Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Politisches Neusprech

Hadmut Danisch
1.9.2011 13:33

Diese unsägliche Sprachpanscherei, Studenten als „Studierende” zu bezeichnen (was ich übrigens auch für ein Zeichen mangelhafter Bildung und damit des Fehlens der Voraussetzungen zum Studenten – oder zur Studenten, wenn es denn sein muß – betrachte) ging mir schon immer auf den Wecker. Erinnerte mich schon immer schwer an Neusprech aus 1984. Nun gibt’s gerade Krach zwischen einem Asta und einem studentischen Magazin, das partout „Studenten” schreiben will. Eigentlich wären Asta/Usta ja ne gute Idee, aber in der Realität ist das fast immer nur übelster Machtmißbrauch für politische Ideologien. Als Student habe ich übrigens immer großen Wert darauf gelegt, ein „Student” zu sein.

7 Kommentare (RSS-Feed)

Steffen
1.9.2011 13:46
Kommentarlink

Der mit Abstand beste Kommentar in der Kommentarfunktion dort ist Nr. 11 von ‘Crest’. Sagt eigentlich alles, was es zu dieser völlig absurden Sprachpanscherei zu sagen gibt:

http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2011-08/infoparkour-magazin?commentstart=9#cid-1551115

Sehr schöner Vergleich: Diskriminierung dadurch beheben zu wollen daß man die Sprache verändert ist wie die Zimmertemperatur durch Anhauchen des Thermometers erhöhen zu wollen. Der Feminismus täte gut daran, etwas professioneller vorzugehen als sich auf diesen dummen Blödsinn zu versteifen.

Und die zentrale Beobachtung, daß wer sich diskriminiert fühlen will, daß der immer ein angeblich “diskriminierendes” Wort findet.


Paul
1.9.2011 15:55
Kommentarlink

Schlimm wird die Sache erst wenn diese Leute (oder hätte ich ob des generischen masculinums LeutInnen schreiben müssen?) irgendwann tatsächliche Macht in Form von Ämtern und Mandaten erhalten. Einige Auswüchse lassen sich zZ wieder sehr gut in NRW beobachten.

Letztendlich bleibt alles so, wie es schon zu meiner Studentenzeit war:
Mag man sich im Süden und Osten des Landes noch so sehr über den mangelnde Einfluss studentischer Vertretungen beklagen und sich um eine Verbesserung bemühen.Im Nord-Westen arbeiten die dortigen “Studierendenvertreter” fleißig daran, dass sie auch weiterhin niemand richtig ernst nehmen will bzw. liefert man jedem Asta-Gegner gleich die passenden Argumente frei Haus.

Ein Problem insbesondere von Hochschulgremien ist einfach, dass sie die immer gleichartigen Bekloppten anziehen wie Motten das Licht. Mit solchen Scheindiskussionen um “Studierende” oder Studenten werden dann die ernsthaft Engagierten verdrängt.


jbs
3.9.2011 1:51
Kommentarlink

Ich habe vor einiger Zeit mal eine Anzeige in der Zeitung gesehen. Ausgeschrieben war die Stelle: “Hausdame(m/w)”


kasimir
3.9.2011 11:06
Kommentarlink

alternativ: Studiosus


Volker Rieble
3.9.2011 11:42
Kommentarlink

Max Goldt in: Wenn man einen weißen Anzug anhat, 2002, S. 55 (Was man nicht sagt):

„Studierende: Menschen, die an einer Universität einem Studium nachgehen, heißen Studenten. Möglicherweise gibt es noch ganz vereinzelte Studiengänge, die als klassische Männerfächer gelten, z.B. an den Bergbau-Universitäten in Freiberg (Sachsen) oder Clausthal-Zellerfeld. Wenn man in diesen Ausnahmefällen darauf hinweisen möchte, daß auch Frauen dort studieren, muß man Studenten und Studentinnen sagen. Wie lächerlich der Begriff «Studierende» ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: «In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende.» Oder nach einem Massaker an einer Universität: «Die Bevölkerung beweint die sterbenden Studierenden.» Niemand kann gleichzeitig sterben und studieren.”


Tenshinhan
5.9.2011 9:33
Kommentarlink

Ich stimme zwar meinen Vorrednern voll zu, dass die Diskussion um Diskriminierung, nur weil das generische Maskulinum verwendet wurde, einfach lächerlch ist. Aber wie so oft, gibt es immer 2 Seiten einer Medaille und anscheinend ging es mal wieder um das liebe Geld:
http://www.asta.haw-hamburg.de/news/ende-des-hochschulmagazins

Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen den beiden Darstellungen…

Mittlerweile glaube ich, dass es eher nicht um die Frage von “Studenten” oder “Studierenden” ging, sondern dass dies hauptsächlich ein vorgeschobenes Argument ist und dieses Magazin einfach nicht erklären kann oder will, wo die knapp 50.000€ hingeflossen sind.

Nichtsdestotrotz ist es natürlich lächerlich, einem Magazin vorschreiben zu wollen, wie es zu formulieren und was es zu schreiben hat. Dafür gibt es ja gerade die Pressefreiheit.


quarc
7.9.2011 21:23
Kommentarlink

@Paul
> Schlimm wird die Sache erst wenn diese Leute irgendwann tatsächliche Macht
> in Form von Ämtern und Mandaten erhalten.

Ist doch in den Hochschulen schon längst der Fall. Die Zeiten, zu denen der
Unsinn exklusives Kennzeichen weniger AStA-Referenten (i.e. Referentinnen,
Referenterichen oder Referierenden 🙂 war, sind lange vorbei.
Mittlerweile hat sich eine ganze Generation mit dem Trömel-Plötzen eine
Nische im akademischen Betrieb geschaffen (anders als die eigentliche
Pionierin, die man recht rüde abserviert hat), die sie nun natürlich auch
nicht mehr hergeben wollen. Das wäre an sich noch nicht so schlimm, weil
eine Uni auch etwas Ballast verträgt. Aber zusätzlich stehen diese Leute nun
an, die Hochschulen “gendergerecht” zu steuern (ich habe tatsächlich neulich
den Titel eines Forschungsprojektes gesehen, in dem es um die Untersuchung
“gendergerechter Steuerung der Hochschulen” ging).
Wenn man sich dann z.B. die Stellung der “Gleichstellungsbeauftragten”
(= Neusprech für “Frauenbeauftragte”, mit dem echte Diskriminierungsvermeidung
in Wirklichkeit blockiert wird) anschaut, fällt auf, dass die betreffenden
im wesentlichen niemandem gegenüber wirklich rechenschaftspflichtig sind,
im Prinzip bei _allen_ Entscheidungen mitreden dürfen und ihre Position
nirgends begründen brauchen, da sie praktisch als Joker der jeweiligen
Universitätsleitung zugeschlagen werden. Fernab aller klaren Kriterien darf
dann auch mal ein privates Steckenpferd geritten werden.