Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Der Doktor-Schwindel seiner Majestät

Hadmut Danisch
22.10.2009 19:12

Ein historischer Fall von Promotionsbetrug und Wissenschaftskorruption.

Auf Academics.de, einem Ableger der ZEIT, hat der Autor Lothar Machtan, übrigens selbst Professor, mit spitzer Feder und feiner Ironie beschrieben, wie Prinz August Wilhelm von Preußen, Sohn Kaiser Wilhelm II., zu seinem Doktorgrad kam, obwohl er geistig keine Leuchte und wissenschaftlich ziemlich unbegabt war. Man hat das eben durchgedrückt und die Professoren zum Schweigen und Mitspielen gebracht, indem man ihnen reihum Orden umgehängt hat.

Was mich übrigens wieder mal auf einen interessanten Zusammenhang bringt, denn auch heute muß man sich noch wundern, warum immer wieder Professoren ohne erkennbaren oder ohne nachprüf-festen Grund mit dem Bundesverdienstkreuz behängt werden. In historischer Fortsetzung könnte man es als das Dankeschön dafür betrachten, daß man Politikern und anderen hoch vernetzten Tieren unbproblematisch den Doktor verpaßt hat.

Jedenfalls findet sich in dem Artikel ein Abschnitt, den ich für besonders bemerkenswert erachte, und in dem der Autor in seiner Beschreibung des historischen Falles ziemlich deutliche Kritik am heutigen Zustand der Wissenschaft äußert, in dem das Geld die Rolle des damaligen Kaisers eingenommen hat:

Bei den Kommilitonen des Prinzen an der Straßburger Universität sorgte die Sonderbehandlung für Gesprächsstoff. »Wir alle, die wir damals uns als Durchschnittsmenschen durch die Examina schlugen «, berichtete einer später, »waren durch diese Courtoisiepromotion tief verstimmt.« Es blieb bei der geballten Faust in der Tasche. Einem Kaisersohn wollte niemand auf die Füße treten. Wenn aber selbst Professoren von Weltruf damals keine Skrupel hatten, sich auf Schiebereien wie diese einzulassen, so verweist das auf einen ungleich größeren Mangel an moralischen Qualitäten, ja an bürgerlichem Selbstvertrauen, was die sonst stets so hochgehaltenen Bildungsideale anlangt. »Suprema lex regis voluntas!« (Oberstes Gesetz sei der Wille des Herrschers), hatte Kaiser Wilhelm II. 1891 in das Goldene Buch Münchens geschrieben. Heutzutage regiert das Geld die Welt: Suprema lex pecuniae voluntas? Nein, nein ? die Geschichte wiederholt sich nicht; und wenn, dann nur als Karikatur.

Suprema lex pecuniae voluntas. Der ist gut. Den muß ich mir merken. Das wäre so ein Spruch für das Wappen oder für über den Torbogen deutscher Universitäten.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

quarc
24.10.2009 19:27
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Die folgende Passage fand ich auch mit Blick auf Deine aktuelle
Suche nach seltsamen Promotionen interessant:

| Das königliche Haus wollte sich nicht mit einem Dr. h. c. zufriedengeben
| […] Das Ministerium schlug die Promotion zum Doktor der
| Staatswissenschaften vor, man dachte an einen Doktor honoris causa.
| Dem hielt das königliche Haus entgegen, »dass aber der wirkliche
| Doktorgrad natürlich sehr viel erstrebenswerther ist«.

Die Vorstellung, dass der “Dr. h.c.” im wesentlichen ein
Geschenk an irgendwelche Würdenträger oder Förderer ist,
und nicht einem wissenschaftlich begründeten “Dr.” gleichrangig
ist, stellt also keineswegs eine Neuerung dar.