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Pseudowissenschaftlicher Schwindel: Global Scaling

Hadmut Danisch
21.4.2012 12:33

Ein Leser schickt mir gerade ein paar interessante Links zu einem derben Wissenschafts-Humbug.

Es geht um „Global Scaling”. Pseudowissenschaftliches Esoterik-Gebrabbel, wonach die Natur nicht linear, sondern annähernd logarithmisch, im Feinen fraktal messen würde, was auch irgendwie mit der Protonenschwingung zusammenhängen soll, und weshalb man aus der Natur irgendwelche Dinge herauslesen können soll, indem man Entfernungen mißt und deren Zahlendarstellung dann als Kettenbrüche darstellt.

Schon da muß es einen aus den Latschen hauen, denn Längeneinheiten wie der Meter sind willkürlich gewählt, und somit passt zu der Zahlendarstellung einer Entfernung und deren Kettenbruchdarstellung auch jede beliebige andere Entfernung, indem man einfach die zugrundegelegte Längeneinheit willkürlich anders festlegt. Kann also schon deshalb nicht funktionieren. Kommt aber gerade so in Mode, Pseudowissenschaft seriösere Bezeichnungen zu geben. (z. B. Astrologie kommt gelegentlich als „Kosmopsychologie” daher…).

Wer dazu was lesen will: Es gibt ein „Global Scaling Research Institute”, das sich namentlich auf Leonhard Euler stützt, der sich dagegen nicht mehr wehren kann, weil er ja tot ist. Da findet man auch ein Paper und eine Kurzbeschreibung dazu. Oder das da. Entstanden ist der Käse in den 80er Jahren, ungefähr so als der Fraktale-Hype aufkam und wir an den Unis alle wie die Blöden Apfelmännchen gerechnet haben. Damals waren viele Spinner unterwegs und wollten alles fraktal sehen. Da muß das wohl abgefallen sein, weil es an den Unis bei jedem Hype Trittbrettfahrer gibt.

Einen besseren Blick auf Global Scaling findet man bei Scienceblogs und bei Esowatch.

Laut diesem Blog da wurde der Drahtzieher hinter Global Scaling kürzlich zu 4 Jahren und 5 Monaten Knast verurteilt, steht leider nicht dabei weswegen. Betrugs würde ich vermuten. Denn das Gericht habe festgestellt, daß neben dem falschen Doktor auch die ganzen Experimente, die Meßreihen und das ganze Labor Schwindel waren.

Bemerkenswert daran ist, daß auf den Schwindel wohl eine ganze Menge Leute abgefahren sind, und daß da auch „echte” Universitäten verwickelt sind, laut Esowatch die Donau Universität Krems in Österreich und zur „Europa-Universität Viadrina” in Frankfurt/Oder. Und daraus ergaben sich auch Schwindelmethoden wie Quantenmedizin und Protonenresonanztherapie.

Die Frage ist natürlich, wie schlecht das Niveau unserer „Wissenschaft” sein muß, wenn sich solcher Unfug sogar in den Universitäten hält.

Und die nächste Frage, die sich aufdrängt, ist die, wieviel Schwindel da noch in den Universitäten vagabundiert.

Nachtrag: Die FAZ berichtet noch etwas tiefer über den Prozeß, die Verurteilung und den Schwindel – und die Verbindungen zu echten Hochschulen. (Danke für den Link!)