Flucht der Studenten ins Ausland?
Was ist das denn? Erst stöhnen die Schweizer und die Österreicher, daß zu viele deutsche Studenten an ihren Unis studieren, und jetzt auch die Holländer (spell: Niederländer).
Was sind die Ursachen für diese Auslandsflucht deutscher Studiosi?
- Haben wir zuwenig Studienplätze?
- Oder studieren mehr Deutsche als studieren sollten?
- Sind unsere Universitäten zu schlecht und die Konkurrenz in den Nachbarländern einfach besser?
- Oder ist es dort leichter (anspruchsloser)?
- Oder sind wir vielleicht nur einfach zu dämlich, unsere Studienplätze vernünftig an die Bewerber zu verteilen?
- Will man unbedingt ein „Auslandsstudium” im Lebenslauf haben und wählt deshalb das Schummelausland? (Denn so richtig Ausland sind Österreich und Schweiz ja nicht, und Niederlande auch nicht so richtig, das ist ja alles so ähnlich.)
- Soll’s die Vorbereitung für das Auswandern sein? Ein allgemeines „weg aus Deutschland!” ?
- Oder hat es andere Gründe? Wohnung, Kosten, Studiengebühren,…?
12 Kommentare (RSS-Feed)
Bei Psychologie ist der NC in Deutschland so hoch, dass ein durchschnittlicher Abiturient keine Chance hat (oder Jahre seines Lebens mit Wartesemestern verdödelt). Also geht man nach Nimwegen.
@Guy: Heißt das, daß zu viele Leute Psychologe werden wollen oder daß wir zuwenig Studienplätze dafür haben?
Das ist eine gute Frage, die ich auch nicht beantworten kann. Aus dem Bauch heraus würde ich vermuten, es ist kein Nachteil einen elitären Stand zu haben und ich würde nicht zu viel Mühe investieren, die Kapazitäten auszubauen. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass da jemand einen Kapazitätsausbau gegen die Jobangebote abwägt.
Das ist in meinen Augen ein Zeichen wachsender Mobilität. Es ist heute doch nicht schwieriger, aus NRW zum Studieren in die Niederlande zu gehen als beispielsweise nach Berlin. Das dieser Schritt also von vielen gegangen wird, ist meiner Meinung nach also nur logisch. Und da es nun einmal viele Deutsche gibt, fallen die eben dann auch im Ausland relativ schnell auf.
(Dazu mag auch noch eine Eigenschaft beitragen, die ich während meiner Auslandsaufenthalte bei Deutschen beobachten konnte: Viele verbringen sehr viel Zeit mit anderen Deutschen. Solche Gruppen fallen dann natürlich noch einmal mehr auf.)
@Philipp:
Das gilt für alle sozialen Gruppen, die einen homogenen Kultur- und Lebenshintergrund haben.
@all:
Ansonsten meine ich, dass die Punkte zwei (Oder studieren mehr Deutsche als studieren sollten?) und vier (Oder ist es dort leichter (anspruchsloser)?) in erster Linie zutreffen, bedingt durch die Flut an Pseudo-Abis der letzten 10 bis 15 Jahre. Der sechste Punkt (Will man unbedingt ein „Auslandsstudium” im Lebenslauf haben und wählt deshalb das Schummelausland?) könnte bei einigen auch noch relevant sein, nicht aber bei allen im Ausland Studierenden. Der letzte Punkt wird eher kontraproduktiv wirken.
Es wird in erster Linie der Versuch sein, dem NC auszuweichen (siehe z.B.
auch deutsche Medizinstudenten in Ungarn). Allerdings kommt noch etwas
weiteres hinzu: mit der Bolognisierung haben die deutschen Universitäten
die Lehr- und Lernfreiheit verloren. Dies war einer der ganz wenigen Vorteile
des deutschen Universitätsstudiums, der auch so manche Nachteile aufwiegen
konnte. Nunmehr sagen sich natürlich angehende Studenten zurecht, wenn man
sowieso nur noch ein verschultes Studium bekommt, dann kann man auch gleich
dortin gehen, wo dies schon immer so war und die betreffenden Universitäten
auch keine Umstellungsschwierigkeiten mehr haben.
Hinzu kommen noch die Studiengebühren, welche in einigen Bundesländern noch bestehen – teilweise aber auch wieder abgeschafft wurden. Einige Universitäten waren sehr schnell dabei ordentlich Studiengebühren von den Studenten zu kassieren. Mit der Verbesserung der Studienbedingungen lässt man sich aber ganz gerne sehr viel Zeit. Letztendlich diente die Studiengebühren ohnehin nur dazu die jeweiligen Landeskassen zu entlasten. Müsste ich heute Studiengebühren für die zT völlig heruntergewirtschafteten deutschen Hochschulen bezahlen, so fiele es mir auch nicht sonderlich schwer ins benachbarte Ausland zu gehen. Denn dort bekomme ich jedenfalls was für mein Geld. Zumindest fallen dort in den Hörsälen keine Lampen von den Decken.
Als frischer Alumni kann ich dazu nur folgendes sagen:
Mit der Einführung des Bachelor-Mastersystems und den damit zusammenhängenden Regelungen hat das Studium in Deutschland RADIKAL an Qualität verloren. Was heutzutage während eines Bachelor-Studiums gelehrt wird, ist ein Witz. Die Bachelor-Abschlussarbeit ist zu vergleichen mit einer besseren Semesterarbeit in einem Diplom-Studiengang. Dazu kommen noch Zusammenlegungen von Studiengängen und kaum Möglichkeiten, sich zu entfalten. Man wird in bestimmte Module gezwungen, besitzt kaum Freiheit und Selbstbestimmung und die Vorlesungen sind großteils zum Frontalunterricht umgemodelt worden.
Ich kann also durchaus verstehen, dass die Studenten ins Ausland abziehen.
“[…] die Vorlesungen sind großteils zum Frontalunterricht umgemodelt worden.”
Und wenn es das nur wäre! Noch schlimmer sind diese tollen überall eingeführten “Selbstlernanteile” auf E-Learning-Basis – miese Systeme, miese Didaktik, mieser Stoff und dabei noch manchmal zeitliche Überwachung, obwohl die Aufenthaltszeit natürlich rein gar nichts über die Beschäftigung mit dem Stoff aussagt.
Ansonsten kann ich Deine Meinung nur bestätigen.
etwas fehlt und das ist der eigentliche Grund: Die Studenten sind zu doof und schaffen den Nc nicht mehr. In Österreich gibt es keinen NC und das fällt den Unis dort gerade auf den Kopf. Der arogante “Piefke” blockiert dort die Studienplätze (jährlich zuwachs von ca.12%) und lässt das System wanken. In Österreich wird der Zugang daher überkurz oder lang reglementiert werden…
Und das schreibst Du einem Piefke ins Blog?
Wenn man im Ausland studiert, verfällt die NC-Wartezeit auch nicht.