Vom Wissenschaftler und Professor zur Drittmittelhure
Interessanter Artikel in der Professoren-Kolumne der ZEIT.
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Also so ne Art Forschungsgelderdomina?
Zitat aus dem gelinkten Artikel:
“[…]Eine gute Seite hat die Geldjagd aber doch: Die Konkurrenz zwingt einen dazu, nach frischen Ideen zu suchen.[…]”
stimmt!
“Kleinvieh macht auch Mist!” wurde in die Standards der Fakultät aufgenommen…
aber mal im Ernst der gute Mann scheint ja seine Sicht aus den USA wieder zu geben, womit man ihm die Mitleidstour noch abnehmen könnte aber hierzulande ist doch gerade die soziale Absicherung etwas sicherer als dort… – wieviel genug ist kommt halt auch immer auf die Ansprüche an
Und natürlich gibt es auch einen passenden PhD Comics, mit dem treffenden Titel “The Lab Food Chain. A delicate and balanced Ego-System” (eGo, nicht eco):
Das Problem besteht in Deutschland ebenfalls, es wirkt sich nur anders
aus: statt des Einkommens (obwohl das auch) bestimmt es die Hierarchie
zwischen den Professoren und damit deren Einfluss. Wer sich nur auf
Forschung und Lehre konzentriert, steht ganz unten auf der Leiter.
Ich habe vor ein paar Monaten an der TU Dortmund mitbekommen, wie die
Hochschulleitung einem Professor den Antrag auf Einstellung eines
Mitarbeiters ohne nähere Angabe von Gründen abgelehnt hat (am Geld lag
es nicht, es war eine Landesstelle). Der konnte machen was er wollte,
er wurde einfach ignoriert und abgefertigt. Abgesehen von einigen
Ungereimtheiten, die aber nicht zum hiesigen Thema gehören, verwunderte
insbesondere, dass die Belange von Forschung und Lehre der Hochschulleitung
vollkommen egal waren. Dass der Mitarbeiter die Forschungsgruppe vorzüglich
ergänzt hatte — egal. Dass die bereits für ihn eingplante Mitarbeit in
der Lehre nun anderen mit aufgeladen werden musste — egal. Ich glaube,
die Stelle ist immer noch nicht besetzt.
Nun ja, dieser Professor machte halt Forschung und Lehre. Das wird wohl
dort nicht für wichtig gehalten. Hätte er stattdessen seine Tatkraft
in Anträge für Drittmittel gesteckt, dann wäre er wohl anders behandelt
worden. Ach ja, Leuchtreklame (Berichte (hier und hier)
ist an dieser ehemaligen Universität auch noch ganz wichtig. Letzteres mag
eine lokale Besonderheit sein, der Rest aber wohl eher nicht.
Ich will auch nicht behaupten, dass diejenigen Professoren die viel
Zeit und Energie auf Drittmittelwerbung (und andere PR) verwenden deshalb
automatisch schlechtere Lehre und Forschung betreiben; solche Drittmittel
und auch Preise können durchaus Anerkennung für Leistung sein. Aber das
System droht zu kippen, weil sie von Kriterien zur Messung zu Zielen
mutiert sind.
Hehe. Eine Bekannte ist inzwischen bei einem bekannten großen europäischen Forschungsverbund gelandet, wo sie mit für die Vergabe von Forschungsgeldern zuständig ist.
Als ich vor einiger Zeit mal mit ihr telefoniert hatte, hatte sie ihre Schadenfreude nicht verheimlicht: Während ihrer Studentenzeit von der Professorenkaste wie ein kleines dummes Mädchen behandelt worden, ist es jetzt vollkommen anders: Jetzt kommen die Professoren bei ihr aller-demütigst angekrochen.
Sie lässt die Profs jetzt nach *ihrer* Pfeife tanzen, und sie tanzen wie die Weltmeister… Alle.