Die DFG – Die Ställe des Augias
Brandaktuelles zum Krach zwischen DFG und Wissenschaftsrat. Oder: Die DFG auf der Suche nach einem Bock, den sie zu ihrem Gärtner machen kann.
In der griechischen Mythologie gab König Augias dem Halbgott Herkules die Aufgabe, in kürzester Zeit seine Ställe auszumisten, die schon als nicht mehr sauberzukriegen galten, weil es in ihnen 3.000 Rindviecher gab und seit 30 Jahren keiner mehr ausgemistet hatte. Entsprechend stank es da. Herkules schaffte es dennoch mittels besonderer Maßnahmen, aber gedankt hat man es ihm nicht.
In der DFG gibt es weitaus mehr als nur 3.000 Ri… Wissenschaftler, die auch viel fressen und viel Mist produzieren, und ausgemistet hat man da schon viel länger nicht mehr.
Nun suchen sie einen neuen Chef.
Daß sie überhaupt einen neuen Chef brauchen, liegt an eben dem großen Haufen Mist, den sie aufgetürmt haben, und der mittlerweile bundesweit stinkt. Damit ist nämlich auch herbe Kritik an der DFG aufgekommen, etwa die von Rieble und Reuss in der FAZ. (Und wie mir inzwischen aus aus verschiedenen Quellen gesteckt wurde, gilt mein kleines Blog in den höheren Wissenschaftskreisen zwar als völlig unzitierbar, aber keineswegs mehr als unbeachtlich. 🙂 ) Der alte DFG-Präsident Kleiner ist nicht mehr haltbar, weil der Mist, den er produzierte, doch zu sehr stank.
Nur haben sie ein Problem: Der neue Chef soll auf gar keinen Fall ein Herkules sein, der da ausmisten könnte. Einen Bock sucht man, der sich zum Gärtner machen ließe und der den Misthaufen vergrößert, keinen Ausmister. Weil doch von dem vielen Mist so viele leben und man gar nicht wissen will, was da noch alles drunter zu finden ist, vielleicht gar die ein oder andere Leiche. Außerdem müßte man das ja entsorgen, und der Kontrast zu einem sauberen Stall wäre einfach viel zu hoch.
Nun ist das Verhältnis zwischen DFG und Wissenschaftsrat nicht ungetrübt. Vom Wissenschaftsrat kamen immerhin schon ab und zu ganz brauchbare Stellungnahmen und Wissenschaftskritik, etwa als der Wissenschaftsrat 2004 festgestellt hat, daß die Doktorgrade in der Medizin leistungsunabhängig vergeben werden, und es sowas gar nicht geben dürfte.
Nun gilt als einer der beiden Kandidaten laut Tagesspiegel der Münchner Altgermanist Peter Strohschneider, der von 2006 bis 2011 Vorsitzender des Wissenschaftsrats war. Und prompt kommt bei der DFG die Befürchtung hoch, daß die DFG unter Kontrolle des Wissenschaftsrates käme, und sich Strohschneider als Herkules herausstellen könnte, der die DFG ausmistet. Deshalb auch der nach außen so unmotivierte Angriff des Ex-DFG-Präsidenten Winnackers gegen den Wissenschaftsrat. Da herrscht Krieg, da wird Politik gemacht. Und weil es eben Wissenschaftler sind, wird die Auseinandersetzung standesgemäß mit allen Mitteln und unter der Gürtellinie geführt. Offenbar wollen manche Kräfte in der DFG nun verhindern, daß jemand vom Wissenschaftsrat dazu käme dort auszumisten. Und – wie immer in der Wissenschaft – schicken sie die an die Front, die nichts mehr zu verlieren haben. In diesem Fall ein Gespenst in Form des früheren DFG-Präsidenten Winnackers. Der darf die öffentliche Drecksarbeit machen und dem Wissenschaftsrat vor die Hütte kacken – damit da auch mal ordentlich Mist herumliegt und um den Wissenschaftsrat zu warnen. Sich in die Belange der DFG einzumischen könnte für den WR lebensgefährlich sein, so der Warnschuß der DFG.
Als einzige Alternative zu ihm gilt die Kandidatin Katharina Kohse-Höinghaus, bei der man sich wohl eher darauf verlassen kann, daß sie den Misthaufen mehren und nicht ausspülen wird, und man sie als Bock zum Gärtner machen kann. (Wie lautet eigentlich das genderpolitisch korrekte weibliche Analogon zu dieser Redewendung? Die Böckin? Oder die Ziege? Wie auch immer, lassen wir das mal.) Kohse-Höinghaus ist für die Leitung der DFG geradezu p-r-ä-d-e-s-t-i-n-i-e-r-t, denn sie ist Chemikerin und laut ihrem Lebenslauf hat sie über die Bestimmung der Temperatur von Verbrennungssystemen habilitiert. Und um nichts anderes als die Geldverbrennung geht es ja bei der DFG. Wer könnte also besser als Leiter eines solchen Verbrennungssystems geeignet sein, als jemand mit diesem Fachgebiet, um die Geldverbrennung möglichst rückstandsfrei zu optimieren?
Nein, Spässle g’macht. Couldn’t resist.
Die Zweifel von Kohse-Höinghaus sind von ernsterer Natur. Denn laut ihrem Lebenslauf ist sie seit Juli Stellvertretende Sprecherin des SFB 686 „Modellbasierte Regelung der homogenisierten Niedertemperatur-Verbrennung”.
Ebenfalls laut ihrem Lebenslauf ist sie aber von 2007 bis 2013 Mitglied im Senat und Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft, also gleichzeitig mit der Tätigkeit im SFB.
Meines Wissens sind aber Senat und Hauptausschuß für die Vergabe von Geldern an SFBs zuständig und treffen die Entscheidungen. Das stinkt, als säße sie gleichzeitig auf der Geber- und der Nehmerseite und bewillige sich quasi selbst die Gelder, mache sowas wie Geschäfte mit sich selbst, was eigentlich verboten ist.
Und mit sowas weist man sich dann vorzüglich als Bewerber aus und belegt, daß man damit als Bock und nicht als Herkules zum Gärtner würde. QED.
Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Warum gibt es an einer Institution, die Milliarden durchbläst und vergurkt, für die Leitung nur die Wahl zwischen einem Germanisten und einer Chemikerin, die also eigentlich beide keine Ahnung von sowas haben können? Warum nimmt man da nicht mal einen fähigen und geschäftstauglichen Manager? Ist der Dilettantismus Voraussetzung um Wissenschaftler zu sein? Oder will man das Ausmisten durch Herkules verhindern?
3 Kommentare (RSS-Feed)
„Geiß zur Gärtnerin” wäre eine hübsche Aliteration.
Genau, und ggf. man kann hier sogar je nach Frauentyp differenzieren, schließlich sind Frauen individuell und wollen nicht vom selben Bock äh Kamm geschoren werden.
Eine weibliche Ziege ist eine Geiß oder Zicke.