Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Korruption bei der DFG

Hadmut Danisch
16.6.2011 23:22

Da ist mir gerade was ganz, ganz komisches bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgefallen.

Ist man eine Universität oder ähnliche Forschungseinrichtung, dann kann man von der DFG nicht nur Gelder für irgendwelche Forschungsprojekte bekommen, sondern auch für die Anschaffung von teuren wissenschaftlichen Geräten und Informationstechnik. Wenn man beispielsweise sein Rechenzentrum etwas aufpeppen will oder mal einen Computertomographen oder ein MRT braucht. Oder sowas in der Art. Das kann man bei der DFG beantragen und dann bekommt man Geld – oder nicht.

Dafür gibt es bei der DFG eine gar nicht so kleine Arbeitsgruppe, die sogenannte Gruppe Wissenschaftliche Geräte und Informationstechnik.

Leiter dieser Gruppe (mit Zuständigkeit für diverse Gerätegruppen) ist ein gewisser Dr. Werner Bröcker. Der hat da offenbar das Sagen. Das ist seine Dienstaufgabe.

So weit, so gut.

Nun hält dieser Dr. Bröcker aber Seminare ab. Und zwar darüber, wie man diese Gelder beantragt. Man kann da hingehen und sich erzählen lassen, welche Antragsarten es gibt und wie man sie am besten stellt.

Auch das ist noch gut. Warum sollte es für Wissenschaftler keine Informationsverstanstaltungen über das Stellen von Anträgen geben?

Nur: Diese Seminare kosten Eintritt. 390 Euro für Angehörige des öffentlichen Dienstes, 590 Euro für andere. Zuzüglich MwSt., versteht sich. Und der Veranstalter dieser Seminare ist nicht etwa die DFG, sondern ein privater Seminarveranstalter, die beta seminare bonn berlin GmbH. Man kann sich den Seminarflyer für 2011 hier und den für 2010 hier runterladen.

Das heißt, daß da einmal dieser private Veranstalter, und dann – so sieht es jedenfalls aus – wohl auch dieser Dr. Bröcker privat kassiert. Denn obwohl das Seminar während der regulären Arbeitszeit stattfindet, sieht das gar nicht danach aus, als wäre das von der DFG veranstaltet und als ob die DFG die Gebühren einstreicht. Denn die DFG bräuchte sicherlich keinen externen Seminarveranstalter für sowas.

Ich halte das aus zwei Gründen für Korruption:

  • Man kann durchaus die Ansicht vertreten, daß das Sache der DFG ist, weil die Weitergabe solchen Wissens nicht nur eine öffentliche Aufgabe, sondern auch eine Dienstleistung der DFG ist und etwaige Honorare der DFG zustünden. Wenn die Teilnahmegebühren dann aber nicht an die DFG, sondern an den Seminarveranstalter und/oder Bröcker gehen, könnte man das meines Erachtens durchaus als Untreue oder Unterschlagung einstufen.
  • Teilnehmer des Seminars haben unstreitig Vorteile. Nicht nur, weil sie mehr über das Antragsverfahren wissen und wie sie den Antrag stellen müssen, also wettbewerbsrechtlich einen unangemessenen Vorteil haben, sondern auch, weil die entscheidende Stelle über Anträge nicht mehr objektiv ist, wenn man in Personalunion gerade Geld von den Antragsstellern bekommen hat. Würde ja blöd aussehen, wenn man den Leuten teure Seminare andreht, dann bei den Anträgen aber jemand anderen vorzieht, der nicht beim Seminar war. Selbst unbewußt beeinflußt das die Entscheidung, denn wenn man den Antrag quasi selbst geschrieben hat, weil man zuvor den Teilnehmern im Seminar gesagt hat, was sie reinschreiben sollen, steht man dem natürlich sehr viel wohlwollender gegenüber.

    Das ist mindestens ein erheblicher Interessenkonflikt, aber ich würde es für Korruption halten. Man könnte so ein Seminar auch durchaus als Geldwaschanlage für das Zustecken von Schmiergeld im Gegenzug für die wohlwollende Beurteilung des Antrages interpretieren.

    Ich würde da also durchaus Anlaß dafür sehen, mir im Strafrechtskommentar mal die Abschnitte über Korruption und Geldwäsche anzuschauen. Werd ich wohl mal tun.

Da scheint’s ja heiter zuzugehen, bei der DFG. Wenn man so jedes Jahr ein paar Milliarden blanko rübergeschoben bekommt. Ich habe inzwischen von verschiedenen Wissenschaftlern gehört, daß die DFG bei den geförderten Gastprofessuren längst den Überblick verloren hätte. Und die Sache damals mit der Mercator-Gastprofessur war ja auch schon ziemlich dubios, das stank ja auch schon gewaltig nach Geldwäsche und Untreue.

Toller Laden, die DFG. Was soll’s. Tante Schavan schiebt die Kohle ja locker rüber.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

der andere Andreas
17.6.2011 13:01
Kommentarlink

bei ner öffentlichen einrichtung könnte man ja als bürger mal nachhaken aber bei nem privaten verein, selbst wenn er steuergelder verwaltet wirds schwierig…