Die Titelsucht der Wirtschaftselite
Im Manager Magazin ist ein schöner böser Artikel über die Geltungsssucht von Managern erschienen, und darüber, wie die sich mit Doktorgraden und Professorentitel wie Pfauenfedern schmücken, diese einkaufen und darüber, wie sich Universitäten auf dieses Geschäft einstellen. Zitat:
Doch warum in die Ferne schweifen? Auch in Deutschland war es für finanzstarke Manager und Unternehmer nie leichter als heute, an einen schmucken akademischen Titel zu gelangen. Mehr denn je verlassen sich Unis bei ihrer Finanzierung auf Drittmittel aus der Wirtschaft und sind im Gegenzug recht freigebig geworden mit Ehrenbezeugungen für ihre Big Spender. Die Kategorie der Großmäzene bedienen zahlreiche Hochschulen durch den Titel des Ehrensenators: Der wird in der Regel für nicht wissenschaftliche Verdienste um die Hochschule vergeben – was finanzielle Verdienste ausdrücklich einschließt.
Aber wie schon bei den außereuropäischen Doktores gilt auch beim Ehrensenator: Sobald ruchbar wird, dass sich so ein Titel für Geld kaufen lässt, sinkt sein Renommee schlagartig.
Gekauft oder geklaut: Selbst die einstige Hartwährung eines Doktortitels made in Germany ist mittlerweile ins Gerede gekommen. Wer in der deutschen Wirtschaftselite wirklich glänzen will, der muss nachrüsten. Der braucht vier Buchstaben vorm Namen, und zwar ohne peinlichen Dragomanodingsda-Zusatz.
Und darin liegt auch der einzige Ausweg aus der Misere. Es muß so bekannt werden, daß die deutschen Universitäten ihre Doktorgrade verhökern, daß deren gesellschaftlicher Wert sinkt, am besten unter Null. Wir müssen dahin kommen, daß die Öffentlichkeit bei einem Manager, der mit Forschung eigentlich nichts zu tun hat, aber einen Doktor oder Professor trägt, die a priori-Vermutung aufstellt, daß es sich um einen Lametta-Behangenen Hochstapler und ein Großmaul handelt, daß das also ins Peinliche abdriftet. Denn Selbstreinigungskräfte oder ein Aufräumen von oben sind nicht zu erwarten. Universitäten müssen damit gestraft werden daß sie als das angesehen werden, was sie (geworden) sind: Titel-Hehler, nicht mehr Wissenschaftler.
2 Kommentare (RSS-Feed)
Wenn ich mir die Bilderstrecke zu dem Artikel ansehe ist eigentlich von vornherein klar, dass von den Herren niemand jemals gearbeitet hat. Mit Ausnahme des Siemens-Chefs vielleicht.
Und jetzt mal den Siemens-Chef angeschaut: Inwiefern ist jemand mit diesem offensichtlichen Hintergrund und dieser Erfahrung nicht einem X-beliebigen Prof. fuer Wirtschaftswissenschaften gleichgestellt? Wahrscheinlich weiss er vieles besser als unsere Herren Professoren. Von daher…Ehrenprofessor…warum nicht…?
Das wird nur leider noch sehr lange dauern.
Auch heute noch glauben Leute du bist ein Bonze und hast Geld wie Heu wenn du mit einem frisch geputzten, zehn Jahre alten Mercedes rumfährst. Selbst wenn deren neuer Golf das Dreifache gekostet hat und höhere Unterhaltskosten verursacht.
Das Prestige und der Ruf von Doktor und Professor sind tief in der Gesellschaft und den Resourcen der Tradition verankert. Einzusehen, dass Sein und Schein auseinanderklaffen ist eine Einsichtsleistung, die Bewusstmachung verlangt, weil sie von den impliziten Annahmen differiert, die man so im Rahmen der Sozialisation gewinnt.
Die Einsicht, dass ein Prof. Dr. ziemlich wertlos sein kann, wird daher auch in der Wirtschaft eher die Ausnahme bleiben.