Neue Art von Prüfungs-Betrug
Auf Telepolis ist ein Artikel über den Einsatz von Drogen und anderen Wirkstoffen in Lern- und Prüfungsbereich erschienen.
Zu meiner Zeit haben sich zwar auch einige vor den Prüfungen mit Kaffee und Zigaretten gewaltsam wach und am Lernen gehalten, aber eigentlich habe ich damals im Studium eigentlich keinen Drogenkonsum beobachtet. Lag wohl auch daran, daß ich an einer drögen technischen Universität war. Vorher, bei der Bundeswehr, war ich in einer Spezialeinheit, die häufig zusammen mit der US-Armee trainiert hat. Die hatten damals alle ihre kleinen schwarzen Pillen dabei. Ging es an Leistungsmärsche, haben die sich die eingeworfen, und dann war der letzte Befehl für Stunden gespeichert. Marschieren. „Sir, Yes, Sir.” Los geht’s. Vermutlich Speed, Amphetamine.
Im Studium habe ich eine Menge Leute erlebt, die ziemlich gesoffen haben. Aber nach der Prüfung.
Ich weiß aber auch, daß nach meiner Studienzeit – wie eigentlich alle paar Jahre – eine andere Generation kam, eine andere Mentalität. Weniger Krawall, weniger Revoluzzer, weniger Querdenker, weniger Öko-Latzhosen-Fuzzy, friedlicher, opportunistischer, stromlinienförmiger. Mehr Mode, mehr Lifestyle. Und wir mir manchmal so erzählt wurde, auch eher bereit irgendwelchen Lifestyle-Kram einzuwerfen. Ob andere das auch so sehen, weiß ich nicht. Von amerikanischen Unis habe ich gelesen, daß deren Studis ziemliche Gesundheitsprobleme haben, weil die Frauen sich reihenweise vom Schönheitschirurgen zurechtschnippeln lassen und die Männer sich muskelaufbauendes Zeug eingeworfen haben, weil sie alle aussehen wollten wie Barbie und Ken. Angeblich gibt es da eine ganze Akademikergeneration mit kaputten Lebern und Nieren.
Derweil nimmt in Deutschland der Prüfungsstreß zu. Bachelor und Master erhöhen den Leistungsdruck, und in der Wirtschaft wird immer mehr auf Noten geguckt. Gleichzeitig nimmt in der ganzen Gesellschaft die Ehrlichkeit ab, der Forschungsbetrug nimmt zu. Und es ist schon verblüffend, wieviele Leute rauchen, was ja auch ein jeder Vernunft widersprechender Umgang mit der eigenen Gesundheit ist.
Insofern könnte ich mir durchaus vorstellen, daß der ein oder andere sich vor der Prüfung irgendwas einwirft. Ob es dann mehr als einen Placebo-Effekt bringt, sei dahingestellt. Wie man darauf reagiert, ist eine andere Frage.
Bisher ist mir kein Fall, insbesondere kein Prüfungsrechtsfall bekannt, in dem es um Drogeneinnahme des Prüflings ging. (Mehr oder weniger angetrunkene Prüfer soll es schon öfters gegeben haben.) Mal sehen, wann es zu einem Fall kommt, der bekannt wird. Und ob tatsächlich irgendwann Urin-Proben fällig sind.
4 Kommentare (RSS-Feed)
Da wäre ich mir momentan nicht sicher. Einerseits ist mir kein direktes Verbot bekannt. Andererseits gilt im Prüfungsrecht der Grundsatz der Chancengleichheit und der Pflicht der Prüfungsbehörde, da einzuschreiten. Man könnte den Standpunkt vertreten, daß man jemanden, der sich irgendwas eingeworfen hat, nicht wirksam prüfen kann, weil das kein Bild der tatsächlichen Fähigkeiten gibt, und darauf kommt es an.
Schwierig. Außerdem sind manche Unis gerade wie die Wahnsinnigen dahinter, Plagiate drakonisch zu bestrafen (nur bei Studies versteht sich, nicht bei Professoren). Da könnten die auch mal auf die Idee kommen, zusätzliche Tests usw. zu verlangen. Das muß man beobachten, ob sich da was entwickelt und wie.
Der systematische Betrug bei Prüfungen ist bedauerlicherweise auch heute noch eine in Deutschland weit verbreitete Tatsache. Diese unsägliche Handlungsweise ist eine zentrale Strategie der Nazis und wird als Gleichschaltungsmaßnahme speziell dazu eingesetzt, geistig minderbemittelte Krüppel der Herrenrasse gegen die überlegende Intelligenz der Untermenschen durch zu setzen und gesellschaftlich in die Führungsschicht zu heben. Wenn man bedenkt, dass heute die akademische Führungsschicht, ja sogar die gesamte deutsche Intelligenzija, von diesen “Herrenmenschen aus der Mogelpackung” abstammt, dann ist es selbstverständlich und logisch, dass sie ihre Erbhöfe weiterhin durch die systematische Gleichschaltung in Prüfungen weitervererben. In Ländern mit einem demokratischen Leumund werden Prüfungen in der Regel anonymisiert. Nur wer in Deutschland von regelmäßig anonymisierten Prüfungen berichten könnte, dürfte hier auch widersprechen. Die Einnahme von Speed für eine Prüfung ist und bleibt daher völlig irrelevant. Die gesellschaftlichen Positionen werden in Deutschland ohnehin nicht nach Leistung zugewiesen.
Flayte Atorrante
Um ganz ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, was ich von diesem Kommentar halten soll.
Die Formulierungsweise stößt mich ab, und diese Nazi-Vergleiche mag ich gar nicht, weil ich die schon viel zu oft (sogar in der IT-Sicherheit) gehört habe und darin immer so eine (von der Nazi-Thematik eigentlich völlig unabhängige) Joker-Karten-Argumentation liegt. Es kommt bei uns leider so in Mode, nicht mehr sachlich-inhaltlich zu argumentieren, sondern unter Gebrauch von solchen magischen Buzzwords, gegen die keiner angehen kann, zu argumentieren. Viele versuchen, die eigene Meinung irgendwie mit dem gesellschaftlich zwangsweise positiv besetzten und die gegnerische Mienung mit dem gesellschaftlich zwangsweise negativ besetzen zu verbinden, also die political correctness aus Vehikel zu benutzen. Zu solchen Vehikeln gehören Nazis, Kinderpornographie, Frauendiskriminierung usw. Und dann gibt es auch noch die Ewig-Gestrigen, bei denen auch heute noch alles, was in Deutschland passiert, auf die Nazis zurückgehen muß, als würden wir noch im Jahr 1947 feststecken. Das halte ich für Quatsch. Deutschland hatte inzwischen viel, viel Zeit, um viel, viel frischen Blödsinn zu treiben, der damit gar nichts zu tun hat.
So wirkt auch dieser Artikel auf mich, zumal ich dem kaum substanzielle Aussagen, aber eine ideologisch getriebene Wortwahl und Formulierungsweise entnehme, die ich überhaupt nicht gutheißen kann.
Daß ich den Kommtar trotzdem zulasse, hat zwei Gründe:
Zwar nicht unser Prüfungsrecht, so doch aber die faktische Auffassung der Universitäten von der Promotion als Würde und an einigen Stellen sogar noch unsere Gesetze wurzeln sehr wohl auf Nazi-Recht und Nazi-Ideologie (siehe Anhang zur Unwürdigkeit in Adele und die Fledermaus). So ganz unrichtig ist das nicht, was der Kommentator da schreibt.
Und richtig ist auch, daß gesellschaftliche Positionen in Deutschland kaum etwas mit Leistung und sehr viel mit Verwandtschaft, Adelsständen und Vererbung zu tun haben. Man muß nur in die aktuelle Besetzung unserer Ministerposten, in die Vorstandsetagen und die Richterstellen am Bundesgerichtshof schauen. Den Grund dafür sehe ich aber überhaupt nicht in Nazi-Denke, sondern in banaler und in deutschland grassierender Korruption (einschließlich der Vetternwirtschaft und der Manipulation von Prüfungen, Ausschreibungen, Berufungen und Leistungsbewertungen).
Der Kommentator sieht hier zwar die aktuelle Situation richtig, das aber auf die Nazis zurückzuführen, halte ich aber für grundlegend falsch. Die Nazis haben sich der Adelsfamilien, der Erbfolgen und der Korruption bedient, aber sie haben sie nicht erfunden, die gab es vorher schon. Zwar haben dadurch viele dieser Erbfolgen ihren Ursprung in der Nazi-Zeit genommen, aber eine Korrelation ist noch lange keine Kausalität.
Ich bitte aber darum, künftige Kommentare dieser ideologisch verdübelten Wortwahl zu entkleiden und Argumentationen so zu formulieren, daß man (zumindest ich als der, der für die Inhalte in diesem Blog verantwortlich ist oder dafür gemacht wird) sie verstehen und nachvollziehen kann. Und das fällt mir bei diesem Kommentar sehr schwer.
Ist es denn verboten vor der Prüfung etwas einzunehmen? Derart verboten, daß die Prüfung dadurch ungültig wird?
Ein Problem beim Doping im Sport ist, daß es von politischer Seite kaum Initiativen gibt; so gibt es keine Straftat “Sportbetrug”, und wenn es keine Straftat gibt, dann sind natürlich auch die Ermittlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt (Hausdurchsuchung? Mit welchem Recht?).
Wenn man Substanzen einwirft, die unter das BtmG fallen, kann man wohl verhaftet werden, aber wird die Prüfung ungültig?
Operationen nehmen jetzt übrigens auch bei Männern zu: Man kann sich Silikon-Six-Packs implantieren lassen – ein schöner Trend, denn als Übergewichtiger stelle ich jetzt alle Adonisse unter Generalverdacht. 🙂