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Wie das deutsche Hochschulwesen in Australien wahrgenommen wird

Hadmut Danisch
9.10.2011 12:32

Über das Copy, Shake, and Paste-Blog von Debora Weber-Wulff bin ich auf diesen Artikel in einer australischen Zeitschrift über das deutsche Promotionswesen gestoßen, Zitat daraus:

„It must be concerning for anyone to witness the abuse of universities as failing clearance houses for political impressionism. For we must realise that one important conclusion from the sad matters in Germany is the increasing inability of universities to comply with their own standards of intellectual accountability only to be shown by volunteer websites how doctoral dissertations should have been supervised or examined.”

3 Kommentare (RSS-Feed)

Marcus Kaiser
9.10.2011 18:32
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Aus einem Leserkommentar auf Zeit online zum Deutschen Promotionswesen:

Die Gruende sind nicht im Ranking sondern eher in der neuesten EuroDoc-Studie (http://www.eurodoc.net/index.php?s=file_download&id=122 ) zu finden:
1) Professoren in Deutschland betreuen mehr Doktoranden als in allen anderen untersuchten europaeischen Laendern. Knapp 20% betreuen mehr als 10 Doktoranden; 5% betreuen mehr als 20 Doktoranden.
2) Gleichzeitig fuehlen sich deutsche Doktoranden mit am Schlechtesten betreut und sind am Seltensten der Meinung der Betreuer koennte ihnen mit fachlicher Expertise helfen.
3) Nur folgerichtig veroeffentlichen deutsche Doktoranden weniger: sowohl in internationalen peer-reviewed journals als auch insgesamt wenn alle Publikationen mit einbezogen werden.

Daraus kann man entweder die falschen Schluesse ziehen (noch mehr Evaluierung, Kurse fuer Doktoranden, Graduiertenkollegs) oder die richtigen: An deutschen Unis gibt es pro Professor viermal soviele Studierende und mehrs als doppelt soviele Doktoranden als an Unis im Ausland.

P.S.: Ein anderes interessantes Ergebnis der Umfrage ist das sich 80% der maennlichen Doktoranden aber nur 40% der weiblichen Doktoranden aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert fuehlen. Nicht ohne Grund, so haben es laut einer Hochschulverbandsstudie Frauen einfacher eine Professur zu bekommen als Maenner (Anteil Bewerber relativ zum Anteil derer die einen Ruf bekommen haben).


Hadmut Danisch
9.10.2011 18:52
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Also 3) stimmt vielleicht nicht. Deutsche Doktoranden veröffentlichen eigentlich gar nicht so wenig. Sie tun es nur selten unter eigenem Namen, sondern oft nur als Ghostwriter ihres Profs.


quarc
14.10.2011 21:27
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Punkt (3) kann damit zusammenhängen, dass es für Doktoranden zwei
gegensätzliche Modelle für das publizieren der eigenen Ergebnisse gibt

(a) erst wird die Dissertation fertiggestellt und danach werden die dort
enthaltenden Resultate in Artikeln veröffentlicht.

(b) die Resultate werden zuerst in Artikeln veröffentlicht und danach in
der Dissertation zusammengestellt.

Natürlich gibt es auch Mischformen. Je nach Fach war in Deutschland bis vor
kurzem fast nur Variante (a) üblich. Ich habe auch schon von Doktoranden gehört,
deren Promotionsordnung eine Vorabveröffentlichung (also vor der Dissertation)
praktisch unmöglich machte. In vielen anderen Ländern ist dagegen häufig
Variante (b) üblich (zuweilen von der Promotionsordnung vorgeschrieben).
Da wird es mit länderübergreifenden Vergleichen etwas schwierig.