To stop funding “pointless” university research…
Das ist der Beweis, daß ein Mehr an Geld nicht die Wissenschaft verbessert, wie man in Baden-Württemberg fälschlich behauptet.
Heute mittag lese ich noch, daß Großbritannien so gut wie pleite ist.
Nun zeigt sich schon, welchen gesunden Einfluß das auf die Wissenschaft hat (von einem Leser bei Fefe gefunden):
Der Guardian schreibt, daß man sich dort künftig überlegen will, welche Forschung man fördert:
The government is to stop funding “pointless” university research, forcing academics to prove that their academic inquiry has some relevance to the real world, funding chiefs will announce today.
Universities will have to show that their research influences the economy, public policy or society in order to secure the biggest research grants, the government’s funding body for higher education said. […]
It comes as the government exerts extra pressure on universities to focus on work that has demonstrable economic benefits. It also follows criticisms of some academic work ranging from the gender politics of Tarzan and Jane to surf science and “David Beckham studies”.
Wow. Das hört sich doch so richtig gesund an. Die Briten haben das Wissenschaftsproblem erkannt. Bei uns gibt es fiktive Fachgebiete, die allein deshalb existieren, weil dazu Professoren existieren und umgekehrt, wie die Frühneuzeitwissenschaft. Und unsere Bundesregierung schmeißt der DFG jedes Jahr blindlinks Milliarden Euro hinterher, die die nach völlig undurchsichtigen Geheimverfahren weiterverteilt. Das muß dringend geändert werden.
Nur der britische Lösungsansatz ist blöd, weil hochgradig korruptionsanfällig:
The plans include a U-turn on an earlier suggestion that the ancient system of peer review – whereby panels of professors rate standards of research – be scrapped in favour of more quantifiable measures, such as the number of citations of papers by other academics and the value of research contracts.
Das heißt, daß die Zitierkartelle und die Vetternwirtschaft jetzt förmlich erzwungen werden.
Seitenhieb 1: Jetzt denken wir alle mal feste drüber nach, welche Wirkung Geld nach dem Gießkannenprinzip wie bei der Exzellenzinitiative oder von der Hector-Stiftung auf die Wissenschaft haben könnte.
Seitenhieb 2: Endlich spricht’s mal jemand aus. Hoffentlich wird der Terminus „pointless university research” zur festen Redewendung. Sicherlich ist nicht jede gute und wichtige Forschung sofort wirtschaftsrelevant. Das drängende Hauptproblem ist aber, daß wir in der Universität unglaublich unfähige und nutzlose Leute mit teuer Geld dafür alimentieren, daß sie lebenslang verbeamtet und unkündbar in der Nase bohren und in der Welt herumfliegen. Da gebe ich den Briten völlig recht. Das meiste, was an den Unis läuft, ist nutzlos und schmarotzerhaft, die Wissenschaft wuchert unkontrolliert. Wissenschaft hat gar nichts mehr mit Wissen zu tun. Wissenschaft ist, wo es Geld gibt. Damit können wir weitermachen, wenn wir wieder zuviel Geld haben.
Seitenhieb 3: Großbritannien könnte auf einen Schlag alle Schulden loswerden. Sie müßten nur ihre Überwachungskameras alle auf eBay verkloppen.
Seitenhieb 4: Wenn man sich die Pleite-Tendenz Großbritanniens ansieht, fragt man sich, was Terroristen schon für eine Bedrohung sein sollen im Vergleich zur britischen Regierung. Die Überwachungskameras und erdrückende Polizeipräsenz sind in der U-Bahn an der falschen Stelle eingesetzt.
9 Kommentare (RSS-Feed)
Ich habe nicht gesagt, daß man nur lohnende Forschung will.
Aber ich halte es für richtig, daß man dann, wenn das Geld so knapp ist, besser dran ist, wenn man sich auf lohnende Forschung konzentriert, als das Forschungsgeld für Forschung zu verplempern, die mit viel nutzlosem Zeug durchsetzt ist. Man muß in einer Krise auch mal in der Lage sein, sich auf das aktuell wichtige zu konzentrieren. Es ist nun einmal so, daß sich im Hochschulbereich unheimlich viele Leute festgesetzt haben, die sich aushalten lassen. Und das schadet allen. Das muß man auch mal beenden können, sonst findet das ja nie ein Ende.
Warum nicht gleich “Forschung nur, was für den gesunden Volkskörper gut ist”? Das verfassungswidrige Gelaber geht mir echt auf den Geist. Forschung und Wissenschaft sind frei, basta. http://bundesrecht.juris.de/gg/art_5.html
So, ich arbeite in der Grundlagenforschung. Da geht es erstmal grundlegend um das Verständnis – und das könnte sehr wohl in einem anderen Bereich weiterhelfen – der Krebsforschung. Aber das weiss halt vorher niemand. Ist das nun nutzlos?
@Andreas:
Ganz typisches Wissenschaftler-Geschwafel, wie ich es von der Uni nicht (oder nur kaum) anders kenne. Leute, die anscheinend noch nie die Nase in einen Verfassungsrechtskommentar gesteckt, sich mit der Rechtsprechung befaßt oder begriffen haben, was die Wissenschaftsfreiheit eigentlich ist und was nicht, glauben und behaupten, sie müßten nur das magische Wort “Wissenschaftsfreiheit” sagen und schon müßte der Steuerzahler jeden Schwachsinn, jedes Spielzeug, jede Weltreise, jede Verbeamtung auf Lebenszeit samt Pension, jeden zum Professor berufenen Torfkopf, jedne Wissenschaftsschwindel, die ganze Korruption und Hochstapelei und sonst noch jeden Mißbrauch bezahlen.
Man muß nur “Wissenschaftsfreiheit” sagen und schon kann man sich auf Lebenszeit dafür bezahlen lassen, daß man tut und läßt, was man will.
Leute wie Du sind es, die die Wissenschaft so in Mißkredit gebracht haben. Und Leute wie Du sind es, weshalb es mich so ankotzt, daß ich dafür Steuern zahlen muß.
Übrigens kann mein Gelaber nicht verfassungswidrig sein, denn ich gehöre keiner der drei Staatsgewalten an und bin deshalb nicht Grundrechtsverpflichteter.
@Michael: Erstens ist Krebsforschung ein Gebiet, von dem man weiß, daß es was bringt. Medizinwesen bringt Geld, und die Heilung von Menschen ist ein volkswirtschaftlicher Vorteil. Damit gehört Krebsforschung zu den besten und nützlichsten Teilen der Wissenschaft. Da kommen echte Ergebnisse raus. Viele andere Bereiche sind aber völlig substanz-, wissenschafts-, nutzlos. Es gibt viele reine Laberfächer, die keinen erkennbaren Nutzen haben und nur den Selbstzweck erfüllen.
Du mußt das auch mal so sehen: Alle die, die sich in der Wissenschaftswelt parasitär durchfressen nehmen anderen Wissenschaftlern, wie beispielsweise der Krebsforschung, das Geld weg.
Und so nebenbei bemerkt: Ich war zwar nie Mediziner und habe von Medizin keine Ahnung. Aber ich habe einiges an IT-Sicherheit im Medizinbereich gemacht, auch in Bereichen mit Krebsforschung. So schön die Krebsforschung auch sein mag, da gibts auch Leute, die überflüssig und nutzlos wie ein Geschwür sind und sich vom gesunden Gewebe ernähren lassen.
Es kann einfach nicht angehen, daß die Wissenschaft zum grenzenlosen Mißbrauchs- und Selbstbedienungsspielplatz gerät. Und das kann jemand wie Du eigentlich auch nicht wollen.
@Hadmut: Nein, man weiss es eben nicht. Prinzipiell ist das Ziel zwar gut und richtig, aber du weisst in der Grundlagenforschung nie, ob du jemals was interessantes finden wirst. Viele Wege, die zunächst interessant aussehen, erweisen sich später als Sackgassen. Und davon gibts verdammt viele.
Das ist doch in Ordnung, deshalb nennt man es ja Forschen.
Es gibt aber so verdammt viele Leute und Fachbereiche, die nichts forschen, die nichts suchen, die nichts tun, die nichts hervorbringen, die nur die Beamtenstelle und den Professorentitel ausnutzen, sich fettfressen, plagiieren, fälschen, oder gar nichts tun, und sich lebenslang aushalten lassen.
Ich kann einfach nicht verstehen, wieso in Deutschland Leute aufgrund absolut lausiger, korrupter und rechtswidriger Berufungsverfahren so per Fingerschnipp aus Lebenszeit fett alimentiert werden.
Ich habe da Probleme mit manchen Bereichen der Geisteswissenschaften. Bei manchen habe ich den Eindruck, daß es da überhaupt keine Forschung, kein Suchen, kein Finden, kein Ergebnis gibt, sondern nur zirkuläres, in sich geschlossenes Dampfschwätzen in unverständlicher Weise.
Ich komme aus der Informatik. Da gibt es unglaublich viele unglaublich unfähige Leute, die selbst nie Informatik studiert haben, die nichts forschen, die nichts machen, die nichts können, die sich einfach selbst für kompetent erklären und von heute auf morgen ihr Fachgebiet wechseln, immer mit dem Geld ziehen.
Das hat doch nichts mit Forschung und Wissenschaft zu tun.
Das ist ein großes, schreckliches, fettes, verfaultes Bereicherungs- und Korruptionssystem.
Ich bin dennoch skeptisch, ob die in dem von Dir zitierten Text
beschriebene Strategie sinnvoll ist. Es wird doch bloß den Trend
verstärken, dass man (wider besseres Wissen) gesellschaftliche
Relevanz oder direkte Anwendbarkeit behaupteten muss, um
Grundlagenforschung finanzieren zu können.
Letztlich werden unter diesen Bedingungen genau die Blender und
Marktschreier bevorzugt, mit der Folge, dass auch die Universitäten
bei Bewerbern mehr auf die Marketingfähigkeiten als auf die
Forschungs- oder Lehrbefähigung schauen.
Das kann ja wohl nicht der Sinn der Übung sein.
Darüber hinaus glaube ich auch nicht, dass derlei Sparmaßnahmen
wirklich die “Geldfächer” wie z.B. Medizin oder Informatik treffen,
denn die können unter Druck meist sehr “erfolgreich” Versprechungen
produzieren und sind auch eher in der Lage, private Finanzierungsquellen
abzugreifen. In erster Linie werden vergleichsweise billige Fächer
unter dem Rückzug staatlicher Finanzierung leiden.
Wenn man nur lohnende Forschung will, dann kann man die auch gleich den Firmen überlassen. Wenn es sich lohnt, dann forschen die ohne daß man sie groß drum bitten müßte.