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Wie man Professor wird

Hadmut Danisch
30.1.2010 9:40

…oder wie unsere „Bildungselite” zustandekommt.

Da hat mir ein Kollege auch ne lustige Story erzählt. Er kennt einen, der so ganz ohne Zutun und aus Versehen in den Karriereaufzug zum Professor gekommen ist.

Irgendwie hatte der nach dem Studium keine Berufsaussichten und war über Beziehungen auf einer Juniorprofessur geparkt worden. Sie hatten gerade keinen anderen dafür und die Finanzmittel dafür sollten nicht verfallen. Dann lernte er irgendwelche anderen Wissenschaftler kennen, die immer massiv andere als Coautoren auf ihren Papers benannten, weil in deren Fächern bei der Bewertung der Qualität eines Papers auf die Zahl der Autoren ankommt. So kam der ohne Zutun und teils wohl sogar ohne davon zu wissen, zu einer ordentlichen Veröffentlichungsliste. Und weil bei den Berufungen nur die Länge der Liste und sonst gar nichts betrachtet wird, bekam er dann eine reguläre Professur auf Lebenszeit. Obwohl er seit dem Studium eigentlich fast nichts mehr gemacht hatte.

So kommt man in unsere Bildungselite.

2 Kommentare (RSS-Feed)

Mephane
1.3.2010 20:12
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Aber aber aber… Westerwelle und Schaven und eigentlich alle wissen doch, dass Erfolg von Leistung abhängt, und sich deshalb Leistung endlich mal wieder lohnen muss, damit wir Exportweltmeister bleiben!

… oder so ähnlich. Das ganze Gefasel von “Leistung” kontra “Faulheit” ist ein himmelschreiender Unfug. Denn Leistung wird entweder willkürlich als solche definiert, oder nun einmal mit irgendwelchen Methoden gemessen, die nur das Ergebnis, nicht aber die Leistung, die Anstrengung, Zeit und tatsächliche persönliche Mühe reflektieren.

Beispiel 1: Niedriglohnsektor. Da bekommen Leute für so wenig Geld, dass sie trotz Vollzeitarbeit noch Hartz IV beantragen müssen, obwohl sie weitaus mehr Leistung in unangenehmen Tätigkeiten erbringen, als irgendein Bürohengst der für seine Teilnahme an sinnloser Bürokratie das doppelte verdient.

Beispiel 2: Schulnoten. In meiner Berufsschulklasse war einer, der die beste Prüfung des ganzen Jahrgangs geschrieben hatte, inklusive (bescheiden) dotierter Auszeichnung. Für die ganze Prüfung hat der vielleicht gerade mal ne halbe Stunde “gebüffelt”, weil ihm die Lerninhalte eben besonders leicht fielen, gab er selbst auch zu. Belohnt wurde er nicht für irgendeine Leistung, sondern puren Zufall; denn Veranlagungen sind nun einmal Zufall, genauso wie man durch keine Mühe der Welt ‘lernen’ kann, ein zweiter Michelangelo zu werden – man ist es oder eben nicht. Viele Leute die die Schule, Uni etc. mit mäßigem bis schlechtem Abschluss verlassen, bringen sehr viel mehr Zeit und echte Leistung auf als manch einer, der Spitzenabschlüsse macht. Daran ist nichts falsches, so ist das Leben eben – aber daraus eine moralische Rechtfertigung für Korruption, Hetze, Armut etc. zu machen, ist absolut unredlich.

Tatsächlich, so denke ich, betrachtet sich die ‘Elite’, welche sich über variable Kombinationen von Titeln, viel Geld, Macht, Posten und “Vitamin B” definiert, selbst ohne es zugeben zu wollen als eine Art neofeudaler Adel, der sich dem ‘Pöbel’ gegenüber sieht den es aus den feinen Kreisen rauszuhalten gilt. Denn ich denke mit gewöhnlicher Arroganz oder Dummheit lässt sich das, was vor sich geht, nicht hinreichend erklären.


Hadmut Danisch
1.3.2010 21:07
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“neofeudal” ist gut und sehr passend, das muss ich mir merken.