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Hochfrequenz-Lärm gegen SAP-Milliardärs-Gegner

Hadmut Danisch
16.8.2011 19:47

Kann man von Fußball auf Wissenschaft schließen?

Da geht gerade ein Ding durch die Presse, ich bin gerade durch die ZDF heute-Nachrichten darauf aufmerksam geworden. SAP-Milliardär Dietmar Hopp scheint da ein großer Mäzen zu sein, anscheinend hat er da in der Jugend selbst mal gespielt und die durch reichlich Geld in die Bundesliga gepumpt.

Nun scheinen da bei einem Fußballspiel die Fans von Borussia Dortmund in Sprechchören negativ über Dietmar Hopp geäußert zu haben, weshalb ein Mitarbeiter der TSG Hoffenheim ein Gerät vor der Tribüne aufgestellt hat, mit dem man extreme Hochfrequenztöne abgeben konnte, um die Sprechchöre zu unterdrücken. (Wobei mir noch nicht klar ist, was die Fans von Borussia Dortmund eigentlich gegen Dietmar Hopp haben, aber an Fußball, speziell am Verhalten der Fans, ist mir generell gar nichts klar.)

Soll wohl sehr laut und schrill, und auch körperverletzend gewesen sein. (Ich habe für solche Beschwerden an sich Verständnis, weil ich auch keinen Lärm vertrage, nur sind Fußballfans ja eigentlich auch nicht gerade so als ruheliebend und auf akkustische Rücksichtnahme bedacht bekannt, insofern erstaunt es mich etwas, daß sie sich da jetzt aufregen.) Jedenfalls haben jetzt einige Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.

Dietmar Hopp selbst versichert, davon nichts gewußt zu haben.

Glaub ich ihm sogar.

Das muß er auch gar nicht, denn sein Geldregen hat die Leute der TSG Hoffenheim so sehr korrumpiert – auch wenn er das selbst sicherlich nicht will, aber das ist eben die Wirkung – daß sie nicht nur anfangen zu zensieren (es wurde kürzlich irgendwo entschieden, daß Fußballstadien bzw. deren Betreiber Meinungsäußerungen hinzunehmen haben), sondern gewaltsam dagegen vorzugehen. Und zwar gewaltsam nicht nur gegen das benutzte Übertragungsmedium, sondern gegen die Person. Einfach weil die Leute so darauf bedacht sind, den edlen Spender zu schützen, und damit die Verhältnismäßigkeit der Mittel vergessen. Da wurde der Verstand durch Euro-Zeichen ersetzt.

Insofern muß sich Dietmar Hopp durchaus eine Mitschuld, ein Verursachen an dem Vorgang vorhalten lassen. Nicht weil er diesen konkreten Einzelvorgang gekannt oder gar gebilligt hätte. Sondern weil er die Leute dort mit so viel Geld überschüttet, daß sie abhängig, hörig, unanständig werden. Auch ein Dietmar Hopp muß lernen, daß man mit Geld nicht alles kaufen kann und man die Leute extrem verdirbt, wenn man es in solchen Mengen über ihnen auskippt. Daß man mit körperverletzend lauten Hochfrequenzkanonen gegen Menschen vorgeht, ist damit schlußendlich ein Werk Dietmar Hopps, ob er das wahrhaben will oder nicht.

Und nun nennt mir mal einen Grund, warum das an Universitäten anders als in Fußballstadien sein soll. In Potsdam hat ein anderer SAP-Milliardär, Hasso Plattner, den Geldbeutel ausgekippt, und in Karlsruhe war es ein Dritter, Hans-Werner Hector. Und an beiden Orten regieren die Geldgeilheit und die pekuniäre Speichelleckerei samt vorauseilendem Gehorsam über Anstand, Verstand und Wissenschaftlichkeit.

Wie würde man also an diesen Universitäten mit Leuten umgehen, die sich so äußern, daß die Geldquelle sich gekränkt fühlen oder gar abwenden könnte?

Früher oder später wird an solchen Universitäten das gleiche passieren wie im Fußballstadion – wenn es nicht schon längst passiert ist. Natürlich subtiler, so hinten- und untenrum, wie es in der akademischen Wadenbeißerei und Messerstecherei so üblich ist. Und wenn es auffliegt werden Leute wie Hopp, Plattner, Hector wieder Zeitungsinterviews geben, daß sie davon selbstverständlich nichts gewußt haben.

12 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
16.8.2011 21:13
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Zur Person Hopp:

Er ist Mitglied beim TSG und hat dort früher gespielt. Er hat dann später dem Verein eine, wenn auch durchaus ordentliche, “Anschubfinanzierung” gegeben, hat denen aber gesagt, die müssen sich selbst tragen. Übrigens sind nicht alle Hoffenheimer glücklich darüebr, wie der Verein sich entwickelt hat. Einige schicken Ihre Kinder inzwischen in Nachbarvereine.

Er fördert übrigens nicht nur den TSG, sondern auch viele andere Vereine hier in der Region. Ob er dabei Hintergedanken haben mag oder nicht, sei dahingestellt. Zumindest ist mir bisher nichts zu Ohren gekommen, daß er da groß auf die Vereine (außer TSG Hoffenheim), Einfluß genommen hätte. Hoffenheim ist ein “Nachbardorf” von hier.

Soweit ich weiß, wird Hopp regelmäßig bei den Spielen aufs übelste durch Gesänge von “Gast”-Fußballfans beleidigt, ohne daß er da bisher etwas dagegen direkt unternommen hätte.

Der Mitarbeiter scheint das laut Lokalpresse eigenmächtig gemacht zu haben, und hat jetzt vermutlich mit Arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Mehr dazu siehe auch http://www.rnz.de/HPS_Fussball_Hoffenheim/00_20110816144300_Akustik_Attacke_Hoffenheim_Mitarbeiter_liefert.html

Ob das wirklich Körperverletzend war oder nicht, wird man sehen müssen. Jedenfalls waren die Mitschnitte, die im Radio gesendet wurden derart, daß die Pöbelgesänge deutlich lauter als das Geräusch waren. Da wäre dann eher die Frage, ob die Pöbelgesänge nicht eher die Körperverletzung verursacht haben könnten.


Hadmut Danisch
16.8.2011 21:56
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Warum sind sie denn so sauer auf ihn? Neid auf den Mäzen?

Freilich treibt sich in den Fußballstadien (auch) der letzte Pöbel herum.

Das muß man aber doch wissen. Wenn man in Fußball macht, muß einem doch von vornherein klar sein, daß man sich den letzten Pöbel als Kundschaft ausgesucht hat, und muß damit klarkommen und die bedienen. Fußballer produzieren doch nichts im eigentlichen Sinne. Und das, was sie tun, ist nicht abwechslungsreich und meistens auch nicht gut. Das ganze Business-Modell läuft doch nur auf das Abmelken des Pöbels (und des GEZ-Zahlers) hinaus. Dann kann man sich doch nicht darüber beklagen, daß der Pöbel auch kommt und sich wie Pöbel benimmt…


Gnapf
17.8.2011 9:50
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@Hadmut: Du sagtest

“Wobei mir noch nicht klar ist, was die Fans von Borussia Dortmund eigentlich gegen Dietmar Hopp haben, aber an Fußball, speziell am Verhalten der Fans, ist mir generell gar nichts klar.”

1. Sport
Warum machen Menschen überhaupt Sport (u.a. Fußball)?
Meine Erklärung ist, dass es das zivilisierte Ausleben kriegerischer Triebe ist. Sport schadet niemandem, geht nach festen Regeln vor sich und fördert bei den Ausübenden in der Regel die Gesundheit.
Das Publikum reagierte genau die gleichen Triebe ab.
So gesehen ist Sport also ein zivilisatorisches Element.

2. Was haben die gegen Hopp?
Im Prinzip das, was Du gegen die Mäzene an Universitäten haben. Nur vielleicht nicht so differenziert und widerspruchsfrei ausgedrückt.

Eine Anmerkung zu Deinem Kommentar:
Die Aussage, dass es sich beim Publikum beim Fußball um Pöbel handele, bzw. dieser überproportional vertreten sei, ist falsch.


FF
17.8.2011 10:28
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“Das ganze Business-Modell läuft doch nur auf das Abmelken des Pöbels (und des GEZ-Zahlers) hinaus.”

Chapeau! Hinzu käme noch die politisch durchaus gewollte Ruhigstellung der Massen, die wöchentliche Anästhesierung durch das große, bunte, laute Nichts.

Selbst als Nur-noch-Hobbyfußballer geht mir die allgegenwärtige Fußball-Dominanz auf den Sack. Das speichelleckende Auf-dem-Bauch-liegen der Journaille vor den Pseudoberühmtheiten der Branche. Dämliche Politiker, die ihren Sprachdurchfall mit sogenannten Fußballmetaphern aufhübschen. Dümmliche Profis, die sich aufgrund ihrer Millionen-Gehälter für bedeutend halten. DFB-Bosse, die sich wie absolute Monarchen gebärden. Lokale Autohäuser, die via Stadionsprecher “Eckbälle präsentieren”, “Jingles” nach dem jeden Tor, etc., etc.

Fußball ist ein toller Sport, keine Frage. Aber die Vollkommerz-Version macht längst keinen Spaß mehr.


Hadmut Danisch
17.8.2011 11:01
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@Gnapf: Falsche Frage. Warum man Sport macht ist hier nicht der Punkt, denn es geht ja nicht um die Spieler. Die Frage ist, warum solche Leute, wie Fans es sind, bei Sport zuschauen.

Daß bei Fußball der Pöbel überproportional vertreten ist (etwa im Vergleich zum Publikum bei anderen Sportarten oder zum Bevölkerungsquerschnitt), daran halte ich fest.

Allein was in Karlsruhe durch die Uni lief, wenn abends Fußballspiel war, weil man dort parken konnte, war echt übel.

Und in Dresden habe ich auch nicht allzuweit vom Fußballstadion entfernt gewohnt, das war dort wirklich die unterste Kategorie, die da hinlief.


yasar
17.8.2011 13:43
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Dazu muß ich sagen, daß es hier in Sinsheim gegenüber anderen Fußballstädten, noch recht “zivilisiert” zugeht. Die einheimischen Fans sind in der Regel “Familientauglich”, die Auswärtigen deutlich weniger ausfällig, als das, was ich in Karsruhe und anderswo erlebt habe. Das einzige Problem, daß ich mit den Fans habe, ist, daß ich manchmal nicht mitbekomme, wann hier wieder ein Spiel ist und ich dann in den Autoschlangen festhänge, wenn ich nicht aufpasse.

Die heftigen Ausfälle, die es hier gibt, sind anscheinend auf innerhalb des Stadions begrenzt, und da ich meine DRK-Bereitschaftsdienste lieber bei anderen Vereinen als bei TSG-Spielen mache, bleibt mir auch das erspart.


Gnapf
17.8.2011 14:59
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@FF: Du hast mit Deiner Kritik insofern Recht, als dass die Berichterstattung über den Fußball unerträglich ist. Ich kann das im TV schon seit Jahren nur noch ohne Ton ertragen.

Das ist aber nicht das Problem des Fußballs. Wenn ich sehe, wie z.B. der BVB in der letzten Saison gespielt hat, ist das rein sportlich schon toll.

Ich finde, man sollte fein zwischen dem Sport und der bekloppten Medieindustrie unterscheiden. Wir haben ein Medienproblem, aber kein Fußballproblem.


Gnapf
17.8.2011 15:13
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@Hadmut: Den Grund, weshalb die zuschauen, hab ich doch gesagt. Es ist diese alte “Wir-gegen-die”-Nummer. So sind Menschen halt immer und überall.

Ob es nun PC gegen Mac, Windows gegen Linux, Prince gegen Michael Jackson oder irgendein Blödsinn in dieser Art ist, oder eben Sport.

Und das Prinzip, diese Art von Emotion unter klarer Reglementierung in einen sportlichen Wettbewerb zu packen, ist – auch als Zuschauer – sehr gesund und vernünftig. Daran kann ich zunächst nix Schlechtes erkennen.

Außerdem kommt hinzu, dass in der Bundesliga Fußball auf eine Weise gespielt wird, wie es nur austrainierten Profisportlern möglich ist. Aus rein sportlicher Sicht ist es toll, das zu sehen. Eben so, wie man es auch genießt, dass ein guter Musiker zeigt, was man so mit einem Instrument anstellen kann.

Die Frage, inwiefern beim Fußball Idioten überproportional vertreten sind, können wir sachlich ja nicht klären. Daher gebe ich hier nur mal die Gründe an, weshalb ich zweifle, dass es so ist:

1. Die Zuschauerzahlen sind sehr hoch. Wenn es wirklich mehr Idioten wären als bei Konzerten oder in Kneipen/Clubs usw. dann müssten ja alle 14 Tage einige Zehntausend Irre durch die Gegend laufen.

2. Gerade die Idioten fallen besonders auf. Wenn Du an einem Spieltag in der z.B. Dortmund bist, dann rennen da 80.000 Leute hin. Wenn davon nur 50 irgendwie auffallen, entsteht der Eindruck, das sei alles total schlimm. Die anderen, völlig normalen und vernünftigen 79.950 Zuschauer bemerkst Du ja in der Regel gar nicht so explizit.


Paul
18.8.2011 12:56
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Man mag ja vom Fussball und den damit verbundenen Medienrummel (der meiner Meinung nach inzwischen reichlich groteske Formen angenommen hat) halten was man will.
Ich persönlich bevorzuge ja Boxen. Da weiß jeder von vornherein da wird betrogen, manipuliert und gedopt was das Zeug hält.
Beim Fussball tut man dagegen so, als ob alle nur reinen Geistes, der körperlichen Ertüchtigung, der Moral und Fairness verpflichtet wären.
Eine größere Heuchelei findet man tatsächlich nur noch im Wissenschaftsbetrieb.

Die Frage die ich mir stelle ist aber. Muss Sponsoring bzw. Mäzenentum, wie im Falle der SAP Milliardäre immer zwangsläufig zu derart kritikwürdigen Strukturen und Vorkommnissen führen?

Natürlich reicht es nicht einfach mit viel Geld um sich zu werfen und sich mit Professoren- oder Doktortiteln schmücken sowie von aller Öffentlichkeit feiern zu lassen. Wer Wert auf einen nachhaltigen guten Ruf legt, sollte auch ein Auge darauf haben was mit den bereitgestellten Mitteln angestellt wird. Andernfalls darf man sich nicht wundern, wenn der eigene Name Schaden nimmt.


Stefan W.
19.8.2011 0:10
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Ich würde sagen, dass Fußball mehr eine zivilisierte Jagd als Krieg ist, aber bitte.

Die Dortmundfans sind auch nicht die einzigen, die Hopp verhöhnen, aber wohl die ersten, die eine Anzeige wg. Körperverletzung erstatten.

Dass sie selbst nicht leise sind, aber dennoch auf ihrem Recht beharren, kann man leicht mit dem Ehrenkodex in ihrem Milieu erklären: Gegen laute Gegengesänge der rivalisierenden Fans würden sie sicherlich niemals klagen – sich einer elektrischen Verstärkung zu bedienen ist aber nicht nur unfairer, sondern passt auch noch wie Faust auf’s Auge zum Klischee des gekauften Erfolges ohne echte Tradition bei der TSG.

Man könnte diesen Kodex lächerlich finden, der ja auch nicht erklären kann, wieso es in Ordnung ist eine Summe X in 20 Jahren zu investieren, aber nicht in 3 Jahren – aber wenn man sich damit abfindet, dass das Leben als solches lächerlich ist, dann ist, so falsch wie die Gesänge der Fans sein mögen, die angemessene Reaktion darauf allenfalls eine, die selbst zivilisierter und differenzierter ist, und das ist ein elektrischer Verbrämungslärm sicher nicht.

Als Oberschurken Hopp auszumachen, der mit seinem Geld Schleimer anzieht, geht meines Erachtens auch nicht in Ordnung. Wenn er Bescheid weiß, und es duldet, oder hinter den Kulissen den Auftrag gab, ja. Er müsste schon hinreichend konkret erahnen können, was passiert, um dafür mitverantwortlich zu sein. Dafür ist die Aktion aber zu beispiellos.

Das heißt nicht, dass Hopp nicht hätte versuchen können den Konflikt mit den Fans selbst irgendwie anzugehen, mit ähnlicher Kreativität, aber mehr Geschmack.


Hadmut Danisch
19.8.2011 0:13
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@Stefan W.: Es geht ja nicht darum, ihn als „Schurken” auszumachen, denn was er tut, ist ja auch legal. Das wäre zudem eine Wertung.

Es geht darum, daß er objektiv – unabhängig von Schuld oder Absicht – Schleimer und Arschkriecher anzieht, wenn er mit Geld wirft. Und es drängt sich eben geradezu auf, daß es genauso läuft, wenn Plattner und Hector Geld in Universitäten werfen.


Stefan W.
20.8.2011 1:13
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Dieser Analyse möchte ich nicht widersprechen.