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Hochschulrektorenkonferenzpräsidentin Margret Wintermantel über erschlichende Doktortitel

Hadmut Danisch
6.8.2011 14:00

Sie sagt, die Zahl der Fälle sei erschreckend hoch. Aber sie redet auch Unsinn daher.

So sagt sie:

Augsburger Allgemeine: Wäre es da nicht Zeit, die wissenschaftlichen Standards zu überprüfen?

Wintermantel: Die grundlegenden Standards sind bekannt und bewährt, die stehen nicht infrage.

So? Sind sie das? Also wo ich war, da waren sie weder bekannt noch bewährt. Und die Mangelhaftigkeit bzw. das völlige Fehlen der Standards sind seit Monaten Gegenstand einer öffentlichen Diskussion. Und da kommt die Tante daher und behauptet, sie stünden nicht infrage?

Auf welchem Mond leben die Hochschulrektoren? Oder geht es darum, ganz bewußt zu desinformieren um den Schein aufrechtzuerhalten?

(Danke an den Leser für den Link!)

2 Kommentare (RSS-Feed)

“Wintermantel: Es ist nicht gut, wenn eine ausschließlich quantitative Größe die Geldzuweisung bestimmt. Ein Wissenschaftler kann nach meiner Erfahrung nicht 15 Doktorarbeiten gleichzeitig betreuen.”

Hmm, mir ist nicht bekannt das sich die HRK gegen die Einrichtung von 4,000 zusaetzlichen Doktorandenstellen im Rahmen der Exzellenzinitiative gewaehrt haette. Oder gegen die Einrichtung von neuen DFG Graduiertenkollegs mit jeweils 40 neuen Doktoranden pro Jahr.

Mir ist Frau W. noch aus der Diskussion ueber Lehrprofessuren (12 SWS Lehrverpflichtung) bekannt. Auf die Frage ob Unis damit nicht einfach noch mehr regulaere Professuren einsparen koennen meinte sie die Lehrprofessuren wuerden einfach mehr Stellen schaffen. Naiv oder Berechnung — schwer zu sagen obwohl in diesen politischen Sphaeren natuerlich letzteres wahrscheinlicher ist…


quarc
10.8.2011 21:42
Kommentarlink

Es soll der Schein gewahrt werden. Selbst wenn sie es besser wüsste, würde
sie damit nicht in der Öffentlichkeit herausrücken. Das Führungspersonal der
HRK wird letzlich die Interessen ihrer Mitglieder wahrnehmen und sonst nichts.

Spätestens seit in den meisten Bundesländern versucht wurde, Universitäten zu
Unternehmen zu deformieren und Rektorate dementsprechend in Kommandozentralen
umgewandelt wurden, hat sich auch einen neuer Typ von Rektoren herausgebildet.
Die kümmern sich in erster Linie um Forschungsgelder, Wettbewerbe, Preise
(egal woher und wofür eigentlich) und das Image der eigenen Hochschule.
Forschung und Lehre sind in deren Augen nur insoweit wichtig, wie sie obigen
Zielen dienen. Etwaige Standards bei Promotionen gehören nicht dazu.

Außerdem ermöglichen klare Kriterien und transparente Prozeduren, dass sich
auch Vertreter der “akademischen Unterklasse” auf sie berufen und so
Entscheidungen der Hochschulleitung kritisieren. Hochschulleitungen müssten
dann ihre Entscheidungen begründen. Das ist nicht erwünscht.
Zum Zweck der Herrschaftssicherung werden also klare Standards, wenn immer
möglich, vermieden.