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Herrliche Anleitung zum wissenschaftlichen Plagiat

Hadmut Danisch
5.3.2011 10:58

Unbedingt lesenswert.

Ein Leser hat mir den Link auf den Aufsatz „Zum erfolgreichen Plagiat in zehn einfachen Schritten” von Prof. Dr. Roland Schimmel, gefunden über einen Blog-Artikel bei textundtext.de geschickt. Köstlich.

Der Autor, ein Professor des Rechts (wohlgemerkt Professor einer FH, auf die die Uni-Professoren ja so herabblicken, weil jene mit den Füßen Kontakt zum Boden haben) hat eine ironische bis sarkastische „Anleitung” zum Plagiieren geschrieben, in der er genüßlich und gewürzt mit allerlei Seitenhieben die häufigen und meist zur Aufdeckung führenden Fehler beim Abschreiben durch den Kakao zieht. Dabei unbedingt beachten: Die Fußnoten sind – anders als sonst – selbst überaus lesenswert.

Sehr schön und endlich mal fair ist auch, daß nicht vom Plagiator, sondern von der Plagiatrix als Diebin gesprochen wird, natürlich nicht ohne die Fußnote, daß damit selbstverständlich auch immer die Männer gemeint wären. Endlich mal Geschlechtergerechtigkeit. Sehr schön auch die Aufstellung der Tatmotive, etwa daß größtmöglicher Ertrag bei minimalem Aufwand unter Inkaufnahme von Risiko und Nervenkitzel eine Frage der Lebenshaltung ist. Plagiieren als Zeitgeistphänomen. Paßt. Ich kenne einige Leute, die so leben. Erinnert mich sehr an diverse riskante Hobbies und Tätigkeiten, etwa im Cabrio auf der Serpentinenstraße die Kurven schneiden, ohne zu wissen ob jemand entgegenkommt. Die No-Risk-No-Fun-Generation. Paßt wirklich.

Auch die Planung des Plagiats kommt nicht zu kurz:

Der Ehrgeiz des Plagiators sollte darüber hinaus darin bestehen, das perfekte Verbrechen zu begehen – und zwar nicht den Typ, bei dem der Mörder nicht gefasst wird, sondern den Typ, bei dem die Leiche nicht entdeckt wird.

😀

Realistisch ist auch das Fazit – daß ein gutes Plagiat, das den Leser nicht für dumm verkauft, viel Zeit, Sorgfalt, Sachkenntnis und Konzentration erfordert. Damit könnte man seine Arbeit aber eigentlich auch gleich selbständig schreiben.

Also unbedingt lesen – und sich dann Gedanken über den letzten Satz des Aufsatzes machen.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Werner
6.3.2011 23:05
Kommentarlink

“Vielleicht können Sie auch Originalitätspunkte holen, indem Sie auf Ihren Migrationshintergrund und die damit verbundenen kulturellen Konflikte hinweisen: Ich bin in Tübingen aufgewachsen, musste zum Studieren aber nach Thüringen …”

Tja, da hat der Guttenberg was verpaßt. Von seinem Schloß zur Uni in Bayreuth sind es nur schlappe 30 km. Wäre er doch nach Kiel gegangen …