Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Unis zu Fachhochschulen degradieren

Hadmut Danisch
4.5.2012 10:01

Hippler läßt nichts aus, jeden Tag ein Knaller: Laut Financial Times Deutschland will der neue HRK-Präsident Hippler Hochschulen nur noch danach bewerten, wieviel Drittmittel sie reinholen und wieviele Doktoranden sie betreuen. Und danach Unis ab- und Fachhochschulen aufwerten.

Das erklärt dann auch, warum sie Doktorgrade gegen Geld vergeben – wenn sich doch das eine mit dem anderen verbinden läßt.

(Danke für den Link)

8 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
4.5.2012 12:32
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Solange sie das Kriterium “zu hohe Drittmittel” dazu verwenden, die Uni downzugraden, weil die offensichtlich hochgradig korrupt ist, ist das doch in Ordnung. oder habe ich da was falsch verstanden? 🙂


yasar
4.5.2012 12:40
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Apropos Fachhochschulen:

Letze Woche war in der (ehemaligen) Fachhochschule in Karlsruhe (jetzt Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft) eine ausgezeichnete Veranstaltung “Lange Nacht der Mathematik”, die ich mit Junior besucht habe (http://www.hs-karlsruhe.de/LaNaMa). Er (und auch ich) waren begeistert. Sowas habe ich von der Uni Karlsruhe bisher noch nicht mitbekommen. Die könnten sich da eine Scheibe abschneiden.


yasar
4.5.2012 12:44
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Nachtrag: insbesodnere der Vortag von prof. Dürrschnabel (http://www.hs-karlsruhe.de/fileadmin/hska/GOEM/Baum_Studieninteressierte/lanama-2012_prof-duerrschnabel.pdf) zum Thema “Lügen mit Zahlen” (genauer “Objektive Zahlen?”) war sehr interessant, auch wenn die Fakten, die da drin vorkamen mir alle schon bekannt waren.


Steffen
4.5.2012 12:47
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Oh-oh.

Dazu fällt mir spontan die alte Geschichte aus Indien mit den Kobras ein. Angeblich hatte ein lokaler Gouverneur versucht, eine Kobraplage damit in den Griff zu kriegen, indem er Prämien für jede erlegte Kobra ausgeschrieben hatte. Hatte nur den Effekt, daß die Leute angefangen haben, Kobras zu züchten um möglichst viel Prämie einsacken zu können. Als das rauskam, und das Programm deshalb eingestellt wurde, hatten die enttäuschten Kobrazüchter ihre ganzen Kobras in die Wildnis entlassen, und die Kobraplage war schlimmer als vorher.

Ich weiss nicht, wie sehr zur Zeit die Studenten in eine Promotion reingeprügelt werden. Aber wenn Hochschulen in Zukunft unter anderem danach bewertet werden, wieviele Doktoranden sie ‘betreuen’, dann dürfte der hinterhältige Druck auf das Kanonenfutter weiter zunehmen, irgendwelche lausigen Promotions’stellen’ anzunehmen, weil man angeblich “ohne Doktor keinerlei Chance mehr hat”. Während der eigentlich Grund nur der ist, die Statistik der Hochschule entsprechend aufzuhübschen. Ob die ganzen Promotionen irgendwie sinnvoll sind und für die berufliche Zukunft der Promovenden irgendwas bringen, ist uninteressant.


Marcus
5.5.2012 6:14
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Selbst wenn dadurch Wettbewerb entsteht sind davon nur 30 der 300 Unis/FHs betroffen: die welche an der Schwelle zwischen Uni und FH gerankt sind. Fuer alle anderen Hochschulen bedeutet dies nur einen weiteren Anstieg der Buerokratie.

Nebenbei bemerkt ist die Anzahl von Doktoranden ein schlechtes Kriterium. Es ist eher umgekehrt: Je mehr Doktoranden an einem Lehrstuhl arbeiten desto schlechter werden diese betreut und desto schlechter ist der Output (Publikationen) pro Doktorand! Nicht ohne Grund spielt die Anzahl der Doktoranen in keinem internationalen Ranking eine Rolle…

Herr Hipppler macht also genau die Fehler die in Deutschland typisch sind und unter anderem in folgendem Artikel aufgelistet werden:
http://community.zeit.de/user/ausgewandert/beitrag/2011/04/10/mismeasure-german-academic-system-root-problem-our-universities


dasuxullebt
5.5.2012 19:10
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Ich will ja niemandem zu nahe treten, aber normalerweise propagierst du doch eher FH-Informatik auf deinem anderen Blog, also insbesondere stark anwendungsbezogene Forschung.

Ich persönlich finde, FHs und Unis haben beide ihre Berechtigung, und mich nervt es schon lange, dass man an den Unis ständig seine Tätigkeit rechtfertigen muss, weil sie scheinbar wirtschaftlich sinnlos ist.


Hadmut Danisch
5.5.2012 20:27
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@uxul:

Ich hab ja auch gar nichts dagegen, gute FHs aufzuwerten. Ich bin sowieso der Meinung, daß Informatik eher FH-orientiert wäre. Wenn’s nach mir ginge, würde man den bachelor an der FH und erst den Master an der Uni machen.

Was mich daran stört ist, daß wissenschaftliche Qualität jetzt an Drittmitteln und Promtoionszahlen festgemacht werden soll.


Boris Blanck
7.5.2012 17:07
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Ah – na da werden sich die – inzwischen in “University of Applied Science” oder Hochschule umbenannten Fachhochschulen aber mal so richtig freuen wenn sie sich zukünftig wieder als zweitklassige Bildungseinrichtungen auf irgendwelchen Rankingplätzen wiederfinden können.

Hurra Hurra – es lebe der Klassenunterschied und der gute alte Standesdünkel!

1. Liga: Unis mit ihren DFG gesponsorten GKs, SFBs, “Exzellenz-Cluster” und sonstige erklüngelte und erschlichene Drittmittelförderung

2. Liga FHs: dürfen sich – neben ihren ungleich höheren Lehraufkommen – mit Fraunhofer, TUs und anderen anwendungsorientierten F&E-Einrichtungen um Industriemittel kloppen aus den sie dann mit viel Glück etwas Geld für eine Handvoll Doktoranden zusammenkratzen können.

Chapeau!
Es ist schon faszinierend wie dieser Herr Hippler unter dem Deckmantel des “fairen” Wettbewerbs die von ihm bevorzugten alten Strukturen zementieren will.
Hier universitäre Forschungs-“Elite” – dort Fachkräfteausbildung und vielleicht ein ganz klein wenig angewandte Forschung – aber bitteschön nicht zu viel!
Als nächstes kommt bestimmt der Vorschlag, die auf den Fachhochschulen erworbenen Abschlüsse wieder mit dem Zusatz (FH) zu versehen.

Warum können solche Leute nicht einfach in Rente gehen, ihre reichlich ersessene Pension genießen und die Klappe halten anstatt denjenigen mit solch dümmlich-bräsigen Vorschlägen auf die Nerven zu gehen, die letztendlich den Lehr- und Forschungsbetrieb noch halbwegs am Leben halten.

Wenn dies wirklich die Position der HRK sein sollte und dieser Herr deren Spitze darstellt – dann sieht es für die Zukunft des Forschungs- und Bildungsstandortes Deutschland wirklich absolut finster aus.