Die Dissertation von Annette Schavan
Dauerhafte Leser meines Blogs wissen ja, wie sehr ich Annette Schavan ins Herz geschlossen habe. Und wieviel Wissenschaftlichkeit ich ihr zutraue.
Anscheinend wird es jetzt eng für ihre Dissertation: Siehe schavanplag, SPIEGEL, WELT.
Schavan sagt, dass sie ihre Dissertation nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt habe.
Dass es nach ihrem besten Wissen war, würde ich ihr sogar glauben. Denn wer würde schon abschreiben, wenn er es besser wüsste und es selbst schreiben könnte?
12 Kommentare (RSS-Feed)
Ja, das scheint so zu sein, dass geisteswissenschaftliche Dissertationen im wesentlichen nur ein Aufschwafeln alter Inhalte ist.
Gute Beobachtung, die Sie da in Ihrem letzten Satz machen. Wer würde schon abschreiben, wenn er selber was wüßte? So isses.
Daß dagegen “geisteswissenschaftliche Dissertationen […] nur ein Aufschwafeln alter Inhalte” sein sollen, würde ich nicht behaupten.
Aber ich kenne ja Ihren nahezu obsessiven Furor gegen alles Geistes-, gar (Gottseibeiuns!) Sozialwissenschaftliche. 😉
Schaut euch mal ihren Lebenslauf genauer an!
Mehr muss ich dazu nicht sagen. Ihr werdet es schon merkeln.
Interessant ist, daß es bei Annette Schaven anscheinend um “alles oder nichts” geht, weil die nach einem SWR3-Bericht dann gar keine Uni-Abschluß hätte, wenn Ihre Diss Ihr aberkannt wird.
Bauernopfer.
Verschleierung.
Wenn die Essenz der Arbeit tatsächlich im Wiedergeben von alten Schinken besteht, muss man sich tatsächlich auf so ‘ne Erbsenzählerei beschränken. Sowas armes.
Wikipedia sagt:
(…) absolvierte Annette Schavan ein Studium der Erziehungswissenschaft (…) an den Universitäten Bonn und Düsseldorf, das sie im Jahre 1980 mit der Promotion (…) ohne Diplom- oder Magisterprüfung beendete.
Üblich?
Verstehe ich vorne und hinten nicht.
Normalerweise muss man für eine Promotion ein Diplom/Magister/Master nachweisen, um überhaupt zugelassen zu werden.
Scheinen ja seltsame Sitten dort zu sein.
Nee, Herr Danisch. Da gab’s tief in alten Bundesrepublik eine ganze Reihe Unis, deren Studienordnung die Promotion als Erstabschluß erlaubte.
Das galt etwa für Helmut Kohl, der sein Studium auch “nur” mit einer Diss. abschloß. Und für jede Menge andere auch.
So kamen dann die aus heutiger Sicht so wahnsinnig schnellen Karrieren zustande: Diss. mit 25, Habil. mit 28, Professur mit 30.
Klingt “hochbegabt”, ist aber keine so große Kunst mehr, wenn einem vorher das Examen/der Magister/whatever erspart bleibt. (Und, wie in den 70ern, x neue Hochschulen mit den schönsten Pöstchen entstehen.)
PS.: Lustig, daß genau diese Generation den heutigen Studenten nicht mal mehr den Master ohne weiteres zugestehen will. 😉
Übrigens ist mir durch das Verhalten der Frau Schavan aufgefallen, daß in letzter zeit offenischtlich die Redewendung “Dissertation verteidigen” eine ganz neue Bedeutung gewonnen hat. 🙂
PS: Übrigens sagte uns in den frühen 80ern Beth irgendwann mal, daß nicht das Diplom, sondern die Promotion eigentlich der Regelstudienabschluß war, es es auch immer noch sein sollte. Das mit dem diplom wäre nur eine Schnapsidee gewesen um “Kanonenfutter” zu produzieren (Zumindest sinngemaäß iirc).
Das Studium direkt mit der Promotion abzuschließen nennt sich “grundständige Promotion” und war zumindest in meiner Prüfungsordnung (Studienbeginn 1999) noch möglich (Uni Heidelberg). Ich wollte es eigentlich machen und habe ich dafür auch angemeldet; ich weiß nicht mehr wie und wer, aber man hat es mir dann ausgeredet. Ist vielleicht nur für “besondere Eliten” vorgesehen ;-).
Die Promotion als erster Studienabschluss war an meiner alten Uni auch noch bekannt, wenn auch zu meiner Studienzeit in den 80ern nicht mehr aktuell. Diplom und Magister sind als erste Abschlüsse noch gar nicht so alt. Für diese grundständigen Promotionen war seinerzeit neben der Verteidigung der Dissertation auch eine weitere Prüfung erforderlich, mit der überhaupt erst das absolvierte Studium nachgewiesen wurde. Das war nämlich, zumindest bis vor wenigen Jahren, das einzige harte Kriterium bei Stellenausschreibungen im universitären Bereich.
Beim Reinstöbern in den Ergebnissen von schavanplag ist mir besonders aufgefallen, dass es sich fast auschließlich ums falsche/fehlende Zitieren und Quellenangaben handelt (Tut es wirklich so dolle weh, eine Fußnote zu schreiben: “Sinngemäß aus X1 (S.y2), X2 (S.y2), …” zu schreiben). Ich schreibe mir solche Fußnoten selbst wenn es nur für die Arbeit (Nix Wissenschaft) ist, weil wenn es um das Detail einer Aussage, Dritte eine Möglichkeit haben, die Hintergründe der Aussage besser zu verstehen. Fußnoten, Quellenangaben, Erläuterungen, Exkurse, usw. tun nicht weh.
Aber zurück zu der Dissertation. Geisten”wissenschaften” sind ja nicht so mein Ding. Aber kann es sein, dass eine geistes”wissenschaftliche” Diss nur aus einem riesengroßen Literature Review plus Zusammenfassung besteht? Wo das methodische Vorgehen versteckt ist, erschließt sich mir nicht ganz.