GI heuchelt Wahrung des wissenschaftlichen Ethos bei der Plagiatsdebatte
Gerade entdeckt: Die Gesellschaft für Informatik macht jetzt auf Ethik und respektvollen Umgang mit geistigem Eigentum. Na, die haben’s gerade nötig…
Ausgerechnet die GI. Das, was die bei Wissenschaftlicher Redlichkeit am besten können, ist Schweigen, Heucheln und Wegschauen.
Als ich damals dringend nach einem Gutachter vor Gericht gesucht habe, um die Korruption im Prom-Streit anzugreifen, hat die GI – die sich ja als die Autorität in Sachen Informatik aufspielt – sich mit Händen und Füßen gewehrt, sich zur Sache zu äußern. Informatik-Fragen vor einem Gericht klären? Stellung zu wissenschaftlichen Fragen beziehen? Kollegen belasten? Kommt gar nicht in Frage.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich damals mit deren Präsident und Geschäftsführer gefetzt habe, weil sie in Ihrer Satzung heucheln, daß sie von ihren Mitgliedern ethisches Handeln, die Einhaltung guter wissenschaftlicher Praxis und die richtige Bewertung von Leistungen anderer und Untergebener fordern. Das behaupten sie aber auch nur, solange es darum geht, auf ihrer Webseite auf Ethik und seriös zu machen. Will man es dann mal einfordern, blockieren sie das sofort. Dürfte wohl auch damit zusammenhängen, daß die Karlsruher Fakultät massiven Einfluß im Vorstand der GI hatte und hat, und damit sowieso nichts mehr ging.
Daß ich selbst Mitglied der GI war und bin, hat niemanden interessiert, auch innerhalb der GI gelten ganz klar die universitären Rangordnungen: Je breiter der Titel auf der Visitenkarte, desto mehr hat einer Recht. Fachliche Argumente interessieren die nicht. Da geht’s zu wie bei George Orwells Animal Farm: Manche sind gleicher als andere.
Die allergrößte Frechheit der GI war dann die Reaktion eines Fachgruppenleiters, auch ein deutscher Informatik-Professor. Den hatte ich angefragt, ob er mir als Sachverständiger bestätigen könnte, daß die Behauptung der Uni Karlsruhe, daß es den universellen verlustfreien Kompressionsalgorithmus, der alles verlustfrei komprimiert und dabei verkürzt, nicht geben kann. Das zu beweisen ist eigentlich eine einfache Anfängerübung, die in jedem besseren Buch über Kodierungstheorie vorkommt, selbst in den FAQ im Usenet zur Kodierungstheorie, und die Behauptung dieser universellen Kompression ist einer der Klassiker der Scharlatanerie in Informatik.
Ja, meinte der rotzfrech, selbstverständlich hätte ich fachlich Recht, und selbstverständlich wäre diese Behauptung aus Karlsruhe so falsch, daß man sich nicht vorstellen könnte, wie eine Informatik-Fakultät ernsthaft so etwas behaupten könnte (was also heißt, daß die sich auch nicht geirrt haben können sondern vorsätzlich etwas falsches behaupten). Man werde das aber nicht bestätigen, denn man würde keinesfalls gegen Kollegen aussagen. Falsch oder nicht, im Streitfall gewinnt der Ranghöhere. Vor allem wenn er solche Verbindungen zum Vorstand hat. Basta.
Und jetzt kommen die daher und tun so, als würden sie wissenschaftliche Ethik und den Respekt vor geistiger Leistung hochhalten und besondere Verantwortungen verspüren. Wieder so ein zu-Guttenberg-Reflex. Jahrelang mauscheln und schieben, und wenn’s dann mal unfallmäßig ans Licht kommt, schnell distanzieren und Empörung vorschützen. Meine Güte, sind das Heuchler…
(Der aktuelle GI-Präsident Stefan Jähnichen war übrigens auch mal an der Karlsruher Fakultät.)
In dem professoralen Altherrenclub war ich auch mal Mitglied. Zwei Jahre lang, dann wusste ich wie der Laden läuft. Im dem Clubheftchen gab es seiner Zeit einen Disput zwischen einer Koriphäe aus München und niederem Volk die ihn bzw. seine Ausführungen zu einem Thema kritisierten. Das Schlug dann sehr grosse Wellen dass allen ein Maulkorb erteilt wurde, der grosse anerkannte Prof hat recht – basta – alle anderen halten die Klappe.
Zudem ist der Laden immer mehr von der Industrie unterwandert, eine reine Lachnummer, leider erkennen das viele angehende Informatiker nicht und machen brav Männchen vor ihren Profs das evt. Fachgruppenleiter oder ähnliches bei der GI ist. Der Nachwuchs wird auch eher nach Stallgeruch (Professorensöhnchen) oder untertänigkeit zu Vorträgen eingeladen und nicht nach Fähigkeiten.
Hochschulstrukturen sind durch und durch verfilzt und korrupt, egal welcher Fachbereich. Gerade die Techis rühmen sich immer dass es bei denen sowas nicht gibt, nur objektive Leistung und Talent zählt. Eine der grössten Lügen.