird auch in Zukunft kein Aufschwung “beim Volk ankommen”.

– Wenn ueberhaupt, sollte man die Verbeamtung der allermeisten Berufsgruppen abschaffen. Das hat mit Professoren aber so unmittelbar nichts zu tun sondern eher mit ueberholten Vorstellungen, dass dies irgendwen vor Korruption bewahren wuerde, sowie den krassen Gegensaetzen mit der zunehmenden Privatisierung der Grundsicherung.


Stefan W.
2.1.2011 21:58
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a) Heidi ist – da es zum Thema passt, muss ich das loswerden – selbst ein Plagiat.
b) Dafür fehlen die Schweizer Uhren.
c) Auf Schokolade und Käse würde ich aber nicht verzichten wollen.
d) Was die Gehälter betrifft – sind die amerikanischen Spitzengehälter so hoch, oder der Durchschnitt? Ich könnte mir vorstellen, daß die namhaften US-Spitzenunis höhere Gehälter zahlen, aber in der Breite stark abfallen. Könnte ich mir vorstellen, wohlgemerkt – reine Spekulation.
e) Kürzlich las ich doch wo – war das nicht hier? – dass die Hauptverdiener an US-Unis Korbball- und Rugbytrainer seien. Sind die rausgerechnet?


Hadmut Danisch
2.1.2011 22:51
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Es gibt da schon eine Differenz zwischen den Gehältern an privaten Edel-Unis, an privaten Mist-Unis und an staatlichen Unis. Und mit dem Wegsacken der staatlichen Unis aufgrund staatlicher Finanzmisere wird das den Markt verändern und die Gehälter senken. Die Privatunis denken nämlich betriebswirtschaftlich und werden deshalb auch weniger zahlen. Angebot und Nachfrage. Außerdem beruht deren Reichtum auf Aktien, und das könnte dann auch irgendwann (wieder) nachgeben.


pepe
3.1.2011 17:57
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Die Elite-Unis konkurrieren doch nicht mit den staatlichen Unis sondern eher untereinander. Dementsprechend werden sie auch untereinander Profs abwerben.

Und bevor diese Unis ihre Gebuehren senken muss es auch nochmal eine richtige Krise geben, die insbes. auch die Besserverdienenden trifft. Das finde ich fuer die naechsten Jahre eher unwahrscheinlich.

Google findet dazu spontan nur ein paar Artikel, dass die oeffentlichen Unis in der Krise ihre Gebuehren gehoben haben. Das ist verstaendlich. Aber wenn die sich das leisten koennen, dann wird das fuer die privaten wohl auch noch lange der Fall sein..

Der sogenannte freie Markt ist weit weniger frei und dynamisch als man ihn sich oft vorstellt. zB wird Benzin noch sehr viel teurer werden muessen bevor der es irgendeinen signifikanten Effekt auf den Verbrauch gibt. Und ob man 20K oder 25K fuer die Uni ausgibt ist erstmal auch nicht so wichtig, weil es ja keine ernsthaften Alternativen gibt. Nicht zuletzt gibt es extreme Stoereinfluesse durch (Finanz-)Spekulation. Da bleibt fuer Angebot und Nachfrage nicht viel uebrig.

Der freie Markt verhindert auch Korruption nicht. Wann immer die Eigenschaften eines Produkts nicht direkt sichtbar und messbar sind, werden sich Leute finden die Luegen und Vetternwirtschaft betreiben, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Das gesamte Konzept der Werbung ist heute nichts anderes als professionelle Manipulation. Den Grad dieser Manipulation spiegelt sich in verschiedenfarbiger Zahnpasta bis hin zu “Kinderschokolade” wieder. Jeder Verkaeufer, der wider besseren Wissens das eigene Produkt befuerwortet, ist korrupt. Hat irgendwer schonmal erlebt dass einem geraten wurde, in den anderen Laden 2 Ecken weiter zu gehen? Das ist extrem selten und an dem dabei aufkommenden warmen Gefuehl sieht man sehr schoen, wie sehr man daran gewoehnt ist, von allen verarscht zu werden.