John F. Kennedy, der Professor und ein Rudel nackter Weiber
Ein amüsanter Fall von Bildfälschung.
Die Klatsch- und Tratschkolumne TMZ brachte Ende Dezember einen Artikel darüber, daß ein Bild von John F. Kennedy aufgetaucht sei (siehe Link), auf dem er sich auf einer Yacht sonnt, auf der die nackten Weiber herumspringen. Wäre dieses Bild damals an die Öffentlichkeit gekommen – man schätzte es auf Mitte der 50er Jahre, und die USA waren da extrem prüde – wäre das ein Skandal und Kennedy erledigt gewesen. Kennedy als überführter Lustmolch. Wo man doch schon vermutete, daß er an Marilyn herumgeschraubt hätte. Was wäre das selbst heute noch ein Ding, wenn so ein Foto ans Licht käme.
Allerdings war sich auch TMZ wohl nicht so ganz sicher und hat verschiedene Experten befragt. Alle sagten, daß das Bild wohl nicht „Photoshopped” sei. Der „forensische Foto-Experte Professor Jeff Sedlik” (was auch der Grund ist, warum das hier in diesem Blog auftaucht) bestätigte die Echtheit. Das Papier sei von der Art, die man in den 50ern verwendet habe. Die Risse im Bild stammten von der Alterung. In einem Buch würde die Reise erwähnt. Und schließlich sei das Gesicht deckungsgleich mit einem anderen Bild John F. Kennedys. Es gibt sogar ein schönes Video davon in dem er erklärt, warum das zeifelsohne John F. Kennedy zeigt. Wohlgemerkt, der Mann ist Forensik-Professor für Fotographie, auf dessen Expertise beruhend werden auch Leute verurteilt.
Fairerweise muß man dazusagen, daß er es nicht als absolut sicher hingestellt hat, sondern eben gesagt hat, daß es wohl keine Fälschung wäre, und das alles echt aussieht, und eben nach JFK, und daß er es für echt halte. Immerhin.
Natürlich war das Bild faul. Sonst würde ich das hier kaum erwähnen. Ob es aber eine Fälschung im engeren Sinne war, darüber ließe sich streiten. Es kam nämlich heraus, daß es ein Bild aus der November-Ausgabe des PLAYBOY von 1967 war und ursprünglich in Farbe. Kennedy wurde 1963 erschossen. Laut dem Artikel waren sowohl die Frauen als auch der Mann auf der Liege bezahlte Modells, und das ganze sollte Yacht-Reisen von Playboy bewerben.
Kurios daran ist aber, daß das Bild eigentlich tatsächlich keine Fälschung ist, denn das Originalbild sieht – soweit ich ersehen konnte – bis auf die Farbe genauso aus. Das ist also eigentlich keine Bildfälschung, auf die man hereinfallen oder die man erkennen könnte. Das ganze Geheimnis des Bildes ist einfach, daß es nicht aus den 50ern stammt und der Mann einfach nicht JFK ist. Mehr ist da nicht. Möglicherweise hat der, der diesen Abzug gemacht hat, dabei überhaupt nicht an JFK oder Fälschung gedacht. Was aber die forensische Expertise umsomehr in Frage stellt. Daß jemand auf eine Montage hereinfällt ist eines. Daß aber jemand einfach so ein Bild von jemand anderem für ein Bild von JFK hält, ist eine andere Nummer.
Kleiner Gag zum Schluß: Das Fotoportal Freelens lästert darüber, daß man doch hätte erkennen müssen, daß die Position des Kopfes und die Schatten darum nicht stimmen. Daß es also eine schlecht gemachte Fotomontage sei. Kopf und Schatten waren aber (wohl) echt.
Hat vielleicht noch irgendwer den US-Playboy vom November 1967 herumliegen? Ich würde gerne mal nachprüfen, ob wenigstens das stimmt.