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Gericht kassiert undurchsichtige Aufnahmekriterien der Uni Duisburg-Essen

Hadmut Danisch
21.7.2012 9:42

Spiegel ONLINE berichtet darüber…

2 Kommentare (RSS-Feed)

quarc
24.7.2012 17:41
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Es wundert mich nicht. Warum sollten die es dort bei der Aufnahme von Studenten anders halten als bei der Auswahl von Personal. Vielleicht wird man das in ferner Zukunft (wenn “Adele” in der Lehrbuchsammlung der Bibliotheken steht) mal als “Maurer-Effekt” bezeichnen: wer annehmen darf, eigene Entscheidungen nicht mehr begünden zu müssen, wird sich irgendwann nicht mehr die Mühe machen, für solche Entscheidungen geeignete Kriterien herauszuarbeiten. Wenn dann, wider Erwarten, doch mal nachgefragt wird und der Nachfrager nicht abgewimmelt werden kann, ist dann die Überraschung groß.


Thomas
26.7.2012 14:55
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Das Problem nicht oder unklar definierter Anforderungen gibt es wohl auch schon länger an Unis. Ich mache gerade meine Diplomabschlussprüfungen. Für die zu lernen ist nach meinem Empfinden eher eine Art Glücksakt, weil kein Schwein sagen kann, was konkret gefordert ist. Nur so halbschwammige Hinweise und “machen Sie mal!”. Mein jetziger Eindruck ist im wesentlichen, dass die Prüfung darin besteht, dem Prüfer wesentlich nach dem Mund zu reden, also eher eine Art Prüfung darauf, wie opportunistisch man vorgehen kann trotz allem, was man vielleicht auch Gegenteiliges oder Ambivalentes bis Kritisches zum jeweiligen Prüfungssubjekt gelernt hat. In diesem Punkt ist Anforderung der Prüfung, zu vergessen, was man vorher gelernt hat, insofern es von der Auffassung des Prüfers abweicht. Und auch in Gesprächen mit anderen Diplomanden höre ich das, dass kaum jemand wirklich verstanden hat, was nun eigentlich erwartet wird und jeder irgendwie ins Blaue hineinlernt.
Da ist es schon fast ironisch, dass in einem Prüfungsnebenfach (Psychologie) der Fall fast umgekehrt ist, da hier ganz klar die Anweisung ist, völlig reflektionslos das aufzuschreiben (inkl. explizitem Verbot, etwas zu kritisieren, das gibt Punktabzug!), was im Springerlehrbuch steht, welches wiederum an Profanität und überflüssigem Geschwätz kaum zu toppen ist. Die Prüfungsfragen für die Diplomprüfung in dem Fach sind dabei zumeist eins zu eins direkt aus Absätzen aus dem Buch übernommen, manchmal wurde Schavan-like nur ein Wort ausgetauscht (zb statt “Beschreiben Sie das Experiment von XXX” steht dann bei der Prüfung “Beschreiben Sie den Versuch von XXX”. Ansonsten aber exakte Kopien).
Das macht das Lernen dafür zwar einfacher, dafür aber total blutarm und (wegen Verbot kritischer Reflektion, d.h. Aneignung) auch ziemlich nutzlos. Man lernt dabei alles so, dass die Inhalte wirklich ausschließlich fürs Beantworten der Prüfung nützen. Man lernt nicht für irgend eine Anwendbarkeit ausserhalb dieser Prüfung und soll das auch gar nicht lernen, offensichtlich. Der Segen aller Nürnberger Trichter…

Mich wundert eigentlich überhaupt, dass man Universitäten noch mit stärkerer Kompetenz verbindet. Wenn ich mein Studium in diesem Punkt des akademischen Komptenzmythos mal resümieren sollte, müsste ich feststellen, dass mir fast nur Beispiele für die Inkompetenz und/oder Mittelmäßigkeit einfallen. Mir fällt vor allem nichts ein, wo ich gesagt hätte: “Wow, da habt ihr aber mal wirklich was zustande gebracht, Leute!!”.
Das (digitale) interne Verwaltungssystem ist davon nur eine Kompenente, aber das funktioniert auch nicht richtig und hat, wenn ich das richtig beobachtet habe, auch eher dazu geführt, dass die Verwaltung jetzt eher mehr als weniger Arbeit hat, da der Verarbeitungsprozess im Grunde nur um die Komponente erweitert wurde, dass alles, was auf Papier stattfindet, auch digital stattfinden soll. Dazu muss aber vom Papier alles ins System getippt werden, was Mehrarbeit im Vgl. zu vorher ist. Dazu kommen dann die fast regelmäßig auftretenden Pannen, die auch Mehrarbeit bedeueten.

Die Digitalisierung der Verwaltungsstrukturen hat, glaube ich, nur als Hype stattgefunden, damit man sich hinterher den “ich bin digital”-Button aufs Revers heften kann. Ansonsten ist daraus kaum mehr Klugheit erwachsen als vorher da war, eher das Gegenteil scheint passiert zu sein. Ist mir bei meiner Diplarbeit zb daran aufgefallen, dass die Bibliotheken einer 34000-Stundeten-Uni für alle nahezu nutzlos werden, wenn der Onlinekatalog ausfällt (für 18 Tage wärhend des laufenden Semesters!!), weil es kein Papierkarteien mehr gibt und man folglich bei Ausfall des Onlinekatalogs kein Buch mehr effektiv suchen kann, in keiner der verschieden katalogisierenden Bibs. Dass das Ding mal ausfallen könnte oder wegen Reperatur offline gehen muss, ist offenbar nicht antizipierbar gewesen für die Konstrukteure der Maschine. An sowas scheitert es schon bei diesen Strukturen…würde mich nicht wundern, wenn manche Unis nicht mal ein sicheres Backup ihrer digitalen Datenbanken haben (oder in eine Cloud schieben :))