Nur Politiker und Astrologen schlechter
angesehen als die Universitäts-Ökonomen. Schreibt die TAZ.
Deshalb fordern StudentInnen (mit Erektion im i) aus zehn kritischen Hochschulgruppen in einem offenen Brief die Neugestaltung der Volkswirtschaftslehre.
Womit sie Recht zu haben scheinen, denn dass die Ökonomie ein großer Haufen Schwachsinn aus frei erfundenen Theorien sei, die von jedem Affengeklimper auf der Tastatur überholt würden, wurde mir schon oft berichtet – auch von Ökonomen. Da scheinen irgendwelche Professoren einfach ihre Hirngespinste auszuleben und die Schuld an der Divergenz zwischen Theorie und Realität der Realität zuzuschieben – falls sie die Divergenz überhaupt wahrnehmen.
Gut dass da mal jemand den Schnabel aufmacht und Kritik übt.
Nur bei der TAZ sollte man die Formulierung „kritische Hochschulgruppen” vermeiden. Das hört sich an, als würden sie gleich explodieren oder vor dem Warp-Kern-Bruch stehen.
(Danke für den Link)
6 Kommentare (RSS-Feed)
Es ist teilweise erschreckend, wieviele der Theorien der VWL richtig sind und sich in der Realität auch beobachten lassen.^1 Es hört halt da auf, wo gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge im Hinblick auf seltene bzw. nicht bekannte Ereignisse wie die momentane Finanz-/Währungskrise erklärt werden sollen. Deswegen jetzt die gesamte deutsche VWL über einen Kamm zu scheren ist aber dennoch zu kurzsichtig.
1. Im Zweifelsfall empfehle ich “The Undercover Economist” von Tim Harford zu lesen…
Gegenüber den Physikern haben Ökonomen einen gewaltigen Vorteil:
Physiker entdecken Naturgesetze, Ökonomen schreiben sie.
Sehr gut. Wenn die Realität nicht meinen “Theorien” entspricht – umso schlimmer für die Realität!
Das scheint mir in der Tat das Motto unserer Universitäts-“Ökonomen” zu sein.
“Geisteswissenschaftler” sind sie erst recht nicht – dafür hapert es schon an der ersten Silbe…
Die Ökonomie – selbst wenn man sie ernsthaft betreiben will – hat ein großes Problem: Sie beeinflusst das zu beschreibende System durch die Beschreibung selbst.
Fangen wir auf der sprichwörtlichen grünen Wiese an und nehmen ein beliebiges Wirtschaftssystem. Wir wollen herausfinden, wie es auf verschiedene Einflüsse reagiert und beobachten es. Daraus erstellen wir einige Thesen. Nun sollten wir durch weitere Beobachtung in diesem oder anderen Systemen die Thesen verifizieren können. Allerdings verändert sich das Verhalten der Marktteilnehmer, da sie ebenfalls auf diese oder ähnliche Thesen gekommen sind und sich natürlich anders verhalten, weil sie ihren persönlichen Vorteil vergrößern wollen.
Das heißt in Runde zwei hat man schon wieder ein verändertes Wirtschaftssystem. Jede Erkenntnis wird von einem der Teilnehmer zu einer Veränderung des Systems verwendet. Prognosen über einen längeren Zeitraum sind unmöglich, weil sie den Erfindungsreichtum der Menschen nicht berücksichtigen können, die immer versuchen, Beschränkungen zu umgehen.
Aus dem offenen Brief:
“Die Volkswirtschaftslehre ist eine Sozialwissenschaft und muss [..] vielfältige theoretische Ansätze beherbergen. Vielversprechende, aber derzeit weitestgehend vernachlässigte Ansätze sind beispielsweise: Alte Institutionenökonomik, Evolutorische Ökonomik, Feministische Ökonomik, Glücksforschung, Marxistische Ökonomik, Ökologische Ökonomik, Postkeynesianismus und Postwachstumsökonomik.”
Für mich klingt das ein wenig nach: hey, hören wir auf der FDP ideologisch zuzuarbeiten und halten uns stattdessen an Grüne und Linke. Ideologie bleibt aber Ideologie.
Ich lese zur Zeit die Ökonomen der Österreicher Schule. Hayek, Mieses, Roland Baader… Das scheinen die einzigen mit Vernunft zu sein.
Carsten
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haha, Kinder
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