Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Peer Review von Autor gefälscht?

Hadmut Danisch
10.11.2012 19:00

Laut Scienceblogs schon wieder bei Elsevier.

Elsevier ist ja nicht nur der bekanntlich teuerste und unverschämteste Verlag, bei dem man die wenigen „begehrten” Journale nur im Bundle mit viel Müll bekommt, sondern auch einer der berüchtigsten, da gab es ja schon ganze Fakejournale usw. Bei Elsevier fragt man sich dann wirklich, ob es überhaupt noch einen Unterschied zwischen Wissenschaftsverlag und Kriminalität gibt.

Und nun kommt da eben so ein Ding hoch, wonach ein Autor das Peer Review Gutachten über eine Arbeit gefälscht und im Namen eines bekannten Wissenschaftlers, aber ohne dessen Wissen eingereicht haben soll, um einen guten Peer Review vorzugaukeln.

Wieder mal ein Punkt der zeigt, dass die einzige Qualitätsinstanz die die Wissenschafte behauptet und akzeptieren will, der Peer Review, nichts taugt.

Wobei solche Effekte nicht neu sind. Ein Professor hat mir mal von einem Fall berichtet, in dem der Zweitgutachter keinen Bock hatte und den Doktoranden aufgefordert hat, das Zweitgutachten selbst zu schreiben, er unterschreibt es dann einfach. Der Doktorand fand seine Dissertation übrigens ziemlich gut und so fiel auch sein Eigengutachten aus.

Und die ganze Geheimhalterei bei der DFG bringt es ja auch mit sich, dass bei denen häufig Gutachter und Antragsteller identisch oder zumindest eng verbunden sind.

Jennifer Seberry hat mir mal erzählt, dass man sie mal ohne ihr Wissen als Coautorin auf irgendein lausiges Paper mit draufgeschrieben hat, um durch einen bekannten Namen leichter durch’s Peer Review zu kommen. Mein eigener „Doktorvater” behauptete immer, dass er auf alle Papers als Autor mit draufmüsste, weil sie nur durch den Peer Review gingen, wenn ein Professor mit draufsteht. Ich hab mal auf einer Konferenz in der Diskussion zu einem Vortrag ein offenkundig fehlerhaftes Protokoll auseinandergenommen, bei dem Ron Rivest als Autor mit draufstand. In der Pause meinte er, dass ich Recht hätte, er aber damit eigentlich nichts zu tun hat, sondern nur drauf stünde, um dem jungen Kollegen den Weg durch den Peer Review zu ebnen.

Insofern sind gefälschte Gutachten auch nicht schlechter als die echten. Was soll’s also?

Es hat ja auch noch niemand geklärt, ob plagiierte Dissertationen überhaupt schlechter (oder gar besser) als selbstgeschriebene sind. Alles schreit wegen Plagiaten, aber nach Qualität fragt keiner. Alles nur Gesellschaftstänze.

3 Kommentare (RSS-Feed)

Frank
11.11.2012 21:30
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Könnten Sie kurze Hinweise geben, wo Infos zu diesen “Fakejournalen” zu finden sind?

LG
Frank


Hadmut Danisch
11.11.2012 21:37
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Hier schon mehrfach gebloggt. Einfach in der Suchfunktion des Blogs Elsevier eingeben und in den Ergebnissen etwas nach unten scrollen bzw. auf „Ältere Einträge” klicken.


Pans Schwagen
24.11.2012 17:48
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Was ist daran neu?

Ein lukratives Geschäft, das auch Springer macht…ein Weg um internen Workshop-Schrott und Artikel, die sonst nirgendwo publiziert werden können, zu “veröffentlichen”.

Wissenschaft? Industrie und Geldanwerbmaschinerie würde besser passen. Die Wissenschaft in Deutschland hat das Niveau von Kaffeefahrten. Doktoranden sind die neuen Rentner die von den Unis und Ihren Doktorvätern gemolken werden (Arbeitssklaven für lau oder für miserable Stipendien ohne soziale Absicherung).