“UniLeaks Network” deckt Eigenplagiate und Doppelpublikationen in Frankfurt und Heidelberg auf
Wow. Heute bekomme ich hier die Hinweise wirklich wie am Fließband rein. Auch in Deutschland bilden sich Organisationen, die im Untergrund Forschungsschwindel aufdecken.
Die Organisation “UniLeaks Network”, offenbar eine Gruppierung mit Insiderwissen, neudeutsch auch Whistleblower, informiert mich gerade darüber, daß es da im Web Aufstellungen von aufgedeckten Doppelpublikationen von Wissenschaftlern aus Frankfurt und Heidelberg gibt, und zwar hier: http://www.esnips.com/web/Doppelpublikationen. (Allgemeine Informationen zum Problem und zur Verwerflichkeit von Doppelpublikationen bieten sie hier an.) Doppelpublikationen gelten als wissenschaftliches Fehlverhalten (siehe http://www.publicationethics.org/ und http://www.icmje.org/publishing_4overlap.html).
Sie haben übrigens nicht nur mich, sondern auch die für die Dienstaufsicht zuständigen Stellen informiert.
Wo ist das Problem an Doppelpublikationen? Sich selbst zu zitieren oder etwas mehrfach zu publizieren ist ja nicht an sich rechtswidrig, und im allgemeinen Verkehr zugelassen. Ich halte es auch nicht für ganz so schlimm wie ein Fremdplagiat.
Der Punkt ist aber, daß im wissenschaftlichen Verkehr daraus Betrug und wissenschaftliches Fehlverhalten werden, und zwar in mehrfacher Hinsicht.
- Publikationen wie Journale und Konferenzen bzw. Konferenzbände sind nicht nur teuer, sondern auch eine knappe Ressource, um die es einen Wettbewerb gibt. Deshalb sollte es für die Auswahl der Papers – theoretisch – einen Wettbewerb geben, und es sollte daher auch nur das veröffentlicht werden, was wirklich neu und nicht schon woanders abgedruckt ist. Damit täuscht man natürlich das Auswahlgremium und die Leser, die dafür Geld ausgeben. Außerdem nimmt man anderen Wissenschaftlern ungerechtfertigt Publikationsraum weg.
(Was mich zu meiner alten These zurückbringt, daß das ganze Publikationswesen auf dem Stand der Technik von vor 150 Jahren aufbaut und heute eigentlich nur noch Schrott ist, der entsorgt werden sollte.) - Damit wird natürlich auch eine längere Veröffentlichungsliste vorgegaukelt, als man tatsächlich erarbeitet hat. Da die Länge der Liste bei vielen Berufungskommissionen und staatlichen Drittmittelvergaben das wesentliche Auswahlkriterium ist (einfaches Abzählen ist halt einfach und bequem und eignet sich daher auch für die ganz Faulen und die ganz Doofen), liegt hierin natürlich auch echter (Anstellungs-)Betrug, wenn sich jemand mit so einer Veröffentlichungsliste eine Stelle oder Professor, oder Drittmittel beschafft.
Danke an „UniLeaks Network”. Da kommt ja was in Schwung. 😀
10 Kommentare (RSS-Feed)
“Sich selbst zu zitieren oder etwas mehrfach zu publizieren ist ja nicht an sich rechtswidrig, und im allgemeinen Verkehr zugelassen.”
Jein, in meinem Gebiet (Naturwissenschaften) muss man, wenn man einen Artikel bei einer Zeitschrift einreicht klar versichern, dass diese Arbeit nicht schon anderswo veröffentlicht wurde (auch nicht auszugsweise). Rechtlich kann man wohl für so eine ‘Falschaussage’ nicht belangt werden aber die meisten Verlage haben klare Richtlinien, wo steht, dass ein Artikel automatisch zurückgezogen wird (vom Verlag), wenn rauskommt, dass man etwas doppelt veröffentlicht hat.
Naja, es ist halt dann nicht Strafrecht (es sei denn, es kommt in dieser Hinsicht noch Betrug dazu), auch nicht öffentliches Recht, sondern Vertragsrecht.
Ob man belangt werden kann, hängt vor allem davon ab, was in dem (meist konkludent geschlossenen) Vertrag steht. Die Verlage könnten beispielsweise Vertragsstrafen vereinbaren.
…das ist ja übrigens auch ein Grund, warum ich dieses unübersichtlich-verteilte Publizieren über Verlage für Quatsch halte und stattdessen vorgeschlagen habe, daß jede Universität einen vernetzten Publikationsserver unterhält, die der primäre Verteiler für Publikationen ist. Dann fällt es auch sofort auf, wenn einer der gleichen Käse immer wieder neu aufkocht.
SpringerMedizin hat gemäß COPE (Committe on Publication Ethics, http://www.publicationethics.org/) in diesem Fall bereits die Autoren kontaktiert.
Doppelpublikationen in Journals können vorkommen, wenn man quasi parallel dieselbe Arbeit bei mehreren Journals einreicht (In der Hoffnung, dass mind. 1 Journal es publiziert). Das kann zwar ganz schön ins Geld gehen, aber für einen Dokterant, der da noch dringend etwas platzieren will ist es das vielleicht Wert. Man sollte dann aber später in seiner Publikationsliste deutlich machen, dass 2 Artikel dasselbe sind. Bei Ideas wird das schön dargestellt mit den Working Papers und den späteren Journal Artikel (Kann ja sein dass ein Working Paper es nie in ein Journal schafft).
Also Verlägen wird es sicherlich nicht gefallen, wenn ein und derselbe Artikel mal für $50 in Journal 1, und mal für $10 bei der Konkurrenz in Journal 2 zu kaufen gibt. Ist ja nicht so das Artikel für die interessierten Leser (außerhalb Unis mit ihren Masseabos) umsonst wären.
Inwiefern Professoren Angeberei brauchen, um staatliche Töpfe anzuzapfen weiß ich nicht. Ich habe noch nie verstanden wie deren Leistungen gemessen werden. Ich hatte Professoren, die echt tolle Lehre gemacht haben, und ganz selten publizierten. Und andere die wie Teufel publizierten und dafür ihre Vorlesungen auf Freitag 20Uhr legten in der Hoffnung dass keiner kommt. Und dann gab es noch Professoren die nichts publizierten, nie Vorlesungen hielten, aber mit jeden Bonzen aus Wirtschaft und Politik per Du waren und superviele Mitarbeiter hatten.
“Doppelpublikationen in Journals können vorkommen, wenn man quasi parallel dieselbe Arbeit bei mehreren Journals einreicht”
Das erlauben die Einreichungsbedingungen?
Und auch, wenn es angenommen wurde, kann man es doch immer noch zurückziehen?
Sich selbst zu zitieren ist ganz normal. Aber: Allein bzw. nur sich selbst zu zitieren, um zu verhindern(?), dass darüber informiert wird, dass Andere, die auf dem gleichen Gebiet erfolgreich sind bzw. arbeiten, ist wissenschaftlich mieses Verhalten! Das machen aber einige Kollegen – sogar solche, die DFG-Hauptgutachter sind. Wie können solche Personen qualifiziert und fair begutachten? Ich nenne auf Anfrage gerne Namen und belege meine Behauptung!
Sich selbst zu zitieren ist sogar – entgegen anderslautender Meinungen – sehr sinnvoll, denn dadurch weiß der Leser, worauf die Sache gegebenenfalls aufbaut und wo er weiter lesen kann. Und es wird der Irrtum vermieden, daß etwas neu wäre. Ich verweise im Blog ja auch auf frühere Blog-Artikel, warum sollte das bei wissenschaftlichen Publikationen anders sein?
Wenn es allerdings einer Verfälschung der Wiedergebe des Standes der Wissenschaft ist, liegt darin natürlich ein Problem.
Apropos Gutachter: Was die wenigsten Gutachter aus dem Universitätsumfeld wissen ist, daß ein Gutachter nicht seine Meinung abgeben soll, sondern sich einer eigenen Meinung zu enthalten hat (was kontraintuitiv ist, da es im Englischen kein allgemein geläufiges Wort für Gutachten gibt, sondern das „Opinion” genannt wird), sondern einen Überblick über den Stand der Wissenschaft, des Wissens und der Literatur zu geben hat. Wer so verfährt, wie Sie es beschreiben, verstößt damit also schon gegen die Pflichten eines Gutachters und Sachverständigen.
Würde mich bei der DFG aber gar nicht wundern, das ist sowieso nicht seriös, was dort abläuft.
Ja, schicken Sie mir gerne mal Namen und Belege. Wenn’s stichhaltig ist, schreibe ich einen Artikel drüber.
Ein erfolgreicher Ordinarius der Helmholtz-Organisation hat früher einen großen Forschungsantrag bei einer Institution gestellt, denselben Forschungsantrag mit neuer Überschrift versehen und bei einer anderen Institution eingereicht. Jedesmal die Versicherung abgegeben, daß der Antrag nicht irgendwo sonst noch eingereicht würde. Dummerweeise (für ihn) haben beide Organisationen dan Antrag zur Begutachtung an denselben Gutachter (einen bekannten Dopingjäger) geschickt, der über solches Verhalten wohl sehr sauer war. Am Ende mußte einer der Anträge nur zurückgezogen werden und die Sache war wieder OK. Schade, daß die Beamtenmafia deutscher Professoren, die praktisch nur noch Söhne anderer Professoren fördert – zum Nachteil echter Hochbegabter ohne Professorenvater – so ungeschoren davonkommt.
Punkt 3: Dieselben Forschungsergebnisse werden den Fördermittelgebern mehrfach verkauft. In der Zeit kann man dann für den grant cycle (-> PHD Comic) vorarbeiten.