Raubkopierte wissenschaftliche Veröffentlichungen
Golem berichtet darüber, daß Medizinstudenten die Artikel aus teuren Fachzeitschriften auf irgendwelchen Servern untereinander tauschen, gleiches Schema wie bei Raubkopien, weil sie sich die Artikel im Original nicht leisten können. Ein Armutszeugnis für die Wissenschaft.
Das ganze Publikationswesen der Wissenschaft mit diesen teuren unbezahlbaren Journalen ist faul und mit Korruption vermischt. Ich kenne bis heute keinen vernünftigen seriösen Grund, warum man wissenschaftliche Arbeiten in solchen teuren Blättern veröffentlichen sollte, da kann doch nur Schwindel und Betrug dahinterstecken.
Überhaupt ist die Auffassung der Wissenschaft davon, was man unter Veröffentlichung versteht, höchst dubios. Beufungsausschreibungen für Professoren, für die man schon jemanden vorgesehen habe, werden dort veröffentlichtm, wo sie garantiert keiner sucht und findet. Um an eine Dissertation zu kommen, mußte ich neulich in München verschmutzte und verkratzte Mikrofiches ausleihen und damit dann nach Karlsruhe fahren, um sie dort einzuscannen. Selbst Kleinstauflagen von 20 Exemplaren werden mitunter als Veröffentlichung ausgegeben. Der Begriff der Veröffentlichung wird in der Wissenschaft so unseriös, so inkonsequent und willkürlich, so unsinnig und unehrlich verwendet wie so vieles auch.
Ich plödiere dafür, nur noch das als „veröffentlicht“ anzusehen, was in elektronischer Form kostenlos und freizugänglich per Internet zu lesen ist. Wenn etwas in einem teuren oder sonst nicht allgemein zugänglichen Journal auftaucht, sollte es als verkauft, aber nicht als veröffentlicht gelten.
3 Kommentare (RSS-Feed)
So laufen – wie mir berichtet wurde – wohl die Ausschreibungen für Professorenstellen in Karlsruhe, wenn die schon unter der Hand an Spezis vergeben wurden und man möglichst wenige Bewerber haben will.
Das ist im biowissenschaftlichen Bereich ein echtes Problem. Hat deine Institution keine Subskription für ein bestimmtes Journal, kann der Artikel noch so interessant und wichtig für deine Arbeit sein, du bekommst ihn nicht. Da ist man dann gezwungen, Kollegen zu kontaktieren, die das haben (gut wenn man da welche kennt) oder dem korrespondieren Autor eine freundliche Mail zu schreiben, ob er einem denn nicht ein PDF überlassen könnte. Klappt dann auch meistens, ist aber lästig. Mein Chef veröffentlicht aus den Grund noch noch offen. Und eigentlich ist das ganze ziemlich pervers, weil die meiste Forschung ohnehin öffentlich finanziert wird (also auch die Veröffentlichungsgebühren), das dann nochmal dafür gezahlt werden soll, ist schon komisch. Da wäre ein Modell wie in den USA wünschenswert, wo alle Forschung, die vom NIH (mit)finanziert wird, öffentlich zugänglich sein muss. Egal in welchem Journal hinterher die Arbeit erscheint. Und das klappt auch…
In vielen Fächern wird sich die Praxis automatisch auf Deinen
Vorschlag einpendeln: was nicht verfügbar ist, wird nicht gelesen,
und daher auch nicht zitiert. Wer also gelesen (und zitiert) werden
will, stellt seine Ergebnisse mindestens als Preprint zur Verfügung,
wenn er nicht schon gleich ein Open-Access Journal wählt.
In richtigen Universitäten ist es auch üblich, Abschlussarbeiten
in den Bibliothekskatalog
zu übernehmen und Abschlussarbeiten in geeigneten
Archiven verfügbar
halten.
Bei solchen Sachen wie Berufungen oder “Excellenzinitiativen” bleibt
zu befürchten, dass es Dir auch in Zukunft so geht wie hier beschrieben:
| Mr Prosser said: “You were quite entitled to make any suggestions or
| protests at the appropriate time you know.”
|
| “Appropriate time?” hooted Arthur. “Appropriate time? The first I knew
| about it was when a workman arrived at my home yesterday. I asked him
| if he’d come to clean the windows and he said no he’d come to demolish
| the house. He didn’t tell me straight away of course. Oh no. First he
| wiped a couple of windows and charged me a fiver. Then he told me.”
|
| “But Mr Dent, the plans have been available in the local planning
| office for the last nine month.”
|
| “Oh yes, well as soon as I heard I went straight round to see them,
| yesterday afternoon. You hadn’t exactly gone out of your way to call
| attention to them had you? I mean like actually telling anybody or
| anything.”
|
| “But the plans were on display …”
|
| “On display? I eventually had to go down to the cellar to find them.”
|
| “That’s the display department.”
|
| “With a torch.”
|
| “Ah, well the lights had probably gone.”
|
| “So had the stairs.”
|
| “But look, you found the notice didn’t you?”
|
| “Yes,” said Arthur, “yes I did. It was on display in the bottom of a
| locked filing cabinet stuck in a disused lavatory with a sign on the
| door saying Beware of the Leopard.”
Aus Douglas Adams, The Hitchhikers Guide to the Galaxy.